Meran

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Daten zum Objekt
Art des Objekts Sonstiges Topografisches Objekt
Datum von 1317
Datum bis
Name seit
Andere Bezeichnung Merano
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Bezirk
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 16632
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 7.05.2021 durch DYN.krabina

Meran, Stadt in Südtirol (Merano, Alto Adige, Italien), Stadtrecht 1317, bis 1475 Münzstätte (Verlagerung nach Hall/Tirol), beziehungsweise bis 1480 Hauptstadt von Tirol (Verlagerung der Residenz nach Innsbruck, formal blieb Meran allerdings bis 1848 Hauptstadt).

Im Mittelalter ergab sich eine Beziehung zwischen Wien und Meran und anderen durch die Person des vor 1385 in Wien geborenen Andre Hiltprant "von Meran", der als (Fernhandels-)Kaufmann (Tuchhändler) und Kommunalpolitiker (1442 Bürgermeister in Wien) in beiden Städten nachweisbar ist (1416 und 1430 in Meran, wobei das katastrophale Passer-Hochwasser von 1419 möglicherweise dazu beigetragen hat, dass Hiltprant in den 1420er Jahren nicht in Meran nachgewiesen werden kann) und dessen Vorfahren offenkundig von dort stammten.

Nachdem Meran eine neue Bedeutung als Bildungsstadt erlangt hatte, kam es in der Biedermeierära, maßgeblich beeinflusst von der Wiener Gesellschaft, zu einem langsamen Aufschwung als Kur- und Tourismusstadt. 1827 kam der österreichische Diplomat Bartholomäus Stürmer zur Traubenkur nach Obermais (heute Teil von Meran), 1836 hielt sich Mathilde Fürstin Schwarzenberg mit ihrem Hausarzt Johann Nepomuk Huber in Meran auf (der seine Beobachtungen und Recherchen 1837 in Buchform veröffentlichte); durch Huber wurde man (analog zum Aufstieg von Bad Ischl mit Hilfe des Wiener Arztes Franz Wirer) auf den wegen seines milden Klimas als "Luftkurort" angepriesenen Ort und seine Trauben- und Molkekuren aufmerksam; das milde Klima eignete sich sowohl für eine "Überwinterung" Gesunder wie auch als Aufenthaltsort für jene, die ihr Lungenleiden behandeln wollten. 1844 kaufte Erzherzog Johann das nahe von Meran gelegene Schloss Schenna und weckte durch seine Schwärmerei den Ruf Merans als klimatisch begünstigte Gebirgsstadt.

Als in den 1850er Jahren die Zahl der Kurgäste stieg, begründete man 1855 einen Kurverein. Stand Meran 1864 nach den fünf bedeutendsten Kurorten der Monarchie (Karlsbad, Marienbad, Baden bei Wien, Bad Ischl und Badgastein) mit 1.604 Gästen an letzter Stelle, so erreichte es 1913 mit 38.901 Gästen den zweiten Rang. Drei Ereignisse hatten 1857, 1870-1872 und 1881 diese Entwicklung maßgeblich gefördert: der Bau der Brennerbahn bis Bozen, die zweimalige Überwinterung (1870/1871 und 1871/1872) von Kaiserin Elisabeth (die das erste Mal im Schloss Trauttmansdorff logierte und deren Denkmal heute in einem nach ihr benannten Park steht, der seit 2003 durch die "Sisi-Promenade" mit dem Schloss verbunden ist) sowie die Eröffnung der Bahnlinie von Bozen nach Meran (womit der Anschluss ans mitteleuropäische Bahnnetz vollendet war).

Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts entwickelte sich Meran zum bevorzugten Aufenthaltsort des Wiener Adels, dessen Angehörige durch lange Aufenthalte ihre völlige Unabhängigkeit vom Erwerbsleben dokumentieren wollten. In seinem Gefolge kamen (wie auch in anderen Kurorten) Literaten (beispielsweise 1882 und 1886 Arthur Schnitzler, 1897 Rainer Maria Rilke, 1906 und 1908 Stefan Zweig [unter anderem auf Schloss Labers], ab 1916 Herzmanovsky-Orlando und 1920 Franz Kafka) und Künstler (beispielsweise zwischen 1898 und 1902 Franz Defregger, 1908 Alfred Kubin oder 1913 Albin Egger-Lienz) nach Meran; im 19. Jahrhundert treffen wir auch auf eine Reihe von Malern, die sich zur Motivsuche in Meran aufhielten (beispielsweise Jacob Alt, Thomas Ender und Friedrich Gauermann). Von dem häufig damit verbundenen Mäzenatentum (im Sinne von Einladungen) dürften beide Gesellschaftskreise profitiert haben: erstere an Ansehen, letztere an Bekanntheitsgrad. Hotels entstanden in zentraler Lage (zunächst in der Nähe des Bahnhofs wie das nicht mehr bestehende Grand Hotel Emma, später an der Passer im Kurbereich (wie das Hotel Meranerhof und das 1904-1906 von Peter Delugan erbaute Palast-Hotel [heute Grand Hotel Palace], in dem auch Zweig einmal logierte; dieses Hotel ist wohl das einzige, das seinen Rang bis in die Gegenwart nicht nur behaupten, sondern stetig erhöhen konnte.

Die Sanatorien wurden hauptsächlich in Obermais errichtet. 1900 wurde das Stadttheater eröffnet, 1907 das Kurmittelhaus; hatte man anfangs überwiegend bayerische Architekten verpflichtet, beauftragte man für den Erweiterungsbau des Kurhauses den weithin bekannten Jugendstilarchitekten Friedrich Ohmann aus Wien.

Zu den Komponisten, die Meran besuchten, gehören Béla Bartók 1900/1901, Egon Wellesz, Wilhelm Kienzl, der 1913 im Stadttheater oftmals seinen "Evangelimann" dirigierte (und ab 1917 in Wien lebte) sowie Max Reger 1914 (Sanatorium Martinsbrunn). Zweig logierte in Schloss Labers, aber auch im 1906 erbauten Palast-Hotel (heute Grand Hotel Palace). Im 19. Jahrhundert treffen wir auch auf eine Reihe von Malern, die sich zur Motivsuche in Meran aufhielten (beispielsweise Jacob Alt, Thomas Ender und Friedrich Gauermann). Berühmte Schriftsteller (beispielsweise Roda Roda) hielten hier Lesungen.

Die Zahl von Wienern, die entweder aus Meran nach Wien kamen, und jener, die nach Meran gingen und dort bis an ihr Lebensende lebten (beispielsweise Anton Ascher, der Direktor des Carl-Theaters, der Schulreformer Armand Dumreicher oder der Bildhauer Josef Bilger), ist groß.

In der Zwischenkriegszeit wählten besonders Politiker Meran als Aufenthaltsort, aber auch Richard Strauss, der sich 1922 und ab den 1930er Jahren längere Zeit hier aufhielt, und Herzmanovsky-Orlando, der 1916 nach Meran übersiedelte und hier 1954 auf Schloss Rametz verstarb.

Literatur

  • Emil Kontschieder und andere [Hgg.]: Meran und die Künstler. Musiker Maler Poeten in einem Modekurort 1880-1940. Bozen 2001