Marianne Pollak

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Marianne und Oscar Pollak
Daten zur Person
Personenname Pollak, Marianne
Abweichende Namensform Springer, Marianne
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 16117
GND 130611166
Wikidata Q1602806
Geburtsdatum 29. Juli 1891
Geburtsort Wien
Sterbedatum 30. August 1963
Sterbeort Wien
Beruf Publizistin, Politikerin, Lehrerin
Parteizugehörigkeit Sozialdemokratische Partei Österreichs
Ereignis
Nachlass/Vorlass VGA
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum 6. September 1963
Friedhof Feuerhalle Simmering
Grabstelle Abteilung ML, Gruppe 20 B, Nr. 1G
Bildname Mariannepollak.jpg
Bildunterschrift Marianne und Oscar Pollak
  • 13., Bossigasse 26 (Sterbeadresse)
  • 6., Matrosengasse 3 (Geburtsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Abgeordnete zum Nationalrat (19.12.1945 bis 09.06.1959)
  • Chefredakteurin der Wochenzeitung "Die Frau (11.1945 bis 1959)

Marianne Pollak, geborene Springer, * 29. Juli 1891 Wien, † 30. August 1963 (Suizid), Publizistin, Politikerin.

Biografie

Marianne Springer entstammte kleinbürgerlichen Verhältnissen. Ihr Vater war Vertreter, der mit knappem Verdienst seine Frau und drei Kinder ernähren musste.

Sie besuchte die Bürger- und Handelsschule und absolvierte im Anschluss daran eine Ausbildung zur Sprachlehrerin für Englisch und Französisch. Ab 1919 unterrichtete sie an der kurz zuvor gegründeten Schönbrunner Erzieherschule, einer Institution der Österreichischen Kinderfreunde.

1915 heiratete sie in Rudolfsheim-Fünfhaus den Journalisten Oscar Pollak.

Mit ihrem Ehemann zog sie 1923 nach London. Hier arbeitete sie bis 1925 als Sekretärin von Friedrich Adler, der von London aus den Aufbau der Sozialistischen Arbeiter-Internationale (SAI) betrieb. Marianne Pollak selbst war seit 1914 Parteimitglied.

1925 kehrten die Pollaks nach Wien zurück, wo beide Herausgeber der sozialdemokratischen Zeitschrift "Das kleine Blatt" wurden. Marianne schrieb auch für die Arbeiter-Zeitung, deren Chefredakteur Oscar Pollak war.

1934 arbeitete sie zunächst in der Illegalität und flüchtete dann mit ihrem Mann kurzfristig in die Schweiz und 1935 zu Otto Bauer nach Brünn. Von 1936 bis 1938 war sie für die Sozialistische Arbeiter-Internationale in Brüssel tätig. Von 1938 bis 1940 lebten die Pollaks in Paris, bevor sie über Lissabon nach London emigrierten. Dort trat Marianne Pollak dem Austrian Labour Club bei und wurde Mitarbeiterin im Londoner Büro der österreichischen Sozialisten in Großbritannien. Von 1944 bis 1945 war sie Mitglied des Exekutivkomitees der Anglo-Austrian Democratic Society.

Nach ihrer Rückkehr nach Wien wurde Marianne Pollak 1945 in den Nationalrat gewählt, dem sie bis 1959 angehörte. Sie war Mitglied des Frauenkomitees der SPÖ. Sie forderte das Recht der Frau auf Selbstbestimmung und war eine der ersten Politikerinnen, die nach Kriegsende für die Freigabe der Abtreibung eintraten.

Daneben wurde sie auch als Publizistin bekannt, vor allem als Herausgeberin der Zeitschrift "Die Frau". Marianne Pollak war Vorstandsmitglied der Journalistengewerkschaft und gehörte von 1957 bis 1959 der Beratenden Versammlung des Europarates an.

Zwei Tage nach dem Tod ihres Mannes, der im Alter von 69 Jahren verstarb, setzte sie ihrem Leben ein Ende. Eine Gedenktafel am Marianne-und-Oscar-Pollak-Hof erinnert an beide. Sie wurden gemeinsam am 6. September 1963 in einem Oscar Pollak gewidmeten Ehrengrab im Urnenhain der Feuerhalle Simmering bestattet.

Seit 2011 trägt die Marianne-Pollak-Gasse in Wien-Favoriten ihren Namen.

Werke

(Auswahl)

  • [Sammlung von Beiträgen aus dem Kleinen Blatt]: Frauenleben gestern und heute. Wien: Das kleine Blatt 1923
  • Irrfahrten. Aus dem Tagebuch eines suchenden Mädels. Wien: Verband der sozialistischen Arbeiterjugend Deutschösterreichs 1929
  • Aber schaun S‘, Fräul’n Marie. Liebesgeschichte einer Hausgehilfin. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1932
  • Eine Frau studiert den Sozialismus. Parteivorstand der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik [Hg.]. Teplitz: Druck- und Verlagsanstalt o. J. [1933]
  • Die Frau in der Demokratie. Vortrag gehalten am 23. April 1948 im Vortragssaal der Wiener E-Werke. Wien: Gewerkschaft der Gemeindebediensteten 1948
  • Frauenmehrheit verpflichtet. Eine internationale Übersicht. Frauenkomitee der SPÖ [Hg.]. Wien: Wiener Volksbuchhandlung o. J. [1948]
  • Wir wollen den glücklichen Menschen. Wien: Sozialistischer Verlag 1949 (Schriftenreihe "Die Frau", 2)
  • Schluß mit dem Kleinmut!. Vom positiven Pazifismus zu aktiver Friedensarbeit. Wien: Sozialistischer Verlag 1951 (Schriftenreihe "Die Frau", 6)
  • Die Vermenschlichung der Gesellschaft. Wien: Sozialistischer Verlag 1952 (Schriftenreihe "Die Frau", 9)
  • Frauenschicksal und Frauenaufgaben in unserer Zeit. Wien: Sozialistischer Verlag 1957 (Schriftenreihe "Die Frau", 12)
  • Die Todesstrafe – menschlich gesehen. In: Todesstrafe – Ja oder Nein? Wien: Wiener Volksbuchhandlung o. J. [um 1960]

Nachlass

Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung (VGA), Nachlass Oscar und Marianne Pollak, von Grete Helfgott, der Sekretärin Oscar Pollaks, dem VGA übergeben. Erstbearbeitung 1974, Nachbearbeitung 2004. Kartons 1-7, Mappen 1-25. Inhalt: persönliche Dokumente, umfangreiche Korrespondenz, Zeitungsartikel (darunter alle in der Arbeiter-Zeitung publizierten Artikel von Oscar Pollak 1945-1963), Broschüren, Typoskripte von Reden, Notizen, Fotos, Nachrufe.

Literatur

  • Brigitte Biwald: Verbunden bis in den Tod. Wiener Zeitung, 7.-8. September 2013 (Volltext im Austria-Forum) [Stand 23.01.2016]
  • Friedrich Hausjell: Journalisten gegen Demokratie oder Faschismus. Eine kollektiv-biographische Analyse der beruflichen und politischen Herkunft der österreichischen Tageszeitungsjournalisten am Beginn der Zweiten Republik (1945-1947). Teil 2. Frankfurt [u. a.]: Lang 1989, S. 759
  • Bettina Hirsch: Marianne. Ein Frauenleben an der Zeiten Wende. Wien: Pichlers Witwe & Sohn 1970
  • Wilhelm Kosch [Begründer]: Deutsches Literatur-Lexikon. Biographisches und bibliographisches Handbuch. Band 12. Bern [u. a.]: Francke 1990, S. 147
  • Brigitte Lehmann: Marianne & Oscar Pollak. Die Geschichte zweier Leben. Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung: Dokumentation 1&2/2006
  • Norbert Leser: Grenzgänger. Österreichische Geistesgeschichte in Totenbeschwörungen. Band 2. Wien [u. a.]: Böhlau 1982, S. 171-189
  • Helene Maimann: Politik im Wartesaal. Österreichische Exilpolitik in Großbritannien 1938-1945. Wien [u. a.]: Böhlau 1975 (Veröffentlichungen der Kommission für Neuere Geschichte Österreichs, 62)
  • Jean Maitron / Georges Haupt [Hg.]: Dictionnaire biographique du mouvement ouvrier international. Band 1: Autriche. Paris: Éditions Ouvrières 1971, S. 233
  • Wolfgang Muchitsch [Bearb.]: Österreicher im Exil, Großbritannien 1938-1945. Eine Dokumentation. Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes [Hg.]. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1992
  • Werner Röder [Hg.]: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Band 1. München: Saur 1980, S. 570
  • Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951, S. 236

Weblinks