Münzwesen

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Sesterz aus 172 n. Chr. mit einer Darstellung von Marc Aurel bei der Überquerung der Donau am Revers.
Daten zum Begriff
Art des Begriffs Quellenkunde
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Nachweisbar von
Nachweisbar bis
Objektbezug Münzen, Mittelalter, Neuzeit, Maria Theresia
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 18.03.2024 durch WIEN1.lanm08trj
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Bildunterschrift Sesterz aus 172 n. Chr. mit einer Darstellung von Marc Aurel bei der Überquerung der Donau am Revers.


Anfänge

Die Anfänge der österreichischen Münzprägung fallen ins ausgehende 10. Jahrhundert; die ersten Pfennige der Babenberger wurden unter Markgraf Leopold III. in Krems geprägt (Vorläufer des späteren Wiener Pfennigs, der neben dem Friesacher Pfennig von etwa 1200 an in Umlauf war, um 1350 den Höhepunkt seiner Bedeutung erlebte, jedoch erst am Beginn der Neuzeit den Charakter einer tragenden Währungseinheit verlor). Ende des 12. Jahrhunderts wurde in Wien eine Münzstätte eingerichtet; offensichtlich besteht ein Zusammenhang mit dem für den englischen König Richard I. Löwenherz erpressten Lösegeld, das in Silberbarren geliefert wurde. Unter den letzten Babenbergern gewann die Wiener Münzprägung immer mehr an Bedeutung und Wien entwickelte sich zur Hauptmünzstätte für die Alpen- und Donauländer. Die mittelalterlichen Pfennige waren Silbermünzen von unterschiedlichem Gewicht und Feingehalt; Rechnungseinheiten waren das Pfund (240 Pfennige) beziehungsweise der Schilling (30 Pfennige), geprägt wurde jedoch nur der Pfennig.

Münzverschlechterungen

Seit Mitte des 13. Jahrhunderts wurden durch den "Münzverruf" die jeweils vorjährige Münzen außer Kurs gesetzt und gegen neue Münzen umgetauscht. Dabei wurden 4 verrufene (alte) Pfennige gegen 3 neue Pfennige umgetauscht wurden, woraus sich eine gute Einnahmenquelle für den Landesfürsten ergab; 1359 ersetzte Rudolf IV. den Münzverruf durch die Einführung des Ungelds (einer Getränkesteuer). Der gefestigte "Wiener Pfennig" vermochte Anfang des 15. Jahrhunderts auch den bis dahin gebräuchlichen Grazer Pfennig zu verdrängen. Im weiteren Verlauf des 15. Jahrhunderts, als durch Münzverschlechterungen (neuerliche wiederholte Einziehung der Münzen bei gleichzeitiger Neuprägung mit geringerem Silbergehalt) das Vertrauen in die Währung beeinträchtigt wurde, gewann der ungarische Goldgulden im Geschäftsleben an Bedeutung, ebenso, wenn auch in geringerem Ausmaß, als Verrechnungswährung der rheinische Goldgulden (der wertmäßig dem Tiroler Silbergulden entsprach).

Taler, Groschen

An der Schwelle zur Neuzeit entstand (von Hall in Tirol ausgehend) der Taler (eine Großsilbermünze), der ab dem 16. Jahrhundert als "Reichstaler" dieselbe Funktion hatte wie im 15. Jahrhundert der ungarische Goldgulden. Ebenfalls in Tirol entstand der Kreuzer (60 Kreuzer entsprachen 240 Pfennig und ergaben einen Gulden; den täglichen Kleinverkehr beherrschte das silberne Dreikreuzer-Stück, der "Groschen").

Zeitalter Maria Theresias

Nach dem Österreichischen Erbfolgekrieg war Maria Theresia gezwungen, die Währung zu sanieren (am 7. November 1750 Abschluss einer Münzkonvention mit Bayern und Einführung der "Conventions-Münze" [C.-M.]; zwei Gulden Conventions-Münze [120 Kreuzer] entsprachen einem Taler); damals wurde auch der Konventionstaler geschaffen, zu dem ab 1751 auch der "Maria-Theresien-Taler" gehörte. Die Einführung einer Randschrift sollte die Wertminderung durch Beschneiden verhindern. Während des Siebenjährigen Kriegs (1756-1763) kam es endgültig zur Aufnahme von Kupfer als Münzmetall (ab 1760 Prägung der Kreuzer aus Kupfer) und zur Einführung des Papiergelds (zunächst in solider Weise durch den [Wiener Stadtbanco]]).

