Mela Hartwig

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Daten zur Person
Personenname Hartwig, Mela
Abweichende Namensform Spira, Mela; Hess, Melanie
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 4576
GND 116997710
Wikidata Q1544170
Geburtsdatum 10. Oktober 1893
Geburtsort Wien
Sterbedatum 24. April 1967
Sterbeort London
Beruf Schriftstellerin, Schauspielerin, Malerin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Objektbezug Theater, Schauspielerin, Schriftstellerin
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 24.11.2023 durch WIEN1.lanm09krs
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Dichterpreis der Stadt Wien (Verleihung: 1929)

Mela Hartwig, * 10. Oktober 1893 Wien, † 24. April 1967 London, Schriftstellerin, Schauspielerin, Malerin, Gatte (1921) Dr. Robert Spira, Rechtsanwalt in Graz, Tochter des kulturpolitischen Schriftstellers Theodor Hartwig (1872 bis 1954; Namensänderung 1895 von Theodor Herzl in Theodor Hartwig).

Biografie

Mela Hartwig wurde am 10. Oktober 1893 als uneheliche Tochter von Katharina Hess in Wien geboren und unter dem Namen Melanie Hess in die Geburtsmatrik der Israelitischen Kultusgemeinde eingetragen[1]. Ihr Vater war der österreichische Soziologe und Philosoph Theodor Hartwig. Mela Hartwig studierte nach der Matura in Wien Pädagogik, wechselte ans Wiener Konservatorium und absolvierte dort von 1917 bis 1921 eine Ausbildung in Gesang und Schauspiel. In diesen Jahren spielte sie an verschiedenen Bühnen Österreichs, gehörte dem Ensemble des Berliner Schillertheaters an und war als Hedda Gabler, Lulu oder Jüdin von Toledo zu sehen. 1921 heiratete sie den jüdischen Rechtsanwalt Robert Spira. Noch im selben Jahr beendete sie ihre Laufbahn als Schauspielerin und lebte mit ihrem Mann in Graz, wo sie ihre schriftstellerische Tätigkeit forcierte (ein frühes Gedicht mit dem Titel "Erkenntnis" war bereits 1918 in der Zeitschrift "Jugend" abgedruckt worden).

Der schriftstellerische Durchbruch gelang 1927 im Rahmen eines Wettbewerbs der Zeitschrift "Die literarische Welt", bei dem Alfred Döblin in seiner Rolle als Juror auf Hartwig aufmerksam wurde. Hartwig erhielt den Preis für die Erzählung "Das Verbrechen", die dann auch in das Buchdebüt, den spätexpressionistischen Novellenband "Ekstasen" (Zsolnay 1928), aufgenommen wurde. Bereits im Jahr darauf erschien ihr Roman "Das Weib ist ein Nichts" (Zsolnay 1929). Trotz weitgehend positiver Aufnahme dieses Buches suchte Hartwig für ihr nächstes Werk "Bin ich ein überflüssiger Mensch?" vergeblich nach einer Publikationsmöglichkeit. Dieser Roman konnte erst 2001 erscheinen, besorgt vom Literaturverlag Droschl, der sich seitdem des literarischen Schaffens Mela Hartwigs annimmt.

1936 machte Hartwig noch einmal mit der Erzählung "Das Wunder von Ulm" auf sich aufmerksam, die sie als "Streitschrift" gegen den Antisemitismus und somit gegen den Nationalsozialismus verstanden wissen wollte und die ein Pariser Exilverlag ins Programm nahm. Hartwig emigierte nach dem "Anschluss" Österreichs an Hitler-Deutschland mit ihrem Mann nach London, wo sie ihren Lebensunterhalt als Übersetzerin verdiente. Sie lernte Virginia Woolf kennen, die ihr eine Anstellung als Sprachlehrerin vermittelte. In London wurde Hartwig auch Mitglied des deutschen P.E.N.-Clubs.

Nach dem Krieg beschloss das Ehepaar Spira in London zu bleiben. Mela Hartwig widmete sich in diesen Jahren vorrangig der Malerei, mit der sie bereits in Graz, unterrichtet von Alfred Wickenburg, begonnen hatte. Publikationsmöglichkeiten für ihr literarisches Werk waren von England aus kaum zu finden. Das letzte Buch, das zu Hartwigs Lebzeiten erschien, war der Gedichtband "Spiegelungen" (Gurlitt 1953). Kurz vor ihrem Tod 1967 arbeitete sie noch intensiv an einem weiteren Roman unter dem Arbeitstitel "Die andere Wirklichkeit", der allerdings Fragment geblieben ist. Robert Spira nahm sich einige Tage nach dem Tod seiner Frau das Leben.

