Michael Curtiz

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Filmplakat "Sodom und Gomorrha" unter der Regie von Michael Kertesz (1922)
Daten zur Person
Personenname Curtiz, Michael
Abweichende Namensform Kertész, Emanuel Mihály; Kertész Kaminer, Manó; Kertész Kaminer, Mihály; Kertesz, Michael
Titel
Geschlecht männlich
PageID 65537
GND
Wikidata
Geburtsdatum 24. Dezember 1886
Geburtsort Budapest, Ungarn
Sterbedatum 11. April 1962
Sterbeort Hollywood, Los Angeles, USA
Beruf Filmregisseur, Schauspieler
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Sascha-Filmindustrie AG, Alexander Josef Kolowrat-Krakowsky, Kino, Film, Filmteichstraße, Laaer Berg
Quelle
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Recherche
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Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
Bildname Sascha-Filmindustrie AG 2.jpg
Bildunterschrift Filmplakat "Sodom und Gomorrha" unter der Regie von Michael Kertesz (1922)
  • 13., Hadikgasse 30 (Wohnadresse)
  • 8., Schlösselgasse 22 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Kulissenaufbau für den Film "Sodom und Gomorrha" in 10., Laaer Berg (1922)

Michael Curtiz, * 24. Dezember 1886 Budapest, Österreich-Ungarn, als Manó Kertész Kaminer beziehungsweise Emanuel Mihály Kertész Kaminer; † 11. April 1962 Hollywood, Los Angeles, Kalifornien, USA, war ein ungarisch-amerikanischer Filmregisseur. 1. Gattin (um 1918-1923) Lucy Doraine (* 22. Mai 1898 Budapest als Ilonka Kovács, † 14. Oktober 1989 Los Angeles, Kalifornien), 2. Gattin (1925-1926) Lili Damita (10. Juli 1904 – 21. März 1994 als Liliane Marie-Madeleine Carré, 1935-1942 verheiratet mit Errol Flynn), 3. Gattin (1929-1962) Bess Meredyth (* 12. Februar 1890 Buffalo, New York als Helen Elizabeth MacGlashan; † 13. Juli 1969 Los Angeles, Kalifornien); Tochter (Katherine) Kitty Curtiz-Eberson (* 25. November 1915; † 31. Dezember 2006).

Biografie

Frühe Jahre in Ungarn

Michael Curtiz wurde unter dem Namen Manó Kaminer in Budapest in eine jüdische Familie geboren. Sein Vater war ein Zimmermann, seine Mutter Opernsängerin. Er hatte zwei Bruder, David und Gabriel, und zwei Schwestern, Regina und Margit. Eine seiner Schwestern wurde gemeinsam mit ihrem Mann und zwei ihrer drei Kinder in Ausschwitz ermordet. Die Familie lebte in beengten Verhältnissen und Armut. Bereits früh war er vom Theater begeistert und baute als Achtjähriger mit Freunden eine Bühne und führte bei ihren Theaterstücken Regie. 1905 ließ er seinen Namen in Mihály Kertész magyarisieren.

Curtiz studierte zunächst an der Markoszy Universität, darauf folgte ein Kunststudium an der Königlich-Ungarischen Akademie der Künste in Budapest. Nach seiner Ausbildung 1912 schloss er sich unter seinem Geburtsnamen als Schauspieler einem fahrenden Theateressemble an, verdingte sich einige Zeit als Pantomime in einem Zirkus und später wieder als Schauspieler. Curtiz spielte in verschiedenen Sprache Ibsen und Shakespeare und sprach neben Ungarisch auch Deutsch, Französisch und Italienisch. Bereits früh wurde er als Regisseur tätig und assistierte in Schweden Regisseuren wie Victor Sjöström und Mauritz Stiller. Zudem wirkte er dort unter dem Namen Mihály Kertész als Darsteller in August Bloms Literaturadaption von Hauptmanns Atlantis mit. Zurück in Ungarn wurde Curtiz Chefregisseur der führenden ungarischen Filmproduktionsgesellschaft "Phoenix" und inszenierte für diese bis 1918/1919 diverse Filme, flüchtete jedoch nach der Machtergreifung von Béla Kun mit anderen ungarischen Filmschaffenden nach Wien.

Wiener Jahre

In Wien setzte Curtiz seine Arbeit zuerst unter dem Namen Mihály Kerész, später unter Michael Kertesz bei der Sascha-Film von Sascha Kolowrat fort. 1919 erschien als erste Zusammenarbeit mit der Sascha-Film "Die Dame mit dem schwarzen Handschuh" (Regie) mit seiner Frau Lucy Doraine in der Hauptrolle. Es folgten mit ihr in der Hauptrolle "Ein Weib in der Wüste" (1920, Regie und Drehbuch), "Die Gottesgeißel" (1920, Regie und Drehbuch), "Die Dame mit den Sonnenblumen" (1920, Regie und Drehbuch), "Mrs. Tutti Frutti" (1920, Regie, Drehbuch: Friedrich Porges), " Cherchez la femme!" (1920/1921, Regie, Drehbuch: Friedrich Porges), "Frau Dorothys Bekenntnis" (1921, Regie), "Wege des Schreckens" (1921, Regie), "Die Sünde" (1922, Regie und Drehbuch) und als letzte Zusammenarbeit "Die Strafe" (1922, Regie und Drehbuch) mit Walter Slezak, "Die Lawine" (1923, Regie), "Der junge Medardus" (1923, Regie), "Namenlos" (1923, Regie) mit Karl Farkas, "Harun al Raschid (1923/1924, Regie), "Die Sklavenkönigin" (1924, Regie) mit Hans Marr, "Das Spielzeug von Paris" (1925, Regie) mit Lili Damita und Hans Moser als Theaterkassier, und ebenfalls mit seiner zweiten Gattin Lili Damita "Fiaker Nr. 13" (1925/1926, Regie) und "Der goldene Schmetterling" (1925/1926, Regie). In allen Filmen, die Curtiz für die Sascha-Film drehte, zeichnete Gustav Ucicky für die Kamera verantwortlich, in einigen zudem auch Eduard von Borsody.

