Ludwig Münz

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Ludwig Münz, 1957
Daten zur Person
Personenname Münz, Ludwig
Abweichende Namensform
Titel Dr. phil.
Geschlecht männlich
PageID 14475
GND 130121258
Wikidata Q19766262
Geburtsdatum 6. Jänner 1889
Geburtsort Wien 4066009-6
Sterbedatum 7. März 1957
Sterbeort München 4127793-4
Beruf Kunsthistoriker
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus, Archiv des Instituts für Kunstgeschichte der Universität Wien
Objektbezug Adolf Loos (Portal), Karl Kraus (Portal)
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 26.03.2024 durch WIEN1.lanm09lue
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
Bildname Ludwig Muenz.jpg
Bildunterschrift Ludwig Münz, 1957

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Direktor der Galerie der Akademie der Bildenden Künste (1947)

  • Professorentitel (Übernahme: 1955)
  • Theodor-Körner-Preis für Soziale und Geisteswissenschaften (Verleihung: 1957)

Ludwig Münz, * 6. Jänner 1889 Wien, † 7. März 1957 München, Kunsthistoriker.

Biografie

Ludwig Münz wurde als Sohn von Josefine Labin und Bernhard Münz (Journalist) in Wien geboren und war mit dem Bibliothekar Bernhard Münz und dem Journalisten Sigmund Münz verwandt.

Er studierte an den Universitäten Wien und Hamburg Jus sowie Philosophie und Kunstgeschichte (Dr. phil. 1914). Im Ersten Weltkrieg war er als Reserveleutnant im Einsatz. Nach seiner Rückkehr wurde er Mitglied des Kunsthistorischen Instituts, lehrte 1920 bis 1922 Kunstgeschichte an der Volkshochschule Wien 5 und arbeitete 1923 bis 1926 in Hamburg in der Bibliothek Warburg. Während dieser Hamburger Zeit hatte er eine Affäre mit Salka Viertel, die dort als Schauspielerin arbeitete. 1926 kam er nach Wien zurück und lebte als Privatgelehrter. Abseits seiner beruflichen Karriere waren seine Freundschaften mit Franz Glück, Oskar Kokoschka, Karl Kraus, und Adolf Loos zentral.

Einsatz für Adolf Loos

1919 wirkte Münz an den von Loos redigierten und herausgegebenen "Richtlinien für ein Kunstamt" mit. Ab 1930 arbeitete er gemeinsam mit Franz Glück an der Herausgabe des schriftlichen Werkes von Adolf Loos. Zusammen mit dem Kunsthistoriker Gustav Künstler erstellte er ein chronologisches Werkverzeichnis zu Loos, das jedoch erst nach Münz' Ableben publiziert wurde. Nach dem Tod des Architekten baute er mit Unterstützung von Elsie Altmann-Loos eine Sammlung von Quellen zu Loos' architektonischem Schaffen auf, welche seit 1968 den Grundbestand des in der Albertina aufbewahrten Adolf-Loos-Archivs bilden.

Teil des Kraus-Kreises

Zusammen mit Gustav und Franz Grüner, Franz Janowitz und Berthold Viertel (mit dem er auch eng befreundet war) gehörte Ludwig Münz schon vor dem Ersten Weltkrieg zum engsten Kreis um Karl Kraus, den er zusammen mit Viertel als "Wahlvater unserer Jugend" bezeichnete. Münz galt dort als ein Purist in Kunst und Literatur, der derart kritisch sei, dass er damit seine eigene Produktivität behinderte – darüber hinaus widmete er einen großen Teil seines Lebens und seiner Kraft dem Kraus’schen Werk. Münz gehörte wie auch Viertel zu den wenigen Personen, die Kraus duzte wie auch zu jenen, denen er offiziell Werke widmete. Erst 1935 begann sich Kraus von seinen ältesten Freunden Viertel und Münz zu lösen. Zum Zerwürfnis mit Ludwig Münz war es aufgrund eines Streits zwischen Münz und Kraus' Freundin Helene Kann gekommen: Als Münz für eine Edition vorgesehene Altenberg-Briefe sehr verspätet zurückgab, warf Kann ihm "jüdische Unverschämtheit" vor. Ludwig Münz prozessierte, empört nicht nur über ihren Vorwurf, sondern auch über Kraus, der ihr recht gab. Viertels Versuche, Münz um die Jahreswende 1935/36 von der "Torheit" dieses Prozesses zu überzeugen, waren vergeblich. Die von Irene Jansen edierte Korrespondenz zwischen Ludwig Münz und Berthold Viertel zeigt, wie zwei der engsten Vertrauten von Karl Kraus zwischen 1934 und 1936 über seinen Gesundheitszustand, ihre fortdauernde Liebe zu ihm und die Probleme, die sie mit ihm hatten, sprachen.

Exil und Rückkehr

1933 war Ludwig Münz an der Neuaufstellung der Antikensammlung des Museums für angewandte Kunst beteiligt. 1938 musste er vor der nationalsozialistischen Verfolgung fliehen und blieb bis 1947 im englischen Exil. Vor seiner Flucht heiratete er Marija Fijala-Zornig, die mit ihm nach England ging. Nach seiner Rückkehr nach Österreich war er bis 1957 Leiter der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste; in dieser Zeit war Margarethe Poch-Kalous seine Assistentin. Münz zeichnete für zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen verantwortlich, er galt als besonders guter Kenner und Erforscher des Werkes von Rembrandt. Er verstarb während der Teilnahme am Münchner Rembrandtkongress auf dem Podium an einem Herzinfarkt.

Der Nachlass von Ludwig Münz befindet sich im Archiv des Instituts für Kunstgeschichte der Universität Wien sowie in der Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus.

Quellen

Literatur

  • Katharina Prager: Berthold Viertel. Eine Biographie der Wiener Moderne. Wien [u.a.]: Böhlau 2018
  • Irene Jansen: Berthold Viertel. Leben und künstlerische Arbeit im Exil, Wien: Peter Lang 1992
  • Burkhardt Rukschcio / Roland Schachel: Adolf Loos. Leben und Werk. Salzburg: Residenz Verlag 1982, S. 229; 360;
  • Salka Viertel: Das unbelehrbare Herz. Ein Leben in der Welt des Theaters, der Literatur und des Films. Hamburg: Claassen 1970
  • Lebendige Stadt. Almanach. Band 10. Wien: Amt für Kultur, Volksbildung und Schulverwaltung der Stadt Wien 1963, S. 172 f. (Werkverzeichnis)


Ludwig Münz im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks