Lina Loos

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Lina Loos, um 1920
Daten zur Person
Personenname Loos, Lina
Abweichende Namensform Loos, Karoline; Obertimpfler, Karoline; Lind, Lina; Vetter, Lina; Lind, Carry; Loos, Karolina
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 18467
GND 119201046
Wikidata Q88725
Geburtsdatum 9. Oktober 1882
Geburtsort Wien 4066009-6
Sterbedatum 6. Juni 1950
Sterbeort Wien 4066009-6
Beruf Schauspielerin, Schriftstellerin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus / Handschriftensammlung
Objektbezug Adolf Loos (Portal), Von der Casa piccola zur Oper. Wege der Frauen an der Ringstraße, Teil 2, Theater, Kabarett, Film, Fledermaus (1, Kärntner Straße 33), Nachtlicht, Raimundtheater (Institution), Deutsches Volkstheater, Volkstheater, Scala, Schauspielerin, Schriftstellerin, Neues Wiener Journal, Neues Wiener Tagblatt
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Recherche
Letzte Änderung am 7.03.2024 durch WIEN1.lanm09kka
Begräbnisdatum 10. Juni 1950
Friedhof Friedhof Sievering
Grabstelle Abteilung 2, Gruppe 12, Reihe 3, Nummer 15
Ehrengrab ehrenhalber gewidmetes Grab
Bildname Lina Loos.jpg
Bildunterschrift Lina Loos, um 1920
  • 19., Sieveringer Straße 107/11 (Wohnadresse)
  • 1., Giselastraße 3 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Lina Loos, * 9. Oktober 1882 Wien, † 6. Juni 1950 Wien, Schauspielerin, Schriftstellerin.

Biografie

Lina (Karoline) Loos, geborene Obertimpfler, kam als jüngstes Kind von Carl Obertimpfler und dessen Frau Caroline, geborene Ockermüller, auf die Welt. Ihre Eltern arbeiteten in der Gastronomie und betrieben unter anderem das Café Casa piccola. Ihr Bruder war der Schauspieler und Regisseur Karl Forest, der 1944 Opfer eines Euthanasieprogrammes im Versorgungsheim Lainz wurde. Ihre Schwester, die Schriftstellerin Helene Dülberg, verschwand 1908 spurlos, nachdem sie ihren Suizid angekündigt hatte.

Lina Obertimpfler besuchte das Konservatorium und nahm an der Musikakademie Schauspielunterricht. Am 21. Juli 1902 heiratete sie in Mähren den um zwölf Jahre älteren Architekten Adolf Loos. Das junge Ehepaar wurde von den Brauteltern finanziell stark unterstützt, was sich nötig erwies, da der Architekt einen äußerst aufwendigen Lebensstil pflegte. Die Ehe war nicht von langer Dauer. Bereits ein Jahr nach der Hochzeit ging Lina Loos eine Beziehung mit dem Gymnasiasten Heinz Lang, Sohn der Frauenrechtlerin Marie Lang ein. Der junge Mann erschoss sich im August 1904, nachdem Lina Loos ihm einen Abschiedsbrief geschrieben hatte. Kurze Zeit nach dieser Tragödie trennte sie sich von ihrem Mann, die Scheidung erfolgte im Juni 1905.

Lina Loos galt als eine der schönsten Frauen Wiens und war in das kulturelle Leben stark involviert. Zu ihren engsten Freunden gehörten Peter Altenberg, Franz Theodor Csokor und Egon Friedell. Ab 1904 veröffentlichte sie Texte, hauptsächlich Feuilletons und Essays, in verschiedenen Zeitschriften und Zeitungen, darunter das "Neue Wiener Journal", das "Neue Wiener Tagblatt" und "Die Dame".

Sie trat als Schauspielerin, Kabarettistin und Chansonette in Deutschland und Österreich auf. Im Jänner 1905, nach der Trennung von Loos, reiste sie in die USA, wo sie ein Engagement hatte. Sie kehrte jedoch bereits im Mai nach Europa zurück und spielte in Berlin, München und Wien, zunächst in den Kabaretts Fledermaus und Nachtlicht, dann von 1920 bis 1922 im Raimund- beziehungsweise 1924 bis 1933 am deutschen Volkstheater. Bis 1938 war sie in den von Rudolf Beer geleiteten Theatern wie der Scala zu sehen, zumeist nur noch in kleinen Rollen. Als Schauspielerin trat sie unter den Künstlernamen "Carry Lind" (in den USA), "Lina Lind" oder "Lina Vetter" auf. Zudem führte sie ein in Wien von vielen Persönlichkeiten wie Alma Mahler-Werfel, Berta Zuckerkandl oder Grete Wiesenthal gerne besuchtes Haus.

