Pathologie

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Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 11.01.2021 durch WIEN1.lanm08wei

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Anfänge

Seit Beginn des klinischen Unterrichts in Wien (1754) mit Anton de Haen sezierte der klinische Lehrer selbst die verstorbenen Patienten. Ab 1796 wurde auf Initiative von Johann Peter Frank im AKH eine eigene Prosektur errichtet und mit Aloys Rudolph Vetter besetzt. Damit begann sich die Pathologie als eigenständiges Fach zu entwickeln. Gleichzeitig wurde auch ein Pathologisch-anatomisches (Bundes)Museum begründet, in dem die wichtigsten Präparate und histologischen Schnitte aufbewahrt (und ausgestellt) wurden. Unter Andreas Joseph Stifft erfolgte 1811 die Restituierung der Prosectorsstelle, nun auch mit Besoldung (Lorenz Biermayer). 1821 wurde ad personam für Biermayer eine ao. Professur für Pathologie geschaffen. Ab 1827 wirkte Carl von Rokitansky an der Prosektur im Allgemeinen Krankenhaus als unbesoldeter Praktikant; er stieg dort 1830 zum Assistenten auf und wurde 1834 zum außerordentlichen Professor ernannt 1844 wurde die Pathologie zum obligaten Lehrfach erhoben und Rokitansky zum Ordinarius bestellt.

Die neue Lehre

Mit dem internen Kliniker Joseph Skoda und dem Dermatologen Ferdinand von Hebra schuf Rokitansky auf dem Boden der Pathologie (das heißt anhand der Sektionsbefunde) eine neue materialistische Krankheitslehre, mit deren Hilfe er die wichtigsten klinischen Krankheitsbilder voneinander abzugrenzen und zu differenzieren vermochte. Diese Leistung erbrachte der II. Wiener Medizinischen Schule Weltruf. 1868 erreichte Rokitansky auch die Begründung des Instituts für allgemeine und experimentelle Pathologie (das sein Schüler Salomon Stricker leitete) und 1873 einer eigenen Lehrkanzel für diese Subspezialität. Ein weiterer bedeutender Schüler Rokitanskys war Jakob Kolletschka. Rokitanskys Nachfolger wurden Richard Heschl, Johann (Hans) Kundrat und Anton Weichselbaum. Dieser gab der Bakteriologie innerhalb der Pathologie breiten Raum. Weitere bedeutende Lehrkanzelvertreter waren Alexander Kolisko, Heinrich Albrecht, Rudolf Maresch und Hermann Chiari. Bei Hermann Chiari standen mikrobiologische, parasitäre und bakteriologische Themen im Vordergrund seiner Forschungstätigkeit.

Nachdem die Zellularpathologie um 1900 in die Krise geraten war, eröffnete die von Rokitansky vorbereitete Korrelations- und Systempathologie in der Krankheiten nicht mehr einzelnen Zellen oder Zellverbänden sondern als Systemerkrankung des Körpers erfasst wurden einer neuen Generation von Pathologen besonders ab der Zwischenkriegszeit neue Wege der Forschung. Zu den experimentellen Pathologen zählte unter anderem Samuel Basch. Die experimentelle Pathologie erlebte mit Richard Paltauf, der auch das Serotherapeutische Institut begründete, eine Hochblüte. Sein wichtigster Schüler war (neben Maresch, Carl Julius Rothberger, Rudolf Kraus, Ernst Peter Pick und Ernst Freund) Carl Sternberg.

Literatur

  • Hermann Chiari: Carl von Rokitanskys Bedeutung Für die pathologische Anatomie. In: Wiener klinische Woche 66 (1954), S. 134 ff
  • 30 Jahre experimentelle Pathologie. Herrn Prof. Dr. S. Stricker zur Feier seines 25jährigen Jubiläums als ordentlicher Professor der allgemeinen und experimentellen Pathologie und zur Erinnerungan den 30jährigen Bestand des Institutes für experimentelle Pathologie in Wien gewidmet von Freunden und Schülern. Leipzig: Deuticke 1898
  • Walther Fischer / Georg B. Gruber: Fünfzig Jahre Pathologie in Deutschland. Ein Gedenkbuch zum 50jährigen Bestehen der Deutschen Pathologischen Gesellschaft (1897 - 1947). Stuttgart: Thieme 1949
  • Michael Hubenstorf: Kontinuität und Bruch in der Medizingeschichte. Medizin in Österreich 1938 bis 1945. In: Friedrich Stadler (Hg.): Kontinuität und Bruch 1938-1945-1955. Beiträge zur österreichischen Kultur- und Wissenschaftsgeschichte, Wien/München: Jugend und Volk 1988, S. 299-332.
  • Alexander Kolisko: Über den Unterricht der pathologischen Anatomie in Österreich. In: Wiener klinische Woche 30 (1917), S. 95 ff.
  • Erna Lesky: Die Wiener medizinische Schule im 19. Jahrhundert. Wien [u.a.]: Böhlau 1965 (Studien zur Geschichte der Universität Wien, 6), S. 97 ff., S. 129 ff., S. 549 ff., S. 566 ff.
  • Erna Lesky: Pathology in Austria during the Romantic Period (1800-48). Spanisch erschienen in: Pedro Laín Entralgo [Hg.]: Historia universal de la medicina. Band 5: Ilustracion y romanticismo. Barcelona [u.a.]: Salvat Editores 1973, S. 280 ff.
  • Karola Meyer: Personalbibliographie von Professoren und Dozenten des Pathologisch-Anatomischen Institutes und des Institutes für Allgemeine und Experimentelle Pathologie der Universität Wien im ungefähren Zeitraum von 1936-1949. Diss. Univ. Erlangen. Erlangen 1970
  • Richard Paltauf: Die allgemeine und experimentelle Pathologie im Unterricht und als Wissenschaft. In: Wiener klinische Woche 13 (1900), S. 1190 ff.
  • Karl Heinz Tragl: Chronik der Wiener Krankenanstalten. Wien/Köln/Weimar 2007, S. 184-186.
  • Anton Weichselbaum: Über die Entwicklung und Richtung der modernen pathologischen Anatomie. In: Wiener klinische Woche 6 (1893), S. 769 ff
  • Helmut Wyklicky: Zur Geschichte des Instituts für allgemeine und experimentelle Pathologie der Universität Wien. In: Wiener klinische Woche 97 (1985), S. 349 ff.