Der für die Sascha-Film gedrehte Monumentalfilme "Sodom und Gomorrha" (1922) wurde auf dem Laaer Berg (Filmteichstraße) gedreht, da die gigantischen Kulissen (darunter der Turm zu Babel, das größte Filmbauwerk der österreichischen Filmgeschichte von Artur Berger und Emil Stepanek) zu groß für die Filmstudios der Sascha-Film in Sievering waren. Mehrere tausend (je nach Angabe 3.000 bis 14.000) Darsteller, Komparsen und Mitarbeiter waren an der größten und teuersten Filmproduktion der österreichischen Filmgeschichte beschäftigt. Unter den Statisten befanden sich eigenen Angaben nach Willi Forst, Hans Thimig, Paula Wessely und Béla Balázs.

Ebenfalls auf dem Laaer Berg "Der junge Medardus" (1923, nach Arthur Schnitzler), der am 5. Oktober 1923 uraufgeführt wurde. Mit einer Länge von 3.400 Metern dauerte der Film zweieinhalb Stunden und wurde mit einem Schulverbot belegt.

Auch "Die Sklavenkönigin" (1924, Englisch: "The Moon of Israel" nach einem Roman von Henry Rider Haggard) wurde hier gedreht und erzählt die biblische Geschichte vom Auszug aus Ägypten. Rund 5.000 Statisten wirkten an dem Film mit, bei dem wiederum Artur Berger und Emil Stepanek für die Kulissen sowie Remigius Geyling für die Kostüme verantwortlich zeichneten. Auch dieser Film gilt als einer der teuersten Filme der österreichischen Filmgeschichte. Die Filmpremiere fand am 24. Oktober 1924 im für diesen Anlass altägyptisch dektorierten Eos-Kino statt, das zur Sascha-Film gehörte. Am 26. Februar 2005 konnte der lange verschollen geglaubte Film erstmals in einer restaurierten und vollständigen Fassung im Metro Kino aufgeführt werden.

Bei der Regie zu diesen Monumentalfilmen stand er in Konkurrenz zu seinem Landsmann Alexander Korda, der zeitgleich für die das Konkurenzunternehmen Vita Filmindustrie AG ebenfalls Monumentalfilme inszenierte.

Curtiz war zudem Vorstandsmitglied im 1922 von Heinz Hanus ins Leben gerufenen Filmbund, einer Interessenvertretung der österreichischen Filmschaffenden.

Nachdem Curtiz bereits in den 1920 Jahren in Berlin und Paris gearbeitet hatte, wurde er 1926 von Harry Warner 1926 in die Vereinigten Staaten gerufen wurde, wo er einen gut dotierten Vertrag bei der Filmgesellschaft Warner Brothers erhielt.

Hollywood

Curtiz, wie er seit der Auswanderung hieß, drehte für Warner Brothers in den nächsten 26 Jahre über 100 Filme und wurde damit besonders in den 1930er und 1940er Jahren zum profiliertesten Regisseur des Studios. Neben Routineproduktionen, konnte Curtiz in den meisten seiner Werke seine technische Meisterschaft demonstrieren. Er drehte mit Errol Flynn (dem zweiten Mann seiner zweiten Gattin Lili Damita) "Unter Piratenflagge", "Der Verrat des Surat Khan", "Robin Hood, König der Vagabunden" (1938) und "Der Herr der sieben Meere" (1940). James Cagney erhielt 1943 für seine Hauptrolle in "Yankee Doodle Dandy" unter der Regie von Curtiz ebenso einen Oscar wie Joan Crawford 1946 für ihre Hauptrolle in "Solange ein Herz schlägt". Curtiz selbst erhielt 1944 für seinen bekanntesten Film "Casablanca" mit Humphrey Bogart und Ingrid Bergman einen Oscar als bester Regisseur.

Curtiz drehte zudem mit Kay Francis ("The Keyhole", "Mandalay", "British Agent" und "Stolen Holiday", John Garfield ("Vater dirigiert", 1938), Doris Day ("Zaubernächte in Rio", 1948), Bette Davis ("Günstling einer Königin" über Elisabeth I., der in aufwändigem Technicolor eine mehr oder weniger erfundene Liebesgeschichte der Monarchin schildert.

Auch nach der Trennung von Warner Brothers 1953 drehte Curtiz zwar weiter weiter, hatte jedoch nur noch mit wenigen Filmen Erfolg wie etwa "Weiße Weihnachten" (1954) mit Bing Crosby, Danny Kaye und Rosemary Clooney in den Hauptrollen sowie "Mein Leben ist der Rhythmus" (1958) mit Elvis Presley und der Krimikomödie "Wir sind keine Engel" mit Humphrey Bogart und Peter Ustinov.

Ingesamt führte Curtiz in seiner über 50-jährigen Karriere in über 160 Filmen Regie.

Quellen

Literatur

  • Alan K. Rode: Michael Curtiz: A Life in Film. Lexington: Universtity Press of Kentucky 2017 (Screen Classics)

Weblinks