Ludwig Gruber

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Ludwig Gruber mit dem Ehrenring der Stadt Wien, 1960
Daten zur Person
Personenname Gruber, Ludwig
Abweichende Namensform Gruber, Ludwig Anton
Titel Prof.
Geschlecht männlich
PageID 28549
GND 130167975
Wikidata Q45596
Geburtsdatum 13. Juli 1874
Geburtsort Wien
Sterbedatum 17. Juli 1964
Sterbeort Wien
Beruf Komponist, Dirigent
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage-NG
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 10.11.2023 durch DYN.krabina
Begräbnisdatum 24. Juli 1964
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 32C, Nummer 28
Ehrengrab Ehrengrab
Bildname Ludwig Gruber.jpg
Bildunterschrift Ludwig Gruber mit dem Ehrenring der Stadt Wien, 1960
  • 16., Neulerchenfelder Straße 73 (Geburtsadresse)
  • 16., Brunnengasse 38-40 (Wohnadresse)
  • 14., An der Niederhaid 26 (Letzte Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Ehrenring der Stadt Wien (Verleihung: 30. Mai 1950, Übernahme: 13. Juli 1950)
  • Ehrenmünze der Stadt Wien (Verleihung: 20. April 1944, Übernahme: 3. Mai 1944)
  • Österreichischer Volksmusikpreis (Verleihung: 1956)

Nachbau der Baracke, in der Ludwig Gruber während des Ersten Weltkriegs seine Kriegsgefangenschaft in Sibirien verlebte, hergestellt anlässlich einer Jubiläumsausstellung 1933
Das Ludwig-Gruber-Platzerl nach der Fertigstellung im November 1929
Ludwig Gruber in seiner Wohnung, 1954

Gruber Ludwig, * 13. Juli 1874 Neulerchenfeld, † 17. Juli 1964 Wien, Komponist.

Biografie

Ludwig Gruber wuchs im Ottakringer Liebhartstal auf. In seiner Familie spielte Musik eine wesentliche Rolle: Sein Vater war Bassbuffo am Linzer Landestheater gewesen, bevor er in Wien als Gesangskomiker Gruber-Tonl populär wurde. Grubers Mutter war eine Nichte des ehemaligen Bürgermeisters Eduard Uhl. Sie vermittelte ihrem Sohn den ersten Musikunterricht bei Josef Uhl, einem weiteren Verwandten. Bereits als Kind schrieb Ludwig Gruber erste Couplets und Singspiele. Nach dem frühen Tod seiner Mutter ermöglichte ihm Wilhelmine Montléart ein Studium am Wiener Konservatorium. Mit dem Lied "Die alte Uhr" machte er 1893 erstmals auf sich aufmerksam. Mit "Es wird a Wein sein" auf einen Text von Josef Hornig konnte er 1893 an diesen Erfolg anschließen. 1897 heiratete er die Soubrette Gusti Cellak und nahm danach verschiedene Engagements als Kapellmeister an. Als Komponist blieb Gruber äußerst produktiv. Schon 1906 wurde sein Opus 1.000 uraufgeführt, das Wienerlied "Mei Muatterl war a Wienerin", Grubers bis heute populärste Komposition. Noch im selben Jahr spielten Gruber (Klavier) und seine Gattin (Gesang) das Lied auf Schallplatte ein.

Auch wenn Gruber musikalisches Spektrum weit gefasst war und sich von Opern ("Aschermittwoch", "Schmetterlingszauber", "König Lustick"), Singspielen ("Fiakermilli"), Chorälen, Kanons und Fugen bis zur Klaviermusik und Filmmusik spannte, lag der Fokus doch immer beim Wienerlied. So ist es kein Zufall, dass er Eduard Kremser in äußerst rühriger Weise zur Seite stand, als dieser vor dem Ersten Weltkrieg von der Stadt Wien mit der Zusammenstellung und Herausgabe alter Wiener Lieder und Tänze beauftragt wurde (Kremser-Alben). Die Arbeit wurde durch Grubers Kriegsdienst unterbrochen. Bereits im Herbst 1914 geriet er in Gefangenschaft und verbrachte die Zeit bis zum Zerfall des Zarenreiches in einem sibirischen Lager. Über die südsibirische Stadt Barnaul und Petrograd konnte er mit anderen ehemaligen Kriegsgefangenen 1920 nach Wien zurückkehren. Aus Anlass von Grubers Rückkehr fand am 11. Dezember im Theater an der Wien eine prominent besetzte Festmatinee statt, bei der Gruber unter anderem seine bereits in Russland entstandene "Spartakus"-Suite zu Aufführung brachte. Das Werk wurde zwar grundsätzlich positiv aufgenommen, doch wurden auch Stimmen laut, die eine allzu große Nähe zur kommunistischen Ideologie erkennen wollten, was Gruber dazu veranlasste eine Überarbeitung unter dem Titel "Sibirische Suite" vorzulegen. Vor diesem Hintergrund überrascht der spätere Gesinnungswandel Grubers.

