Polly Frank

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Polly Frank, um 1930
Daten zur Person

Polly Frank, * 13. August 1908 Wien, † 17. März 1990 Wien, Operettensängerin.

Biografie

Polly Frank, als Leopoldine Frank in Altsimmering geboren, stammte aus einer Arbeiterfamilie und war zunächst als Verkäuferin tätig. Sie soll bei dem Wiener Komponisten Heinrich Strecker gelernt haben. Ergänzend dazu findet sich die Information, dass Frank Gesangsunterricht bei der Opernsängerin Olga Liebstoeckl erhalten habe. Die Theateralmanache im Archiv des Theatermuseums vermerken in den frühen 1930er Jahre als Wohnadresse die Randhartingergasse 3 im 10. Wiener Gemeindebezirk.

Vom Revuegirl zur Solistin

Bevor Frank eine Karriere als Operettensängerin verfolgte, trat sie Ende der 1920er Jahre als Revuegirl im Kabarett Simpl auf und war Mitglied des Chores am Theater an der Wien. 1930 spielte Frank am Johann-Strauß-Theater in zwei Stücken. Ihr Debüt in einer Solorolle gab sie in "Die verliebte Eskadron". Die Tageszeitung Die Stunde schrieb, sie habe "die ersten Schritte ihrer Bühnenlaufbahn mit voller Sicherheit einer zukunfts- und erfolgreichen Karriere" entgegengemacht. Im gleichen Jahr trat sie am Johann-Strauß-Theater in "Der lustige Krieg" auf.

1931 wurde Frank über den Theaterregisseur Hubert Marischka an das Theater an der Wien verpflichtet und wirkte in "Der Traumexpress" mit. Im Jahr darauf spielte Frank außerdem auf der Revuebühne Femina in "Liebe am laufenden Band" und hatte erste Auftritte im Hörfunk. In den darauffolgenden Jahren war sie am Theater an der Wien für einige Stücke engagiert, darunter "Der Traumexpress", "Der Graf von Luxemburg", "Die lustige Witwe", "Der Teufelsreiter", "Der Bauerngeneral", "Im weißen Rössl", "Die Blume von Hawaii", "Ein Liebestraum", "Die Dame mit dem Regenbogen" und "Sissy". Die im Archiv des Theatermuseums bewahrten Probenbücher der Jahre 1932 und 1933 belegen, dass Frank für gleich mehrere Rollen in einem Stück eingesetzt war und, je nach Vorstellung, auch an einem Tag in aufeinanderfolgenden Nachmittags- und Abendvorstellungen unterschiedliche Rollen übernahm. Frank probte so gut wie jeden Tag und spielte meist zusätzlich nachmittags und abends eine Vorstellung in mehreren Produktionen gleichzeitig am Theater an der Wien und am Stadttheater. Entgegen der Vermutung, dass Polly Frank die Rolle der Sissy in der gleichnamigen Operette erst mit Umzug des Stückes ans Stadttheater am 22. August 1933 übernahm, zeigen die Aufzeichnungen, dass sie bereits im Juni 1933 die Hauptrolle bei den Nachmittagsvorstellungen sang.

Filmkarriere und Gastspiele im Ausland

In Zeitungsberichten aus dem Jahr 1934 ist die Rede davon, dass Polly Frank zu einer amerikanischen Revuetournee verpflichtet worden sei und 1936 ein Engagement in New York erhalten habe. Informationen darüber bleiben aber ebenso vage wie jene zu den in den Zeitungen verbreiteten Gerüchten, Frank sei 1938 von der UFA nach Berlin beziehungsweise von UFA Regisseur Fritz Thiery für den Film engagiert worden. Besser belegbar sind diverse Gastspiele in Deutschland und in der Schweiz. 1936 spielte Frank am Centraltheater in Dresden in den Operetten "Marielu" und "Der Prinz von Thule". Erstere wurde außerdem mit Frank am Metropoltheater in Berlin aufgeführt. Im August 1937 sang sie in einem Gastspiel des Stückes "Der Walzertraum" im Rahmen der Operettenfestspiele am Züricher Korsotheater. Auch in Karlsruhe spielte Frank am Badischen Staatstheater 1941 in "Die Maske in Blau".

Fest steht, dass Polly Frank ihre berufliche Tätigkeit während der Zeit des Austrofaschismus und des Nationalsozialismus weiterführen konnte. In einer in der Wiener Allgemeinen Zeitung vom 29. April 1933 abgedruckten Erklärung bat Polly Frank um die Feststellung, dass sie – entgegen anderslautender Gerüchte – nicht Mitglied der "Nazi– Zelle" am Stadttheater war. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme trat sie unter anderem bei Veranstaltung der Organisation "Kraft durch Freude" in österreichischen und deutschen Städten auf. Unter Verwaltung der KdF stand in Wien auch die Volksoper. Dort spielt Frank 1938 in "Der ewige Walzer" und "Gruß und Kuß aus der Wachau". Heinrich Strecker, der Komponist von "Der ewige Walzer", bei welchem Frank wie einleitend bemerkt, gelernt haben soll, war Mitglied der NSDAP und Wiener Fachgruppenleiter der Komponisten, Schriftsteller und Musikverleger der Partei.

Am 3. Oktober 1941 heiratete Polly Frank in Wieden Rudolf Gustav Neubauer. Das Paar war laut Lehmann-Adressbuch Anfang der 1940er Jahre an der Adresse Margaretengürtel 76–80 gemeldet.

Zwischen 1942 und 1944 war Frank am Deutschen Theater im französischen Lille, das von 1941 bis 1944 unter deutscher Besatzung stand, engagiert. In der Nachkriegszeit taucht der Name Polly Frank in der Berichterstattung nur noch vereinzelt in Zusammenhang mit Radioübertragungen oder Auftritten in Konzerten und Revuen auf.

Polly Frank starb am 17. März 1990 in Wien und ist gemeinsam mit ihrem 1987 verstorbenen Ehemann auf dem Zentralfriedhof beerdigt.

Quellen