Die Wienbibliothek im Rathaus verfügt über einen 107 Inventarnummern umfassenden Bestand der Künstlerin, der Werkmanuskripte und Briefe, insbesondere Hartwigs Korrespondenz mit Ernst Schönwiese, beinhaltet. 2012 wurde in der Seestadt Aspern die Mela-Spira-Gasse nach ihr benannt.


Werke

  • Mela Hartwig: Das Verbrechen. Novellen und Erzählungen. Graz / Wien: Literaturverlag Droschl 2004
  • Mela Hartwig: Das Weib ist ein Nichts. Roman. Graz / Wien: Literaturverlag Droschl 2002
  • Mela Hartwig: Bin ich ein überflüssiger Mensch? Roman. Graz / Wien: Literaturverlag Droschl 2001
  • Mela Hartwig: Spiegelungen. Gedichte. Mit 2 Illustrationen von Alfred Wickenburg. Wien: Gurlitt-Verlag 1953 (Kleine Gurlitt-Reihe, 6)
  • Mela Hartwig: Das Wunder von Ulm. Novelle. Paris: Éditions du Phénix 1936 (Phönix-Bücher, 42)
  • Mela Hartwig: Das Weib ist ein Nichts. Roman. Berlin: Zsolnay 1929
  • Mela Hartwig: Ekstasen. Novellen. Berlin / Wien / Leipzig: Zsolnay 1928

Quellen

Literatur

  • Der Tempel brennt. Begleitpublikation zur gleichnamigen Ausstellung in der Steiermärkischen Landesbibliothek. Graz 2013 (Veröffentlichung der Steiermärkischen Landesbibliothek, 37)
  • Barbara Eckstein: Mela Hartwigs zu Lebzeiten unveröffentlichte Romane im Spiegel ihrer Zeit. Dipl.-Arb. Univ. Wien. Wien 2006
  • Margit Schreiner: Mela Hartwig: Ekstasen. Ein Kultbuch. In: Mela Hartwig: Das Verbrechen. Novellen und Erzählungen. Graz / Wien: Literaturverlag Droschl 2004, S. 5-16
  • Bettina Fraisl: Nachwort. In: Mela Hartwig: Das Weib ist ein Nichts. Roman. Graz / Wien: Literaturverlag Droschl 2002, S. 177-189
  • Susanne Blumesberger [Red.]: Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft 18. bis 20. Jahrhundert. Band 1: A bis I. München: Saur 2002
  • Bettina Fraisl: Nachwort. In: Mela Hartwig: Bin ich ein überflüssiger Mensch? Roman. Graz / Wien: Literaturverlag Droschl 2001, S. 157-171
  • Murray G. Hall / Gerhard Renner: Handbuch der Nachlässe und Sammlungen österreichischer Autoren. Wien [u.a.]: Böhlau 1992 (Literatur in der Geschichte, Geschichte in der Literatur, 23)
  • Harry Zohn: "...ich bin ein Sohn der deutschen Sprache nur...". Jüdisches Erbe in der österreichischen Literatur. Wien [u.a.]: Amalthea Verlag 1986
  • Die Vertreibung des Geistigen aus Österreich. Zur Kulturpolitik des Nationalsozialismus. [Zusammenstellung der Ausstellung: Hochschule für Angewandte Kunst in Wien. Katalog: Gabriele Koller ... Für den Inhalt verantwortlich: Oswald Oberhuber]. Wien: Zentralsparkasse 1982
  • Ernst Schönwiese: Im Exil vergessen: Mela Hartwig (1895−1967) und ihr nachgelassener Roman "Die andere Wirklichkeit". In: Literatur in Wien zwischen 1930 und 1980. Wien: Amalthea Verlag 1980, S. 97 ff.
  • Sigrid Schmid-Bortenschlager: Der zerbrochene Spiegel. Weibliche Kritik der Psychoanalyse in Mela Hartwigs Novellen. In: Modern Austrian Literature 12 (1979) 3/4, S. 77 ff.
  • Wienbibliothek im Rathaus, Tagblattarchiv, Mappe "Mela Hartwig", TP-018444


Mela Hartwig im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. WStLA, Israelitische Kultusgemeinde, B1/1: 2371/1893. Ihr Vater Theodor Hartwig scheint hier nur als einer der beiden Zeugen auf.