1921 initiierte der Komponist die Gründung des Vereins "Bund der Wiener", aus dem die "Gesellschaft zur Hebung und Förderung der Wiener Volkskunst" hervorging und wurde dessen 2. Vizepräsident. 1931 wurde er mit dem Professorentitel geehrt.

Bereits 1932 trat Gruber der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 1,083.677, WStLA, Landesarchiv, Politische Parteien, NSDAP Wien, Gauakten) . 1940 schrieb Gruber das Marschlied "Flieger – deutscher Sieger!" 1941 wurde im "Kaufhaus der Wiener" (dem "arisierten" ehemaligen Kaufhaus Gerngross) eine Gruber-Ausstellung eröffnet, auf welcher er bei einem Wehrmachtskonzert als Gastdirigent auftrat. Zahlreich waren die Ehrungen, die Gruber anlässlich seines siebzigsten Geburtstags am 13. Juli 1944 zuteilwurden: Bürgermeister Blaschke gratulierte ihm in einem persönlichen Schreiben und versprach, ein Portrait für das Städtische Museum in Auftrag zu geben. Im selben Jahr war er schon mit der Ehrenmünze der Stadt Wien ausgezeichnet worden. Grubers Kompositionen wurden im Konzerthaus und im Musikvereinsgebäude aufgeführt. Mario Wiberal nahm um 1940 ein Portraitfoto Ludwig Grubers auf, das den Portraitierten mit dem Abzeichen der NSDAP am Revers zeigt.

Nach dem Krieg konnte Gruber seine Karriere ungehindert fortsetzen. 1950 wurde er mit dem Ehrenring der Stadt Wien und 1956 mit dem Volksmusikpreis ausgezeichnet. Gruber war außerdem Ehrenbürger von Baden bei Wien. 1979 wurde der Ludwig-Gruber-Weg in Neustift am Walde nach dem Komponisten benannt. Gedenktafeln befinden sich an seinem Geburtshaus in der Neulerchenfelder Straße und an seinem Wohnhaus in der Hameaustraße. Noch zu Grubers Lebzeiten wurde 1929 am sogenannten "Ludwig-Gruber-Platzerl" an der Keylwerthgasse ein Gedenkstein errichtet. Auf der derzeit unterhalb der Straßenbezeichnung Ludwig-Gruber-Weg angebrachten Zusatztafel fehlt derzeit jeder Hinweis auf die NS-Vergangenheit Ludwig Grubers.

Sein Nachlass befindet sich in der Wienbibliothek im Rathaus.


Quellen

Literatur

  • Thomas Aigner: Ludwig Gruber baut ein Soldatentheater auf. In: "Es ist Frühling und ich lebe noch". Eine Geschichte des Ersten Weltkriegs in Infinitiven. Wien: Wienbibliothek im Rathaus 2014, S. 118 ff.
  • Elisabeth Th. Fritz / Helmut Kretschmer: Wien Musikgeschichte. Teil 1: Volksmusik und Wienerlied. Wien: LIT-Verlag 2006, S. 294 ff.
  • Helmut Kretschmer: Wiener Musikergedenkstätten. Wien: Jugend & Volk ²1990
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien: Ueberreuter 1992
  • Siegfried Lang: Almanach der Unterhaltungskomponisten des 20. Jahrhunderts. Wien: Österreichischer Komponistenbund 1974
  • Manfred Arndorfer: Freunde, Förderer und Gönner der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Eine kleine Danksagung zum 125-Jahr-Jubiläum der Wiederbegründung, Katalog zur Ausstellung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek im Wiener Rathaus von Anfang Mai - Ende September 1981. Wien: Stadt Wien, MA 9 1981 (Wechselausstellung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek, 193)
  • Felix Czeike: XIV. Penzing. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 14), S. 6


Ludwig Gruber im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks