Otto Leichter

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Meldezettel von Otto Leichter.
Daten zur Person
Personenname Leichter, Otto
Abweichende Namensform Heinrich Berger; Konrad Hueber; Pertinax; Georg Wieser
Titel Dr. iur.
Geschlecht männlich
PageID 8379
GND 122231287
Wikidata Q2039755
Geburtsdatum 22. Februar 1897
Geburtsort Wien
Sterbedatum 14. Februar 1973
Sterbeort New York
Beruf Journalist, Politiker
Parteizugehörigkeit Sozialdemokratische Arbeiterpartei, Revolutionäre Sozialisten
Ereignis
Nachlass/Vorlass Teil-Nachlass VGA
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
Bildname Otto Leichter Meldezettel.jpg
Bildunterschrift Meldezettel von Otto Leichter.
  • 20., Traungelsgasse 4 (Geburtsadresse)
  • 1., Esslinggasse (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Preis der Stadt Wien für Publizistik (Verleihung: 1970)
  • Dr.-Karl-Renner-Publizistikpreis (Verleihung: 1972)


Otto Leichter, * 22. Februar 1897 Wien, † 14. Februar 1973 New York, Journalist, Politiker.

Biographie

Otto Leichter war der Sohn von Regine und Samuel Leichter, der aus Mähren stammte und nach seiner Übersiedlung nach Wien als Buchhalter arbeitete.

Er besuchte das Maximilian-Gymnasium in Wien IX, wo er am 28. Juni 1915 mit Auszeichnung maturierte. Danach begann Otto Leichter ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien, das er aber kriegsbedingt unterbrechen musste. Am 7. Mai 1920 promovierte er zum Dr. iuris.

Bereits während seines Studiums wandte er sich den Sozialdemokraten zu und lernte im Zuge dieser ersten politischen Aktivitäten auch seine spätere Frau Käthe Pick kennen (Heirat 1921). Aus der Ehe stammten zwei Söhne: Heinz (1924 bis 2010), der sich im US-amerikanischen Exil Henry O(tto) Leichter nannte und als Rechtsanwalt arbeitete, und Franz S(igmund) Leichter (1930 bis 2023), ein Rechtsanwalt und demokratischer Politiker in New York. Otto und Käthe Leichter waren Mitbegründer des Verbandes der sozialdemokratischen Studenten und Akademiker (seit 1925 Verband Sozialistischer Studenten Österreichs).

Otto Leichter war unmittelbar nach Kriegsende als juristischer Referent und ab 1921 als Prokurist in der Gemeinwirtschaftlichen Anstalt Arsenal beschäftigt. 1919 bis 1934 schrieb er für die Zeitschrift "Der Kampf", 1925 bis 1934 war er Redakteur der "Arbeiter-Zeitung" und als solcher ein enger Mitarbeiter Otto Bauers.

1934 entzog sich Otto Leichter der drohenden Verhaftung durch die Flucht über Brünn nach Zürich, kehrte jedoch bald wieder nach Österreich zurück, wo er kurze Zeit als Obmann der Revolutionären Sozialisten tätig war, vor allem aber als Spitzenfunktionär der illegalen Freien Gewerkschaften Österreichs und als Redakteur der Zeitung "Die Gewerkschaft" wie auch anderer illegaler Kampfschriften, für die er unter verschiedenen Pseudonymen Artikel verfasste.

1938 gelang Otto Leichter die Flucht über Brüssel nach Paris, wo er als Mitglied der Erweiterten Auslandsvertretung der österreichischen Sozialisten und als Redaktionsleiter der Zeitschrift "Der Sozialistische Kampf" seine politische Arbeit fortsetzte. Auch die Söhne wurden mit Hilfe einer befreundeten Familie und der ehemaligen Hausgehilfin ins Ausland gebracht, während Käthe Leichter von der Gestapo verhaftet und 1940 in der Psychiatrischen Anstalt Bernburg ermordet wurde.

1940 musste Otto Leichter neuerlich fliehen und gelangte schließlich in die USA, wo er ab 1942 als Exekutivmitglied des Austrian Labor Committee und Redakteur der Zeitschrift "Austrian Labor Information" arbeitete.

1946 kehrte Otto Leichter nach Wien zurück und war zwei Jahre lang Mitarbeiter der Arbeiterkammer und Redakteur der von ihm wieder begründeten Zeitschrift "Arbeit und Wirtschaft". Nach parteiinternen Querelen übersiedelte Leichter 1948 zurück nach New York, wo er als US-Korrespondent der "Arbeiter-Zeitung" und als UNO-Korrespondent der "Deutschen Presse-Agentur" (dpa) tätig war.

