Prater Bethausverein Tefilath Jeschuron

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Verein
Datum von 1911
Datum bis 1938
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 67048
GND
WikidataID
Objektbezug Jüdisches Bethaus, Jüdische Geschichte
Quelle
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Letzte Änderung am 13.04.2021 durch DYN.krabina
  • 2., Sebastian-Kneipp-Gasse 14

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48° 13' 8.26" N, 16° 24' 28.64" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Vereinsgeschichte

Der Prater Bethausverein Tefilath Jeschuron (=Gebet der Juden) wurde 1911 in Wien gegründet und unterhielt in 2., Sebastian-Kneipp-Gasse 14 bis 1938 ein Jüdisches Bethaus und Vereinslokal. Der Proponent und Obmann war Heinrich Bondy, 1911 wohnhaft 2., Ausstellungsstraße 25. Der Vereinszweck war „ein Betlocale im Praterviertel zu errichten und zu erhalten, allwo täglich der Gottesdienst und die Seelenandachten für die Verstorbenen abgehalten werden“ (Statut 1911, § 2). [1] Im Jahr 1919 hatte der Verein 310 Mitglieder.[2] Der Verein war bis 1938 Eigentümer eines Hauses in 2., Stuwerstraße 5.[3] Der Verein wurde nach 1945 nicht wieder begründet.

Besetzung durch SA-Formation, Arisierung des Vereinsvermögens und Vereinsauflösung 1938/1939

Bereits im März 1938 wurde das Bethaus von einer SA-Formation besetzt und der Bethausbetrieb geschlossen. Die Auflösung des Vereins sowie dessen Löschung aus dem Vereinsregister durch den Stillhaltekommissar für Vereine, Organisationen und Verbände erfolgte im Verlauf des Jahres 1939. 5709,43 Reichsmark an Sparguthaben wurden vom Stillhaltekommissar eingezogen, die dem Verein gehörige Liegenschaft in 2., Stuwerstraße 5 erging ebenfalls an den Stillhaltekommissar. [4]

Eigentumsverhältnisse: Arisierung und Restitution der Liegenschaft 2., Stuwerstraße 5

Der Prater Bethausverein Tefilath Jeschuron besaß in 2., Stuwerstraße 5, KG Leopoldstadt, EZ 4903 und EZ 4904 zwei Baustellen zu je 537.78 m2. Die Vermögensverkehrsstelle stimmte dem Verkauf der vom Stillhaltekommissar eingezogenen Grundstücke um 8 Schilling pro m2 an Georg und Richard Mahlmeister, die in 2., Czerninplatz 2 eine Möbeltischlerei besaßen und eine Erweiterung ihres Unternehmens planten, zu. Im Mai 1938 wurden die jüdischen Funktionäre des Bethauses von den beiden Herren Mahlmeister unter Druck gesetzt, ihren Besitz zu verkaufen. Am 17. Oktober 1938 kam es zum Kaufvertrag zwischen dem Stillhaltekommissar und Mahlmeisters, die sich bei der Vermögensverkehrrstelle um diese Grundstücke bewarben, um auf ihnen eine „Tischlereiwerkstätte zu errichten“. Die Einverleibung des Eigentumsrechts an die neuen Eigentümer erfolgte erst im Frühjahr 1939, da es zwischen der Vermögensverkehrsstelle und der zuständigen Behörde Stillhaltekommissar zu einem Streit über die Kompetenzen kam.[5]. Am 1. Juli 1952 kam es nach langwierigen Gerichtsverhandlungen bei der Rückstellungskommission beim Landesgericht für Zivilrechtssachen zum Vergleich zwischen der Antragstellerin Israelitische Kultusgemeinde Wien und den Ariseuren (Zl. 60 RK 24/52 Akt nicht mehr existent). Es wurde ein Vergleich über die Rückstellung an die Israelitische Kultusgemeinde geschlossen.[6] 1968 starteten Verkaufsverhandlungen der Israelitischen Kultusgemeinde mit der Österreichischen Heimwerk Wohnbaugesellschaft m.b.H., die auf den Grundstücken ein Wohnaus errichtete. [7]

Bedeutende Rabbiner und Kantoren

Der letzte Rabbiner des Prater Bethausvereins Tefilath Jeschuron war Moses Zikier. Kantoren waren Hermann und Ernst Goldstein.[8]

Vereinsvorstand vor 1938

Obmänner:

  • Gerson Wittlin[9] und
  • Jakob Heliger[10]

Vereinsvorstand 1938

  • Obmann 1938: Jakob Helliczer, wohnhaft 2., Ausstellungsstraße 5
  • Präsident und letzter Obmann 1938: Nachmann Frey, 1938 wohnhaft 2., Ausstellungsstraße 45
  • Schriftführer: Leopold Altholz, 2., Reichsbrückenstraße 36
  • Kassier: Simon Apfelschnitt, 2., Molkereistraße 7[11]

Quellen

Literatur

  • David Jüdische Kulturzeitschrift
  • Hugo Gold: Geschichte der Juden in Wien. Ein Gedenkbuch. Tel-Aviv: Publishing House Olamenu 1966.
  • Jahresbericht der Israelitischen Kultusgemeinde Wien 1928, 1932, 1936.
  • Jüdisches Jahrbuch für Österreich, Wien 1932.
  • Krakauer Kalender vom Jahre 1937.
  • Elisheva Shirion: Gedenkbuch der Synagogen und Jüdischen Gemeinden Österreichs. Hg. Vom Synagogen Memorial, Jerusalem. Wien: Berger-Horn 2012 (Synagogen Gedenkbücher Deutschland und Deutschsprachige Gebiete, 5 Österreich).

Einzelnachweise

  1. Wiener Stadt- und Landesarchiv, M. Abt. 119, A 32: Zl.7978/1938.
  2. Elisheva Shirion: Gedenkbuch der Synagogen und Jüdischen Gemeinden Österreichs. Hg. Vom Synagogen Memorial, Jerusalem. Wien: Berger-Horn 2012 (Synagogen Gedenkbücher Deutschland und Deutschsprachige Gebiete, 5 Österreich), S. 98.
  3. Österreichisches Staatsarchiv, Stillhaltekommissar Wien, Referat König, Mappe Mappe 13 und 13a, Sch. 973
  4. Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien: IV Ac 31 A2/32, Karton 555
  5. Österreichisches Staatsarchiv, Stillhaltekommissar Wien, Referat König, Mappe 13 und 13a, Karton 973
  6. Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt 119, A41: 2. Bezirk, Zahl 133.
  7. Archiv der Israelitischen Kultusgemeinde Wien A/VIE/IKG/I-III/LG/Wien 2., Stuwerstraße 5
  8. Elisheva Shirion: Gedenkbuch der Synagogen und Jüdischen Gemeinden Österreichs. Hg. vom Synagogen Memorial, Jerusalem. Wien: Berger-Horn 2012 (Synagogen Gedenkbücher Deutschland und Deutschsprachige Gebiete, 5: Österreich), S. 98.
  9. David Jüdische Kulturzeitschrift
  10. Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien: IV Ac A2/32, Schachtel 555.
  11. Wiener Stadt- und Landesarchiv, M. Abt. 119, A 32: Zl.7978/1938.