Präsidentschaftskanzlei

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Angelobung von Bürgermeister Bruno Marek durch Bundespräsident Franz Jonas am 11. Juni 1965 in der Präsidentschaftskanzlei.
Daten zur Organisation
Art der Organisation Behörde
Datum von
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 17730
GND 4787783-2
WikidataID Q1477370
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 22.09.2022 durch WIEN1.lanm08swa
Bildname Präsidentschaftskanzlei.jpg
Bildunterschrift Angelobung von Bürgermeister Bruno Marek durch Bundespräsident Franz Jonas am 11. Juni 1965 in der Präsidentschaftskanzlei.
  • 1., Ballhausplatz

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48° 12' 28.03" N, 16° 21' 50.45" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Die Präsidentschaftskanzlei, Amtssitz des österreichischen Bundespräsidenten, ist seit dem Jahr 1946 in den ehemaligen kaiserlichen Zeremonialappartements im Leopoldinischen Trakt der Wiener Hofburg untergebracht. Während in der Ersten Republik Bundeskanzler und Bundespräsident gemeinsam unter einem Dach im gegenüberliegenden Bundeskanzleramt residiert hatten, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg ein neuer Standort für die Kanzlei des obersten Vertreters des Landes gesucht. Mit der räumlichen Trennung der beiden höchsten politischen Ämter des Staates setzte das wiedererstandene Österreich im Jahr 1945 ein deutliches Zeichen des neu gefundenen Selbstbewusstseins.

Die Entscheidung zugunsten der ehemaligen Kaiserresidenz als neuen Sitz des Staatsoberhauptes kam vom späteren Bundespräsidenten Karl Renner, der zu dieser Zeit noch die Funktion des Staatskanzlers der provisorischen Staatsregierung innehatte. In einem Brief an Staatssekretär Julius Raab vom 2. November 1945 bezeichnete Renner die Hofburg "persönlich hierfür am geeignetsten", um "das jeweilige Staatsoberhaupt der Republik in würdiger Weise" zu beherbergen. Die Hofburg stand für ihn als Zeichen höchster politischer Repräsentation: Wie der tschechoslowakische Präsident Thomáš G. Masaryk, der in der Prager Burg residierte, oder der autoritäre Reichsverweser Miklós Horthy auf der Burg der ungarischen Könige in Budapest, sollte laut Renner auch der höchste Vertreter Österreichs einen entsprechenden Amtssitz vorweisen.

Da mit Ausnahme der historischen Schauräume in der Hofburg nach dem Zweiten Weltkrieg keinerlei Räume leer standen, mussten erst Verhandlungen mit den damaligen Mietern des Leopoldinischen Traktes geführt werden. Neben einigen Privatwohnungen und dem Depot des Deutschmeistermuseums waren vor allem verschiedene Abteilungen der Polizei in diesem Trakt untergebracht. Zusätzlich war ein Teil der zukünftigen Amtsräume des Bundespräsidenten von der Roten Armee besetzt. Die Instandsetzungsarbeiten und Möblierung der Adlerstiege und der Appartements im ersten und zweiten Stock des Leopoldinischen Traktes nahmen mehrere Monate in Anspruch. Ab dem Jahr 1943 hatte man – aufgrund des Näherrückens der Kriegsfront – wertvolle Bilder, Gobelins und Möbel aus den auch noch während der NS-Zeit der Öffentlichkeit zugänglichen Schauräumen in luftschutzsichere Kellerräume der Burg gebracht. Zur Ausstattung der Repräsentations- und Amtsräume für den Bundespräsidenten der Zweiten Republik mussten 1946 daher sämtliche Einrichtungsgegenstände wieder zusammengesucht werden, zudem sorgten die Beschaffungsschwierigkeiten für Materialien auch bei der Restaurierung für zusätzliche Verzögerung. Das barocke Paradebett der "Reichen Schlafzimmers" wurde aus praktischen Gründen nicht wieder an seinen Platz gebracht, sondern ist heute in Schloss Schönbrunn aufgestellt. Die Stelle des Bettes nimmt seitdem ein Staatsporträt Maria Theresias ein. Es bildet den Blickfang des Maria-Theresien-Zimmers, in dem wichtige Staatsakte vollzogen werden. Als erste offizielle Veranstaltung in den Ende 1946 fertiggestellten, bis heute als Präsidentschaftskanzlei dienenden Räumen wurde am 20. Dezember 1946 der "Festakt anlässlich des 1. Jahrestages der verfassungsmäßigen Konstituierung der Zweiten Republik Österreichs" abgehalten.

Literatur

  • Anna Stuhlpfarrer: Die Renaissance des „Regierenden Traktes“ – zur Übersiedlung der Präsidentschaftskanzlei in die Alte Burg. In: Die Wiener Hofburg seit 1918. Von der Residenz zum Museumsquartier (Veröffentlichungen zur Bau- und Funktionsgeschichte der Wiener Hofburg 5; Veröffentlichungen zur Kunstgeschichte 16; Denkschriften der philosophisch-historischen Klasse der ÖAW 447). Hg. von Maria Welzig. Wien 2018, S. 207-212
  • Renate Leggatt-Hofer, Reinhold Sahl (Hg.): Die Wiener Hofburg. Sechs Jahrhunderte Machtzentrum in Europa. Wien 2018
  • Richard Kurdiovsky (Hg.): Die österreichische Präsidentschaftskanzlei in der Wiener Hofburg. Wien 2008