Viele der Beiträge Otto Leichters für die Tageszeitungen der Zwischenkriegszeit und die österreichische Untergrundpresse in den 1930er Jahren waren nicht namentlich gekennzeichnet und sind daher auch nicht mit Sicherheit rekonstruierbar. Ein Überblick über die zahlreichen Redaktionen, für die er arbeitete bzw. die er begründete oder leitete, findet sich im Anhang der von Christian Fleck und Heinrich Berger verfassten Biographie "Gefesselt vom Sozialismus. Der Austromarxist Otto Leichter (1897−1973)".

Otto Leichters zweite Gattin (1943 New York) war die Emigrantin Elsa Kolari, geborene Schweiger (* 1905), die als Therapeutin beim Jewish Family Service in New York arbeitete.

Werke

(Auswahl)

  • Briefe ohne Antwort. Aufzeichnungen aus dem Pariser Exil für Käthe Leichter 1938-1939. Hg. von Heinrich Berger, Gerhard Botz und Edith Saurer und mit einem Nachwort von Henry O. Leichter. Wien [u. a.]: Böhlau 2003
  • Otto Bauer. Tragödie oder Triumph? Wien [u. a.]: Europa-Verlag 1970
  • Zwischen zwei Diktaturen. Österreichs Revolutionäre Sozialisten 1934–1938. Wien [u. a.]: Europa-Verlag 1968
  • Glanz und Ende der Ersten Republik. Wie es zum österreichischen Bürgerkrieg kam. Wien [u. a.]: Europa-Verlag 1964 (Österreichprofile)
  • Weltmacht im Hintergrund. Hat die UNO eine Zukunft? Wien [u. a.]: Europa-Verlag 1964 (Europäische Perspektiven)
  • Käthe Leichter. In: Norbert Leser [Hg.]: Werk und Widerhall. Große Gestalten des österreichischen Sozialismus. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1964, S. 234-244
  • Österreichs Freie Gewerkschaften im Untergrund. Wien [u. a.]: Europa-Verlag 1963
  • Amerika wohin? Realität gegen Ideologie. Wien/Zürich: Europa-Verlag 1954
  • Was will der Marshall-Plan? Seine Bedeutung für die österreichische Wirtschaft. Referat gehalten auf dem österreichischen Arbeiterkammertag in Wien am 19. März 1948. Wien: Verlag des österreichischen Arbeiterkammertages 1948
  • Amerika in der Weltpolitik. Wien: Danubia-Verlag 1947
  • (Unter dem Pseudonym Georg Wieser:) Ein Staat stirbt. Österreich 1934–38, Paris: Editions Nouvelles Internationales 1938
  • (Unter dem Pseudonym Pertinax:) Österreich 1934. Die Geschichte einer Konterrevolution. Zürich: Europa-Verlag 1935
  • (Unter dem Pseudonym Pertinax:) Barbarei oder Sozialismus? Karlsbad: Graphia 1935 (Der Kampf. Schriftenreihe der Sonderabdrucke)
  • Ende des demokratischen Sozialismus? Ein offenes Wort über die deutschen Lehren. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1932
  • Die Sprengung des Kapitalismus. Die Wirtschaftspolitik der Sozialisierung. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1932
  • Die Wirtschaftsrechnung in der sozialistischen Gesellschaft. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1923 (Marx-Studien, Band 5, Heft 1)

Teil-Nachlass

Quellen

Literatur

(Auswahl)

  • Christian Fleck, Heinrich Berger: Gefesselt vom Sozialismus. Der Austromarxist Otto Leichter (1897−1973). Frankfurt/New York: Campus 2000 (Ludwig Boltzmann-Institut für Historische Spezialwissenschaft, Studien zur Historischen Sozialwissenschaft, 27)
  • Henry O. Leichter: Eine Kindheit. Wien / Zürich / Paris / USA. Wien [u. a.]: Böhlau 1995
  • Christian Fleck, Heinrich Berger: Otto Leichter − Studien zum Leben und politischen Wirken. Forschungsprojekt Zl. 20.511/2-22/90, gefördert vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung, und Projekt Nr. 3653, gefördert vom Jubiläumsfonds der Oesterreichischen Nationalbank; Endbericht 1993. Salzburg: LBIHS 1993 (LBIHS-Projektberichte, 7)
  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987, S. 284
  • Werner Röder [Hg.]: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Hg. vom Institut für Zeitgeschichte München und von der Research Foundation for Jewish Immigration, New York. München [u. a.]: Saur 1980, S. 427
  • Georges Haupt: Leichter Otto. In: Jean Maitron / Georges Haupt [Hg.]: Dictionnaire biographique du mouvement ouvrier international. Band 1: Autriche. Paris: Editions Ouvrières 1971, S. 185-187
  • Hans Schroth: Bibliographie zur Geschichte der österreichischen Arbeiterbewegung. Otto Leichter [Werkverzeichnis]. In: Archiv. Mitteilungsblatt des Vereins für Geschichte der Arbeiterbewegung, Heft 3, 1966, S. 66-67
  • Franz Leichter, a Fighter in Albany for Progressive Causes, Dies at 92. In: The New York Times, 12.06.2023

Weblinks