Papiergeldinflation

Besonders (inflationäre) Währungsprobleme gab es als Folge der Napoleonischen Kriege, da es zu Beginn des 19. Jahrhunderts durch die zügellose Ausgabe von Papiergeld ("Banco-Zettel") zu einer rasanten Abwertung der Währung kam, die letztlich 1811 im "Finanzkrach" endete (damals waren 1,061 Millionan Gulden in Papier im Umlauf); mit Wirksamkeit vom 15. März 1811 wurden die Banco-Zettel auf ein Fünftel ihres Nennwerts herabgesetzt (am Anfang als "Einlösungsscheine", ab 1. Februar 1812 "Wiener Währung"). Im Zuge der Wiederherstellung einer stabilen Währung (die Feldzüge 1812-1815 hatten eine neuerliche Vermehrung des Papiergelds durch Antizipationsscheine mit sich gebracht) kam es 1816 zur Gründung der "Privilegierten Oesterreichischen Nationalbank", die primär die allmähliche Einlösung des Papiergelds bewerkstelligen sollte. 1820 wurde der Kurs der Wiener Währung auf das Verhältnis 1000 Gulden Wiener Währung = 420 Gulden Conventions-Münze festgesetzt (die Geldentwertung betrug damit zwischen 1799 und 1820 92%). Bis 1847 wurde der Papiergeldumlauf auf 7,5 Millionen Gulden Wiener Währung (3,15 Millionen Gulden Conventions-Münze) reduziert. Zur Sanierung der Staatsfinanzen wurde die "Österreichische Währung" (Ö. W.) eingeführt (100 Gulden Conventions-Münze = 105 Gulden Österreichischer Währung); neu war der Silbergulden, nunmehr nach dem Dezimalsystem gestückelt (100 Kreuzer). Unter Franz Joseph I., war die Ausgabe von Münzen Sache des Finanzministeriums, von Banknoten der Oesterreichischen Nationalbank; in Kriegs- und Krisenzeiten ausgegebenes Papiergeld (Staatsnoten, Schatzscheine, Kassaanweisungen) wurden durch die Staats-Central-Casse emittiert.

Stabilisierung

Nach dem Ausgleich mit Ungarn (1867) kam es zur Gründung der Österreichisch-ungarischen Bank. Ab 1870 prägte man Goldmünzen zu vier und acht Gulden; die Einführung einer Goldwährung wurde jedoch zunächst nicht realisiert. Ab 1872 wurden Golddukaten geprägt, die auch nach Einführung der Kronenwährung (1892) als Handelsmünze weiterlebten (und bis in die Gegenwart nachgeprägt werden); im Wert entsprach einem Dukaten 4,5 Gulden. Erst am 2. August 1892 ersetzte man die Österreichische Währung durch eine Goldwährung (Goldkrone; 100 Gulden Österreichische Währung in Papier = 200 Kronen á 100 Heller = 84 Gulden in Gold). Bestimmte Bezeichnungen haben sich dennoch im Volksmund erhalten (so wurde die 20-Heller-Münze, die der 10-Kreuzer-Münze entsprach, in Erinnerung an die Zeit vor 1857 nach wie vor als "Sechserl" ["Sperrsechserl" für das nächtliche Öffnen des Haustors durch den Hausbesorger] bezeichnet). In der Monarchie waren die Prägestätten der Münzen auf diesen durch einen Buchstaben zu erkennen (ein "A" entsprach der Prägestätte Wien). Die in der Inflation nach dem Ersten Weltkrieg untergegangene Kronenwährung (eine Goldkrone = 14.400 Papierkronen) wurde 1924 durch die Schillingwährung (10.000 Papierkronen = ein Schilling, eine Goldkrone = 1,44 Schilling; ein Schilling = 100 Groschen) ersetzt (Beginn des Umtauschs am 20. Dezember 1924), die (ausgenommen die Jahre 1938-1945, in der die Reichsmark Zahlungsmittel war) bis heute gültig ist. War der Wechselkurs für einen Schweizer Franken 1915 96 Kronen gewesen, so mussten für diesen infolge der Geldentwertung Anfang 1918 219 Kronen und Anfang 1920 3.077 Kronen bezahlt werden. 1927 betrug das Deckungsverhältnis der Banknoten 70%, doch kam es durch den Kurszusammenbruch an der New Yorker Börse (Beginn 24. Oktober, Höhepunkt 29. Oktober 1929) und die Krise der Creditanstalt in Wien (Höhepunkt am 24. Mai 1931) zu einem Kursrückgang des Schillings (ab 1932; in diesem Jahr fiel der Schilling in Zürich um 17% unter pari, 1933 neuerlich um 21,2%). Ende 1937 betrug das Deckungsverhältnis der Banknoten nur noch 31,1%. Nach der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich (13. März 1938) verloren die Schillingnoten am 25. April 1938 ihre gesetzliche Zahlungskraft (Zwangsumtausch Schilling 1,50 = eine Reichsmark). Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Oesterreichische Nationalbank am 5. Juli 1945 aufgrund des "Notenbank-Überleitungsgesetzes" ihre Tätigkeit wieder auf, durch das "Schilling-Gesetz" vom 30. November 1945 wurde der Schilling in Österreich wieder gesetzliches Zahlungsmittel; die Umwechslung (150 Schilling pro Kopf) erfolgte zum Wechselkurs eine Reichsmark beziehungsweise ein Alliierter Militärschilling = ein Schilling, wodurch sich gegenüber 1938 eine Abwertung ergab (der Rest, etwa vier Millionen Reichsmark, wurde auf Sperrkonten gelegt). Vom 13. bis 20. Dezember 1945 kam es zur ersten Währungsreform. Die Ausgabe von Bundesschatzscheinen (13. Juni 1946), das Währungsschutzgesetz (19. November 1947 [Geldumtausch bei gleichzeitiger Abwertung]; in Kraft ab 10. Dezember 1947) sowie die Lohn- und Preisabkommen dienten der Schillingstabilisierung. Am 4. Mai 1953 erfolgte eine Teilabwertung des Schillings (Beseitigung des sogenannten Warenkurses), die ein stabiles Verhältnis zum US-Dollar ermöglichte. Seit der Konsolidierung der Wirtschaft wird von der Nationalbank ein Hartwährungskurs verfolgt.

