Mizzi Langer-Kauba

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Daten zur Person
Personenname Langer-Kauba, Mizzi
Abweichende Namensform Langer-Kauba, Maria; Langer, Mizzi; Langer, Maria
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 30248
GND 1022732854
Wikidata Q1941007
Geburtsdatum 12. September 1872
Geburtsort Wien 4066009-6
Sterbedatum 5. November 1955
Sterbeort Wien 4066009-6
Beruf Bergsteigerin, Sportartikelhändlerin, Unternehmerin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Recherche
Letzte Änderung am 10.11.2023 durch DYN.krabina
Begräbnisdatum 10. November 1955
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 57A, Nummer 1
  • 7., Kaiserstraße 15 (Wirkungsadresse)
  • 7., Kaiserstraße 15 (Sterbeadresse)
  • 7., Kaiserstraße 11 (Wirkungsadresse)
  • 7., Kaiserstraße 17 (Wirkungsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Inserat, 1908

Mizzi Langer-Kauba, * 12. September 1872 Wien, † 5. November 1955 Wien, Unternehmerin, Bergsteigerin.

Biografie

Mizzi Langer-Kauba wurde 1872 als Tochter der Geschäftsleute Josef und Franziska Langer in Wien geboren und wuchs im 5. Bezirk auf. Sie war Inhaberin eines am 22. Jänner 1896 in der Kaiserstraße 11 eröffneten Sportartikelgeschäfts, bei dem es sich vermutlich um das älteste Sportartikelgeschäft in Wien handelt. Ab 4. Juli 1897 war sie mit Franz Kauba (geb. 4. 9. 1874) verheiratet, der als Prokurist in ihre Firma einstieg. Die Ehe blieb kinderlos.

Mizzi Langer-Kauba war eine begeisterte Alpinistin. Sie war Teil einer Gruppe kletterbegeisterter Bergsteigerinnen und Bergsteiger, die sich als "Langer-Platte" bezeichnete. Im ehemaligen Rodauner Steinbruch traf sich dieser Freundeskreis für Kletterübungen, die mitunter auch wettkampfähnliche Formen annahmen. Die Felswand des Steinbruchs wurde schon bald als "Mizzi-Langer-Wand" bezeichnet (die Benennung ist spätestens ab 1922 nachweisbar) und dient noch heute als Klettergarten. Gemeinsam mit ihren Freundinnen und Freunden unternahm Mizzi Langer-Kauba auch zahlreiche, alpinistisch durchaus herausfordernde, Bergtouren. Doch nicht nur als Bergsteigerin, sondern auch als Skiläuferin trat Mizzi Langer-Kauba hervor: Bei dem vom Skipionier Matthias Zdarsky am 19. März 1905 auf dem Muckenkogel bei Lilienfeld (Niederösterreich) veranstalteten ersten Riesentorlauf der Skigeschichte nahm sie neben 23 Männern als einzige Frau teil.

Mizzi Langer-Kauba gelang es auf beeindruckende Weise, alpinistische Leidenschaft und Geschäftssinn zusammenzuführen. Sie spezialisierte das Angebot ihres Unternehmens in der Kaiserstraße auf Alpinsport-Ausrüstung und führte ein umfangreiches Sortiment für Bergsteigerinnen und Bergsteiger. In einer Zeit, als sich "Touristik" und Alpinismus zunehmender Beliebtheit erfreuten, deckte sie damit eine bestimmte Nische bzw. eine bestimmte Klientel ab – Frauen wurden als Kundinnen dezidiert mitgedacht und in den Werbebroschüren auch angesprochen. Von Vorteil für die Geschäfte waren nicht nur ihre eigenen Erfahrungen als Bergsportlerin, sondern wohl auch ihre guten Kontakte in die Sportwelt. Mizzi Langer-Kauba war langjähriges Mitglied der Sektion "Austria" des Österreichischen Alpenvereins und des Österreichischen Alpenklubs. Zudem bewarb sie ihr Unternehmen in einschlägigen Zeitungen und Zeitschriften wie etwa "Der Gebirgsfreund" oder "Der Schnee". Auch im Bereich der Produktwerbung setzte sie einen hohen Standard: Die Kataloge des Geschäfts wurden bis zu seinem Tod von Gustav Jahn (1879–1919) gestaltet, der nicht nur ein begabter Künstler war, sondern auch der Bergsteigerrunde um das Ehepaar Langer-Kauba angehörte.

Das Geschäft, das ursprünglich in der Kaiserstraße 11 untergebracht war, übersiedelte im Laufe des Jahres 1899 in die Kaiserstraße 17. Einige Jahre später erwarb Mizzi Langer-Kauba die benachbarte Parzelle und ließ darauf ein neues Geschäfts- und Wohnhaus erbauen. Im Erdgeschoß des Hauses Kaiserstraße 15 war ab Ende Februar 1907 das Sportartikelgeschäft untergebracht, im ersten Stock befand sich die Privatwohnung der Eigentümerin, die sie bis zu ihrem Tod 1955 bewohnte. An der Fassade ließ die Unternehmerin in großen Lettern ihren Namen anbringen – noch heute ziert der Schriftzug Mizzi Langer-Kauba das Gebäude. Die ursprünglich in den Ziergiebeln angebrachten Gebirgsmotive sind heute nicht mehr erhalten. Neben der Inhaberin arbeiteten auch ihr Ehemann sowie ihre Schwester Josefine Stüber (1874-1915) und deren Ehemann Josef Stüber im Geschäft mit. Im Ersten Weltkrieg führte Mizzi Langer-Kauba das Geschäft allerdings allein: ihre Schwester war unerwartet verstorben, Franz Kauba und Josef Stüber zum Kriegsdienst eingezogen worden.

Mizzi Langer-Kauba, die sich in den 1920er Jahren von ihrem Mann getrennt haben dürfte, wurde ab 1928 von ihrem Neffen Sepp Stüber im Geschäft unterstützt und zog sich dann sukzessive daraus zurück. Sie starb am 5. November 1955 in ihrer Wohnung in der Kaiserstraße 15. Das Unternehmen wurde von der Familie Stüber bis 1971 weitergeführt. Seit 1983 ist an dieser Adresse das Sportfachgeschäft "Bergfuchs" untergebracht.


Quellen

Literatur