Odilo Globočnik

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Odilo Globočnik als neuer Gauleiter von Wien (Weltbild Verlag 1938)
Daten zur Person
Personenname Globočnik, Odilo
Abweichende Namensform Globocnik, Odilo
Titel
Geschlecht männlich
PageID 42439
GND 119166631
Wikidata Q84441
Geburtsdatum 21. April 1904
Geburtsort Triest
Sterbedatum 31. Mai 1945
Sterbeort Paternion
Beruf Baumeister, Politiker
Parteizugehörigkeit Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei
Ereignis Holocaust
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage-NG
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Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
Bildname Odiloglobocnik.jpg
Bildunterschrift Odilo Globočnik als neuer Gauleiter von Wien (Weltbild Verlag 1938)

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Gauleiter von Wien (23.05.1938 bis 30.01.1939)

Odilo Globočnik, * 21. April 1904 Triest, † 31. Mai 1945 Paternion, Kärnten (Selbstmord)

Frühe Jahre

Globočnik wurde am 21. April 1904 als Sohn eines Postbeamten in Triest geboren. Die Familie Globočnik stammte aus Oberkrain, der Name ist slowenischer Herkunft und bedeutet „Tiefentaler“. Er besuchte die Volksschule in Triest, wo er italienisch lernte. Nach Kriegsausbruch übersiedelte die Familie nach Klagenfurt. 1915 trat Globočnik in die Militär-Unterrealschule St. Pölten ein, nach Kriegsende 1918 kehrte er jedoch nach Klagenfurt zurück, wo er ab 1919 die Höhere Staatsgewerbeschule für Maschinenbau besuchte, wo er im Juli 1923 auch maturierte. Nach eigenen Angaben beteiligte sich Globočnik am Kärntner Abwehrkampf und sehr früh auch in den deutsch-völkischen Vorgängerorganisationen der NSDAP in Kärnten. Nach der Matura arbeitet Globočnik von 1923-1930 bei der Kärntner Elektrizitätswerke-AG (KÄWAG). 1922 verlobte er sich mit Grete Michner, deren Vater Emil Michner ihm zu seiner Anstellung bei der KÄWAG verhalf. Am 1. März 1931 trat Globočnik der NSDAP in Klagenfurt bei und erhielt die Mitgliedsnummer 442939. Ebenso war er Mitglied der „Klagenfurter Corporation Marcomannia und Teutonia“.

Illegalität

1933 wurde er erstmals wegen seiner politischen Tätigkeit verhaftet und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Aufgrund der Fürsprache des Vaters seiner Verlobten wurde er bald aus der Haft entlassen und konnte die Baumeisterprüfung ablegen. Nach seiner Entlassung aus der Baufirma, auf deren Lagerplatz er ohne Wissen des Eigentümers Sprengstoff versteckt hatte, wurde Globočnik in der Pension der Eltern seiner Braut aufgenommen. Nach dem Verbot der NSDAP im Juni 1933 wurde er stellvertretender Gauleiter. Zwischen 1933 und 1935 wurde er vier Mal jeweils zu mehreren Wochen Haft wegen illegaler Betätigung für die NSDAP verurteilt. Globočnik war für die Organisation eines Kurier-und Hilfsdienstes verantwortlich, der über Italien Gelder aus Deutschland und auch Sprengstoff, Bomben und Propagandamaterial nach Österreich schleuste. Am 1. September 1934 trat er in die SS ein (SS-Nummer 292776; 9.11. 1937 SS-Untersturmführer; 12.3. 1938 SS-Standartenführer, SS-Oberführer seit 25.7. 1938, seit 9.11.1942 Gruppenführer). Globocnik war Teil der „Kärntner Gruppe“ um den Kärntner Gauleiter Hubert Klausner und Friedrich Rainer, die, in Zusammenarbeit mit Arthur Seiß-Inquart auf einen „evolutionären Kurs“ Richtung „Anschluss“ durch Unterwanderung des Staates und der Vaterländischen Front setzten. Nach der Verhaftung der Führungsspitze der NSDAP war G mehrere Monate lang geschäftsführender Landesleiter der österreichischen NSDAP. Nach dem Juliabkommen trafen Rainer und Gl Hitler am 16. Juli 1936 am Obersalzberg. Josef Leopold, ehemaliger niederösterreichischer Gauleiter und SA-Führer, ließ Globočnik im August 1937 aus der NSDAP ausschließen.

„Anschluss“

Kurz vor dem Anschluss wurde der Machtkampf innerhalb der Partei durch Hitler endgültig entschieden, als im Februar 1938 der Landesleiter Hauptmann Josef Leopold abgesetzt und Klausner zu seinem Nachfolger bestellt wurde. Rainer wurde zum politischen Leiter und Globočnik zum Organisationsleiter ernannt. Nach Rainers Aussage beim Nürnberger Kriegsverbrecherprozess 1946 soll Globočnik Hitler den Vorschlag gemacht haben, sich mit Schuschnigg zu treffen, was am 12. Februar 1938 in Berchtesgaden auch passierte. Globočnik war Teil der NS-Führungsgruppe die am 9. März einen Protestbrief gegen die von Schuschnigg geplante Volksabstimmung verfasste und überbrachte sie persönlich am Nachmittag des 9. März 1938 Hitler in Berlin.

Gauleiter von Wien

Am 15. März 1938 wurde Globočnik zum Staatssekretär der österreichischen Landesregierung Seyß-Inquart ernannt. Am 23. Mai 1938 wurde er von Hitler zum Gauleiter von Wien ernannt. Bei einem „Generalappell des Gaues Wien“ im Rathaus am 11. Juni 1938 machte der Kärntner Globočnik deutlich, welche Rolle er Wien im „Großdeutschen Reich“ zukommen lassen wollte:

„Es gibt nur eine zentrale politische Führung des deutschen Volkes und daher ist es lebensnotwendig, die zweite politische Zentrale, die einst Wien verkörperte, restlos und für alle Zeiten zu zerschlagen.“ (Botz, Nationalsozialismus in Wien, S. 264).

Stattdessen sollte Wien laut Globočnik vielmehr bestrebt sein innerhalb des Deutschen Reiches kulturelles oder wirtschaftliches Gewicht zu erlangen. Die wirtschaftlichen und finanziellen Verhältnisse des Gaues Wien sollten dem Gauleiter Globočnik jedoch zum Verhängnis werden. Offenbar unfähig zu einer korrekten Finanzgebarung warf Globočnik das Geld für nahestehende „Parteigenossen“, zinslose Darlehen an „verdiente Mitarbeiter und Freunde“, für einen aufgeblähten Parteiapparat und überhöhte Gehälter der Parteiangestellten geradezu zum Fenster hinaus. Nach einer Überprüfung stellte Meiler, der Beauftragte des NSDAP-Reichsschatzmeisters, bereits im August 1938 fest, dass der Gau Wien "vor einer restlosen Pleite" stand. Widersacher Globočnik in Wien war u.a. der im März 1938 eingesetzte NS-Bürgermeister Hermann Neubacher, der Ambitionen auf den Posten des Reichsstatthalters hatte. Bis Ende 1938 hatte sich Globočnik nicht nur in „national-katholischen“ Kreisen sondern auch bei „alten Parteigenossen“ so unbeliebt gemacht, dass seine finanziellen Malversationen und laut Bürckel organisatorische Unfähigkeit schließlich zu seiner Ablöse als Wiener Gauleiter führten. Am 30. Jänner 1939 wurde Globočnik angeblich auf eigene Bitte seines Amtes enthoben. Zu seinem Nachfolger ernannte Hitler Joseph Bürckel.

„Aktion Reinhardt“ und Italien

Nach der Eroberung Polens wurde Globočnik zum SS- und Polizeiführer in Lublin ernannt und war als Leiter der „Aktion Reinhard“ verantwortlich für die Ermordung von fast zwei Millionen Juden im „Generalgouvernement“. Nach seiner Abberufung aus Polen wurde ab September 1943 Höherer SS- und Polizeiführer in der „Operationszone Adriatisches Küstenland“ , wo er die Deportation und Ermordung italienischer Juden und Widerstandskämpfer organisierte. Im April 1945 kehrte er nach Kärnten zurück und versuchte zu Kriegsende unterzutauchen. Nach seiner Festnahme durch britische Truppen beging er am 31. Mai 1945 in Paternion Selbstmord.


Quellen

Literatur

  • Gerhard Botz: Nationalsozialismus in Wien. Wien: Mandelbaum 2008
  • Alfred Elste/Dirk Hänisch: Auf dem Weg zur Macht. Beiträge zur Geschichte der NSDAP in Kärnten von 1918 bis 1938. Wien: Braumüller 1997
  • Alfred Elste/Siegfried Pucher: Kärntens braune Elite. Klagenfurt: Hermagoras ²1997
  • Wolfgang Graf: Österreichische SS-Generäle. Himmlers verlässliche Vasallen. Klagenfurt-Ljubljana-Wien: Hermagoras 2012
  • Siegfried J. Pucher: „…in der Bewegung führend tätig“. Odilo Globočnik– Kämpfer für den „Anschluß“, Vollstrecker des Holocaust. Klagenfurt: Drava 1997
  • Berndt Rieger: Creator of the Nazi Death Camps. The Life of Odilo Globocnik. London: Mitchell 2007
  • Johannes Sachslehner: Zwei Millionen ham’ma erledigt. Odilo Globočnik. Hitlers Manager des Todes.Wien-Graz-Klagenfurt: Styria 2014
  • Hans Safrian: Eichmann und seine Gehilfen. Frankfurt am Main: Fischer 1997
  • Timothy Snyder: Bloodlands. Europe between Hitler and Stalin. London: Penguin 2011
  • August Walzl: „Als erster Gau…“. Entwicklungen und Strukturen des Nationalsozialismus in Kärnten. Klagenfurt: Universitätsverlag Carinthia 1992

Weblinks