Umstellung auf Euro

Mit dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Union am 1.1.1995 verpflichtete sich die Republik auch zur Einführung einer künftigen gemeinsamen Währung. Diese erfolgte in Form von Münzen und Papiergeld am 1.1.2002.

Umrechnungen

  • 1.000 Gulden Bancozettel = 200 Gulden Einlösungsscheine = 200 Gulden Wiener Währung = 84 Gulden Conventionsmünze = 88,2 Gulden Österreichische Währung = 176,4 Kronen
  • ab 1924 (Stabilisierung nach der Inflation): 10.000 Kronen = 1 Schilling = 0,67 Reichsmark = 0,67 Schilling
  • 1 Euro = 13,7614 Schilling

Kaufkraftrechner

Der Kaufkraftrechner drückt für Wien aus, wie viel man für einen bestimmten Geldbetrag in einem bestimmten Jahr kaufen konnte und wie lange man dafür arbeiten musste.



Siehe auch

Literatur

  • Günther Probszt: Österreichische Münz- und Geldgeschichte bis 1918. Wien: Böhlau 1973
  • August Loehr: Österreichische Geldgeschichte. 1946 (Rezension: Wiener Geschichtsblätter 4 [1949], S. 22 ff. [Kurzfassung])
  • Rudolf Geyer: Münze und Geld, Maß und Gewicht in Niederösterreich (mit Wien) und 0berösterreich. In: Alfred Francis Pžibram: Materialien zur Geschichte der Preise und Löhne in Österreich. Band 1. Wien: Ueberreuter 1938
  • Rudolf Geyer: Zur österreichischen Münzpolitik 1524-1790. In: Numismatische Zeitschrift 66 (1933)
  • Monika Schmidl: Überblick über die Österreichische Währungs- und Münzgeschichte. In: Unser Währing. Vierteljahresschrift des Museumsvereins Währing 24 (1989), S. 15 ff.
  • Wien in Mittelalter. 41. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, Karlsplatz, 18. Dezember 1975 bis 18. April 1976. Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1975 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 41), S. 92 f. 93, 691 f.
  • Der Wiener Kongreß. Ausstellung veranstaltet vom Bundesministerium für Unterricht gemeinsam mit dem Verein der Museumsfreunde, 1. Juni bis 15. Oktober 1965, Schauräume der Hofburg, Kaiserappartements, Wien. [150 Jahre Wiener Kongress]. Kataloggestaltung: Epi Schlüsselberger. Wien: Gistel & Cie 1965, S. 445, 456
  • Herfried Wagner: Der Wiener Pfennig während des Interregnums und der Herrschaft von Ottokar Přemysl, 1. Teil. In: money trend 9/2012