Paul Engelmann

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Paul Engelmann, um 1950
Daten zur Person
Personenname Engelmann, Paul
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 32802
GND 119294753
Wikidata Q85557
Geburtsdatum 14. Juni 1891
Geburtsort Olomouc 4075643-9
Sterbedatum 5. Februar 1965
Sterbeort Tel Aviv-Jaffa 4059353-8
Beruf Architekt, Literat, Philosoph
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Archiv der Universität Innsbruck, Israelische Nationalbibliothek Jerusalem
Objektbezug Adolf Loos (Portal), Karl Kraus (Portal)
Quelle
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Recherche
Letzte Änderung am 8.04.2024 durch WIEN1.lanm09kka
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
Bildname Paul Engelmann.jpg
Bildunterschrift Paul Engelmann, um 1950

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Ansicht des Wittgensteinhauses, das Paul Engelmann gemeinsam mit Ludwig Wittgenstein entwarf (1926)

Paul Engelmann, * 14. Juni 1891 Olmütz, † 5. Februar 1965 Tel Aviv-Jaffa, Architekt.

Biografie

Paul Engelmann entstammte einem jüdischen Elternhaus in Olmütz. Die Graphikerin Anny Engelmann war seine Schwester, der unter dem Pseudonym Peter Eng bekannte Karikaturist und Trickfilmzeichner Peter Engelmann Pauls Bruder.

Engelmann begann nach der Matura am Gymnasium Olmütz seine Ausbildung zum Architekten an der Technischen Hochschule in Wien, wechselte 1912 in die Privatschule von Adolf Loos, die er 1915 abschloss. Der Einfluss, den Loos auf Paul Engelmann ausübte, begleiteten fortan sein gesamtes architektonisches Schaffen.

Die berufliche Beziehung zu Adolf Loos, dessen erster ständiger Mitarbeiter Engelmann ab 1918 war, war äußerst ergiebig. Bereits in der Ausbildungszeit setzte Loos Engelmann als Planverfasser und Entwerfer ein. Den 1912–1913 von Loos entwickelten Generalregulierungsplan, der auf Basis des Bestandes von 1859 eine Alternative zur Ringstraße vorsah, zeichnete Engelmann nach den Angaben von Adolf Loos.

1915 wurde Engelmann zum Militär eingezogen, erkrankte jedoch schon bald und wurde wegen seines chronischen Lungenleidens aus dem Militärdienst entlassen, worauf hin er in sein Olmützer Elternhaus ging. Loos wusste, dass Ludwig Wittgenstein zur gleichen Zeit in Olmütz seine Ausbildung in der Artillerieoffiziersschule absolvierte und empfahl Engelmann bei Wittgenstein. Dieser lernte den jungen, auch literarisch und philosophisch interessierten Architekten schätzen und es entwickelte sich eine lebenslange tiefe Freundschaft. Der junge Architekt zählt zu den frühen Kommentatoren des Tractatus logico-philosophicus und trug zu dessen internationaler Rezeption bei.

Nach Kriegsende arbeitete Engelmann für Loos die Pläne zum Haus Dr. Konstandt in seiner Heimatstadt Olmütz aus und wurde zusätzlich in die Planungsarbeiten für ein Landhaus des Prinzen Leo Sapieha bei Przemysl einbezogen. Engelmann dürfte schon vor seinem Eintritt in die Bauschule von Adolf Loos Bekanntschaft mit Karl Kraus, geschlossen haben. Dieser publizierte in der Fackel 1911 Engelmanns Preisgedicht "Das Haus auf dem Michaelerplatz" über das heftig attackierte Looshaus am Michaelerplatz. Das als Sonett angelegte Gedicht trug Karl Kraus in weiterer Folge am 15. Mai 1911 im Akademischen Verband für Literatur und Musik persönlich vor. Zu Kriegsbeginn waren Loos und Engelmann zudem zunächst patriotisch eingestellt, lehnten sich aber im Laufe der Zeit zunehmend an Kraus' pazifistischen Standpunkt an. Während des ersten Weltkriegs 1914/1915 war Engelmann als Kraus' Privatsekretär tätig.

In der Bauschule von Adolf Loos lernte Engelmann den Schriftsteller und Architekturstudenten Alfred Grünewald kennen. Für die Aufführung seines Fastnachtsspiels im Carltheater gestaltete Paul Engelmann die Bühnenbilder.

Als selbständiger Architekt arbeitete Engelmann zunächst hauptsächlich bei Innenausstattungen. Durch die Freundschaft mit der Familie Wittgenstein arbeitete er 1917–1919 an der Innenausstattung eines Sommerhauses in Neuwaldegg. 1925 wurde er von Margaret Stonborough, einer Schwester Ludwig Wittgensteins, mit dem Entwurf für ihr neues Wohnhaus in Wien beauftragt. Das Haus wurde schließlich 1926/27 als Gemeinschaftsprojekt mit Ludwig Wittgenstein realisiert. Engelmann lebte und wirkte bis zu seiner Emigration nach Palästina, die schon 1934 erfolgte, vorwiegend in seiner Heimatstadt Olomouc (Olmütz/Mähren).

1944 bis 1949 gab er im Selbstverlag die Schriftenreihe "Gedanken" mit Heften für Adolf Loos und Karl Kraus heraus.

Im Jahr 2003 wurde in Wien-Donaustadt der Paul-Engelmann-Weg nach ihm benannt. Teile seines Nachlasses befinden sich in der Israelischen Nationalbibliothek sowie im Archiv der Universität Innsbruck.

Quellen

Literatur

  • Friedrich Pfäfflin (Hg.): Aus großer Nähe. Karl Kraus in Berichten von Weggefährten und Widersachern. Göttingen: Wallstein Verlag 2008
  • Edward Timms: Karl Kraus. Satiriker der Apokalypse. Wien: Deuticke, 1995
  • Paul Wijdeveld: Ludwig Wittgenstein, Architekt. Basel: Wiese Verlag 1994
  • Burkhardt Rukschcio / Roland Schachel: Adolf Loos. Leben und Werk. Salzburg: Residenz Verlag 1982, S. 212, 221, 240
  • Wiener Salonblatt, 8. März 1919, S. 9 / ÖNB, ANNO
  • Judith Bakacsy: Paul Engelmann (1891-1965). Ein biographischer Versuch. o.O.: o.V. o.J.


Paul Engelmann im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks