Paul Hellmann
Paul Hellmann, * 19. April 1876 Wien; † 9. Dezember Wien,. Textilindustrieller, Mäzen.
Biografie
Paul Hellmann wurde 1876 in eine reiche jüdische Industriellenfamilie hineingeboren. Obwohl seine Neigungen und Interessen der Kunst und Kultur galten, erwarb er ein Doktorat in Rechtswissenschaften und übernahm als ältester Sohn der Familie die väterlichen Textilfabriken. 1901 heiratete Paul Hellmann die ebenfalls aus dem jüdischen Großbürgertum stammende Irene Redlich. Sie wurden Eltern von drei Kindern. 1912 gründete Paul Hellmann die "P. Hellmann Aktiengesellschaft für Textilindustrie", die eine Baumwollspinnerei und eine Weberei in Nordböhmen betrieb. Als Präsident hielt er 50 % der Aktien. Verwaltungsräte waren sein jüngerer Bruder Otto sowie sein Schwager Fritz Redlich. Der Firmensitz befand sich in der Günthergasse 1, dort war auch der Wohnsitz der Familie.
Hier war Irene Hellmann Gastgeberin von Salons, wo prominente Kulturschaffende verkehrten und Paul Hellmann, der als hervorragender Geiger galt und drei Stradivari besaß, mit seiner Musik die Gäste unterhielt. Unterrichtet wurde Hellmann vom Komponisten und Violinvirtuosen Adolf Busch, den er auch finanziell unterstütze. Die Sommer verbrachte die Familie in ihrer Villa in Altaussee. Zum Kreis um die Familie Hellmann zählten unter anderem Hermann Bahr, Jakob Wassermann, Gustav Mahler und Egon Wellesz.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Firmensitz nach Prag verlegt. Von Beginn an unterstützte Paul Hellmann die Idee seiner Freunde Hugo von Hofmannsthal und Max Reinhardt, in Salzburg Festspiele zu gründen. Durch Hofmannsthal lernte der Mäzen Richard Strauss kennen, der zu einem Freund der Familie wurde. Am 21. August 1920 wurde Paul Hellmann in das Präsidium der Salzburger Festspiele berufen. Als begeisterter Hobby-Fotograf dokumentierte er die Salzburger Festpeile und ihrer Protagonistinnen und Protagonisten. Gleichzeitig war er einer der wichtigsten Geldgeber. Nach Unstimmigkeiten zwischen der Wiener und der Salzburger Sektion der Festspiel-Gemeinde schied Hellmann 1924 aus dem Vorstand aus. Gleichzeitig war auch Hellmanns Firma von der Krise der Textilindustrie betroffen und musste 1927 schließen.
Paul und Irene Hellmann blieben auch nach dem März 1938 in Wien. Obwohl der einstige Industrielle bereits durch zwei Operationen geschwächt war, kam er im Herbst in GESTAPO-Haft und starb kurz nach seiner Entlassung am 9. Dezember 1938.
Literatur
- Marcus G. Patka / Sabine Fellner [Hrsg.]: Jedermanns Juden. 100 Jahre Salzburger Festspiele. Wien / Salzburg: Jüdisches Museum / Residenzverl. 2021
- Martin Th. Pollner: Die Familien Redlich und Hellmann in Aussee. Teil 1. In: Alpenpost. Zeitung des Steirischen Salzkammergutes. Band 7, 3. April 2014, S. 23
- Hugo von Hofmannsthal: Briefe an Irene und Paul Hellmann. Hrsg. von Werner Volke. In: Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft; 11.1967