Mimi Schwarz-Grieg
Mimi Schwarz-Grieg, * 26. November 1885 Wien, † 9. Juli 1957 Wien, Schauspielerin, Soubrette, Sopran.
Biografie
Mimi Schwarz-Grieg war die Tochter eines Wiener Amtsrats. Ihr eigentlicher Name war Hermine Schwarz (verheiratet Grieg). Sie debütierte bereits als Kind in der Eröffnungsvorstellung des Währinger Schauspielhauses in Wien (‘Hermannsschlacht’ von Heinrich von Kleist). Nach dem Beginn ihrer Bühnenlaufbahn hatte sie Engagements und Gastauftritte an vielen verschiedenen Theatern im deutschsprachigen Raum. Sie spielte, sang und tanzte vor allem in Komödien, Schwänken, Possen und Lustspielen. Sie trat mehrmals im Rundfunk auf und wirkte in den letzten Jahrzehnten ihres Lebens in einigen Kindervorstellungen des Volkstheaters mit. Bis 1956, ein Jahr vor ihrem Tod, finden sich Zeitungsberichte über ihre Auftritte. Mimi Schwarz-Grieg spielt bis zum Ende ihrer Karriere zahlreiche Hauptrollen und wird in den Kritiken oft hervorgehoben und gelobt.
Ein auffälliges Ereignis in Schwarz-Griegs frühen Karriere war die Auflösung des Saisonvertrages 1907 am Innsbrucker Stadttheater durch ihren Vater. Stattdessen wurde sie (wieder) am Danzers Orpheum engagiert. Der Vater begründete den Vertragsbruch mit der Minderjährigkeit seiner Tochter. Diese war 1907 21/22 Jahre alt. Eine weitere merkwürdige Nachricht der Deutschen Bühnengenossenschaft aus dem Jahr 1906 war, dass die Operettensängerin Mimi Schwarz verstorben sei. Mimi Schwarz-Grieg, die für das kommende Jahr in Wien engagiert war, ließ daraufhin in der Neuen Freien Presse vom 19. Jänner 1906 berichten, dass sie sich des besten Wohlseins erfreue.[1]
1930 heiratete Mimi Schwarz-Grieg den Schauspieler und Regisseur Theodor Grieg. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme Österreichs wurde ihr Ehemann 1938 als „untragbar“ aus dem Ensemble des Deutschen Volktheaters entlassen und erhielt Arbeitsverbot. Mimi Schwarz-Grieg und Theodor Grieg fanden daraufhin eine Anstellung am Deutschen Theater in Mährisch Ostrau und am Deutschen Theater in Metz, bevor Theodor Grieg 1944 zum Kriegsdienst eingezogen wurde. Der rege Briefwechsel mit Theodor Griegs engem Freund Heinrich Schnitzler (der in die USA emigrierte) lässt die Sorgen des Ehepaars Schwarz-Grieg um die Arbeitsverträge von 1938 und die kritische Haltung zum Austrofaschismus und Nationalsozialismus erkennen. In der Nachkriegszeit schickte Heinrich Schnitzler Mimi Schwarz-Grieg und Theodor Grieg Care-Pakete in ihre von Bomben zerstörte Wohnung, während sie Bücher und Theaterzettel in die USA schickten. Zwischen 1930 und 1937 spielten Mimi Schwarz und Theodor Grieg vor allem in Stücken des Volkstheaters, bei denen Heinrich Schnitzler Regie führte. Immer wieder taucht auch der Name Hans Homma auf (auch im Briefwechsel zwischen Heinrich Schnitzler und Theodor Grieg ). Möglicherweise besteht eine Verbindung desselben zu Franz Homma, dem Alleinerben von Mimi Schwarz-Grieg.
1949 erhielt Mimi Schwarz-Grieg (zusammen mit Theodor Grieg) die Goldene Gewerkschaftsnadel für 40 Jahre Mitgliedschaft in der Bühnengewerkschaft.
Mimi Schwarz-Grieg wurde am 9. Juli 1957 in ihrer Wohnung im 8. Wiener Gemeindebezirk, Alserstraße 59/10, tot aufgefunden. Als Todesursache wurde Suizid durch Einatmen von ‘Leuchtgas’ (Kohlenmonoxidvergiftung) festgestellt. Vier Monate zuvor war ihr Mann Theodor Grieg verstorben. Am 23. September 1957 wurde sie neben ihm auf dem Zentralfriedhof beigesetzt. In der Verlassenschaftsabhandlung wird Franz Homma, Verwaltungsangestellter (1., Johannesgasse 14), als ihr Alleinerbe genannt. Mimi Schwarz-Grieg hatte keine Kinder mit Theodor Grieg.