In der NS-Zeit zog sich Lina Loos weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück, vieler ihrer Freunde gingen ins Exil, andere nahmen sich, wie Egon Friedell, das Leben. Bis 1943 publizierte Loos noch gelegentlich im "Neuen Wiener Tagblatt". Nach 1945 engagierte sich die erklärte Christin und Pazifistin in der KPÖ-nahen Frauen- und Friedensbewegung, wurde Vizepräsidentin des Bundes demokratischer Frauen sowie Mitglied des Österreichischen Friedensrates und veröffentlichte zwischen 1946 bis 1949 eine Reihe von Feuilletons in der kommunistischen Kulturzeitschrift "Österreichisches Tagebuch" und in "Stimme der Frau", der Frauenzeitung der Kommunistischen Partei. Lina Loos starb am 6. Juni 1950 im Allgemeinen Krankenhaus Wien und wurde am Sieveringer Friedhof begraben. Am 10. März 2017 kam der österreichische Spielfilm "Lina" in die Kinos. Er erzählt eine fiktionale Geschichte rund um Lina Loos während ihrer Ehe mit Adolf Loos in den Jahren 1902 bis 1905.

Die Handschriftensammlung der Wienbibliothek im Rathaus enthält einen 470 Inventarnummern umfassenden Teilnachlass von Lina Loos.

Werke (Auswahl)

  • Lina Loos: Mutter. Wien: Gloriette-Verlag 1921
  • Lina Loos: Das Buch ohne Titel. Erlebte Geschichten. Wien: Wiener Verlag 1947
  • Lina Loos: Du silberne Dame du. Briefe von und an Lina Loos. Posthum hg. von Franz Theodor Csokor / Leopoldine Rüther. Wien: Zsolnay 1966
  • Lina Loos: Wie man wird, was man ist. Lebens-Geschichten. Posthum hg. von Adolf Opel. Wien: Deuticke 1994

Quellen

Literatur

  • Lisa Fischer: Mit Frauen bauen. Das nützliche Beziehungsmuster eines antimodernen Ehemanns. In: Adolf Loos. Schriften, Briefe, Dokumente aus der Wienbibliothek im Rathaus. Hg. von Markus Kristan / Sylvia Mattl-Wurm / Gerhard Murauer. Wien: Metroverlag 2018, S. 233–242
  • Ilse Korotin [Hg.]: biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 2. Wien / Köln / Weimar: Böhlau 2016, S. 2019
  • Tanja Paar: Lina Loos: Die Vielgeliebte. In: diestandard.at: 26.04.2016 [Stand: 27.08.2018]
  • Lisa Fischer: Lina Loos oder Wenn die Muse sich selbst küsst. Wien / Köln / Weimar: Böhlau 2007
  • Beatrix Schiferer: Vorbilder. Kreative Frauen in Wien 1750−1950. Wien: Verband Wiener Volksbildung 1994, S. 109 ff.
  • Gunther Martin: Damals in Döbling ... Gestalten und Schauplätze einer Wiener Stadtlandschaft. Wien: J & V Edition Wien / Dachs-Verlag 1993, S. 43
  • Murray G. Hall / Gerhard Renner: Handbuch der Nachlässe und Sammlungen österreichischer Autoren. Wien [u. a.]: Böhlau 1992 (Literatur in der Geschichte, Geschichte in der Literatur, 23)
  • Renate Wagner: Lina Loos. In: Frauenblatt, 04.06.1988
  • Milan Dubrovic: Veruntreute Geschichte. Die Wiener Salons und Literatencafés. Wien [u. a.]: Zsolnay 1985, S. 161 ff., 183
  • Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963
  • Österreichisches Biographisches Lexikon: Loos, Lina [Stand: 04.07.2019]
  • Frauen-Biographieforschung: Lina Loos [Stand: 04.07.2019]


Lina Loos im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks