Neues Musikvereinsgebäude

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Konzertsaal des Neuen Musikvereinsgebäudes (1967)
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von 1870
Datum bis
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt Theophil Hansen, Wilhelm Holzbauer
Prominente Bewohner
PageID 14915
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 16.01.2023 durch WIEN1.lanm08pil
Bildname Neuesmusikvereinsgebaeude.jpg
Bildunterschrift Konzertsaal des Neuen Musikvereinsgebäudes (1967)
  • 1., Dumbastraße 3
  • 1., Karlsplatz 6
  • 1., Canovagasse 4
  • 1., Bösendorferstraße 12

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Musikvereinsgebäude, neues (Haus der Gesellschaft der Musikfreunde; 1., Musikvereinsplatz 1, Karlsplatz 6, Canovagasse 4, Bösendorferstraße 12).

Das 1867-1870 durch Theophil Hansen als Konzerthaus, Konservatorium und Vereinshaus mit zwei großen Konzertsälen erbaute Haus Schlusssteinlegung am 5. Jänner 1870; erstes Konzert am 6. Jänner, erster Ball am 15. Jänner, erstes Konzert im Kleinen Saal [Brahmssaal] am 19. Jänner [Clara Schumann]; wenige Stunden danach brach am 20. Jänner in der Garderobe ein Brand aus [Hansen beteiligte sich persönlich an den Löscharbeiten]).

1., Dumbastrasse 3, Musikverein, um 1900
1., Dumbastrasse 3, Musikverein, um 1940

Äußeres

Gebäude im Stil "hellenistischer Renaissance", jedoch in freier Mischung antiker Bauelemente. Die Hauptfront mit ihrem Mittelrisalit wendet sich dem Künstlerhaus zu; der Mittelbau (mit dem großen Saal) überragt die Seitenflügel, die rundum Balustraden aus Terrakotta tragen (Statuen von Franz Melnitzky [von dem auch die drei Figuren in der Loggia stammen], Genien von Raimund Novak). Die beiden Giebel des Mittelbaus blieben leer, weil die in der Tonwarenfabrik Drasche hergestellten Figurengruppen vor der Auslieferung durch einen Fabriksbrand zerstört und nicht wieder erzeugt wurden. In den ebenerdigen Nischen an der Hauptfront der Seitenflügel wurden 1875/1876 zehn Figuren berühmter Musiker (von Vincenz Pilz, geschaffen 1865) aufgestellt. Das Musikvereinsgebäude wurde 1911 (durch den Hansen-Schüler Ludwig Richter; unter anderem Abnahme der zehn Musikerfiguren [vier von ihnen wurden ins Foyer transferiert, das Gluckdenkmal steht heute in der Nähe der Karlskirche], Neugestaltung der zu den Vorräumen des großen Saals führenden Prunktreppen, Zurücksetzung der Karyatiden in diesem Saal zur Schaffung besserer Sichtverhältnisse von den Logen zum Podium) und 1937/1938 (durch Pfann und Weise) umgebaut.

Inneres

Zwei geradlinige Prunktreppen führen vom Foyer (vier Statuen von Pilz und vier Musikerbüsten) zum "Goldenen Saal" mit seiner äußerst prunkvollen Dekoration: das Deckengemälde "Apollo und die neun Musen" schuf August Eisenmenger, die Galerie wird längsseitig scheinbar von je 16 vergoldeten Hermen-Karyatiden (nach Modellen von Melnitzky) getragen. In den Seitenflügeln befinden sich der Brahmssaal (Kleiner Saal, 1937 nach Johannes Brahms benannt.; Brahmsbüste von Arthur Trebst, 1897) und der Kammersaal. 1973 mussten die Brandschutzvorrichtungen, die Heizung sowie die Parketten und die Bestuhlung erneuert werden, 1986/1887 wurden der "Goldene Saal" (Neuvergoldung der Decke), der Brahmssaal, die Pausenräume und das Foyer renoviert.

Erweiterung

Am 20. März 2004 wurden die nach Plänen von Wilhelm Holzbauer gestalteten unterirdisch in Richtung Künstlerhaus bis zu 16 Meter unter dem Straßenniveau liegenden vier Veranstaltungssäle für das Publikum geöffnet. Die Kosten beliefen sich auf rund 30 Millionen Euro. Entsprechend den vorherrschend verwendeten und damit den jeweiligen Raum prägenden Baumaterialien erfolgten die Bezeichnungen Gläserner, Metallener, Steinerner und Hölzerner Saal. Das absolute Schmuckstück, der von Frank Stronach finanzierte Gläserne Saal, der dem Goldenen Saal nachempfunden ist und auch die Bezeichnung Magna-Auditorium trägt, soll vorwiegend für Konzerte zur Verfügung stehen, kann aber auch als Kinosaal Verwendung finden (Besucherkapazität 380 Personen). Der Metallene Saal (70 Plätze) ist als eine Art Black-Box gestylt. Der Steinerne und der Hölzerne Saal eignen sich besonders für Ausstellungen, Symposien, Empfänge und Bankette. Bei Veranstaltungen im Magna-Auditorium kann der Hölzerne Saal als Pausenfoyer eingesetzt werden. Hubpodien machen es möglich, die Räume rasch für den benötigten Verwendungszweck umzuwandeln (als Konzertsaal, Tagungszentrum, Kino- oder Ballsaal). Alle vier Räume eignen sich auch als Probenräume für die Philharmoniker. Der Musikverein will mit der räumlichen Erweiterung nach eigener Aussage vor allem neues, jüngeres Publikum ansprechen.

Bedeutung

Das Musikvereinsgebäude war der Ort vieler interessanter Aufführungen, großer Elitebälle, Soireen und Maskenbälle sowie beliebter Künstlerabende und feenhafter Kostümfeste. Bis heute ist der "Musikverein" ein Zentrum des Konzertlebens von internationalem Rang (Neujahrskonzert). Die Musikfreunde besitzen umfangreiche Sammlungen zur Geschichte der Musik (Noten, Musikinstrumente, Münzen, Medaillen, Autographen, Erinnerungsgegenstände und so weiter), ein reichhaltiges Notenarchiv sowie eine wertvolle Bibliothek.

Quellen

Literatur

  • Felix Czeike: Wien. Innere Stadt. Kunst- und Kulturführer. Wien: Jugend und Volk, Ed. Wien, Dachs-Verlag 1993, S. 48
  • Franz Endler: Der Wiener Musikverein. 1987
  • Franz Grasberger, Lothar Knessl: 100 Jahre Goldener Saal. Das Haus der Gesellschaft der Musikfreunde am Karlsplatz. o. J. [1971]
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 398
  • Katalog. Franz Joseph 2. 1984, S. 468 f.
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 621 f.
  • Paul Kortz: Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Hg. vom Oesterreichischen Ingenieur und Architekten-Verein. Wien: Gerlach & Wiedling 1906. Band 2, 1906, S. 343 ff.
  • Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. 11 Bände. Wiesbaden: Steiner 1969-1981. Band 1, S. 130 f.
  • Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. 11 Bände. Wiesbaden: Steiner 1969-1981. Band 4, S. 304 ff.
  • Renate Wagner-Rieger: Wiens Architektur im 19. Jahrhundert. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1970, S. 174 f.
  • Emil Winkler: Technischer Führer durch Wien. Wien: Lehmann & Wentzel 1873, S. 252 f.

Zu Erweiterung:

  • Tagespresse (beispielsweise Kurier, 29.10.2003, S. 29)