Engagements laut Bühnenjahrbücher
In den Bühnenjahrbüchern erfährt man, dass Mimi Schwarz-Grieg am Danzers Orpheum (1903–1904 und 1907–1908), am Stadttheater Innsbruck (1906–1907), am Thalia-Theater und am Karlsbader Stadttheater (1908–1909), am Stadttheater in Meran (1909–1915), an der Wiener Hölle (1911–1912), am Stadttheater in Salzburg (1915–1916), am Stadttheater in Olmüß (1917–1918), am Stadttheater in Klagenfurt (1918–1920), am Residenz-Theater in Dresden (1919–1920) und am Stadttheater in Luzern (1920–1922) engagiert war. Zwischen 1923 und 1939 gibt es in ihrem Namen keine Einträge in den Bühnenjahrbüchern. Auch ihr Ehemann Theodor Grieg ist 1939 im Bühnenjahrbuch nicht auffindbar. Von 1939 bis 1941 gehörten beide zum Ensemble des Deutschen Theaters in Mährisch Ostrau, von 1941 bis 1944 zum Deutschen Theater in Metz. Von 1945 bis 1948 und von 1950 bis 1951 gibt es keine Angaben über Mimi Schwarz-Grieg. Danach war sie am Wiener Volkstheater engagiert (1948–1949 und 1951–1957).
Weitere Engagements
Neben den Engagements, die in den Bühnenjahrbüchern verzeichnet sind, spielte Mimi Schwarz-Grieg unter anderem auch in:
- 1903: Danzers Orpheum (Orpheumtheater)
- 1904: Neues Sommertheater in Bruck an der Leitha
- 1905: Königliches Opernhaus in Berlin, Stadttheater in Baden
- 1906: Deutsches Volkstheater (Wien), Stadttheater Innsbruck
- 1907: Wiener Lustspieltheater, Orpheumtheater
- 1908: Karlsbader Stadttheater, Thaliatheater (Berlin)
- 1909: Stadttheater Marienbad, Thaliatheater (Berlin) und Gastspiel im Neuen Operettentheater zu Hamburg und im Neuen deutschen Theater in Prag
- 1910: Stadttheater Marienbad, Stadttheater Meran
- 1911: Hölle (Wien), Stadttheater Marienbad, Arena (Baden)
- 1912-1915: Stadttheater Meran, zu Gast in Franzensbad und Marienbad
- 1916: Marienbader Stadttheater, Raimund-Theater
- 1917: Stadttheater Salzburg, Theater in Olmütz
- 1918/1919: Theater in Olmütz, Stadttheater Klagenfurt
- 1920: Lustspieltheater, Stadttheater Klagenfurt
- 1922-23: Schauspielhaus Graz und zu Gast in Klagenfurt
- 1924: Kabarett Irrwisch im Café Thonethof in Graz
- 1926: Operettenensemble in Bozen und zu Gast im Stadttheater Klagenfurt (zusammen mit Theodor Grieg, Posse “Die Lieblingsfrau des Maharadscha”)
- 1927: Wiener Kammerspiele
- 1928: Rolandbühne (Wien), Kolosseum-Varieté Linz
- 1929: Wiener Kammerspiele
- 1930: Wiener Kammerspiele, Theater an der Wien
- 1931: Wiener Stadttheater und zu Gast im Landestheater Linz
- 1932: Raimund-Theater, Neues Lustspielhaus (Wien)
- 1933: Stadttheater Baden, Plaza in Ottakring, Deutsches Volkstheater
- 1934–1936: Deutsches Volkstheater (Wien) (viele Stücke von Heinrich Schnitzler)
- 1937: Deutsches Volkstheater (Wien) und Gastspiele am Stadttheater Klagenfurt und am Theater an der Wien
- 1938: Deutsches Volkstheater (Wien) und Gastspiel an der Scala
- 1939/1940: Deutsches Theater in Mährisch-Ostrau
- 1945/1946: Theater in der Josefstadt
- 1947: Renaissancebühne
- 1948: Renaissancebühne, Volkstheater (Wien)
- 1949–1953: Volkstheater (Wien)
- 1954: Theater in der Josefstadt, Volkstheater (Wien)
- 1955/1956: Volkstheater (Wien)
Quellen
- Meldezettel Theodor Grieg (WStLA, BPD Wien: Historische Meldeunterlagen, K11)
- Todesbescheinigung und Verlassenschaftsabhandlung Mimi Schwarz (WStLA)
- Theatermuseum Wien: Nachlass Heinrich Schnitzler, GRIEG, Theodor & Mimi Korrespondenz; 91 Briefe; 1938 – 1957 [Schn22/41]
Literatur
- Karl Joseph Kutsch / Leo Riemens / Hansjörg Rost: Großes Sängerlexikon. Vierte, erweiterte und aktualisierte Auflage. München: K.G. Saur 2003, S. 4309
- Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger: Deutsches Bühnenjahrbuch das große Adreßbuch für Bühne, Film, Funk und Fernsehen, Berlin: Günther. Ausgaben von 1904 bis 1958
- Friedhöfe Wien – Verstorbenensuche: Grieg, Hermine [Stand: 25.02.2025]
- Österreichisches Biographisches Lexikon ab 1815: Grieg, Theodor [Stand: 25.02.2025]