Leopoldine Glöckel

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Leopoldine Glöckel, um 1901
Daten zur Person
Personenname Glöckel, Leopoldine
Abweichende Namensform Pfaffinger, Leopoldine; Glöckl, Leopoldine
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 23995
GND 136489249
Wikidata Q1819939
Geburtsdatum 12. November 1871
Geburtsort Wien
Sterbedatum 22. Mai 1937
Sterbeort Wien
Beruf Lehrerin, Kommunalpolitikerin
Parteizugehörigkeit Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP)
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, POLAR
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Letzte Änderung am 22.11.2023 durch WIEN1.lanm09krs
Begräbnisdatum 29. Mai 1937
Friedhof Meidlinger Friedhof
Grabstelle Abteilung B, Gruppe 1, Nummer G54
Bildname Leopoldine Glöckel.jpg
Bildunterschrift Leopoldine Glöckel, um 1901
  • 12., Schönbrunner Straße 176 (Geburtsadresse)
  • 12., Gaudenzdorfer Gürtel 47 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien (22.5.1919 bis 10.11.1920)
  • Abgeordnete zum Wiener Landtag und Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien (10.11.1920 bis 12.2.1934)
  • Mitglied des Frauenzentralkomitees der SDAP
  • Mitglied des Bezirksvorstands der SDAP Meidling
  • Vorsitzende der Bezirksfrauenorganisation der SDAP Meidling
  • Mitglied des Allgemeinen Österreichischen Frauenvereines
  • Mitglied des Frauenstimmrechtskomitees
  • Mitglied des Neuen Frauenklubs Wien

  • Viktor-Adler-Plakette (Übernahme: 1931)

Leopoldine Glöckel, * 12. November 1871 Wien, † 22. Mai 1937 Wien, Lehrerin, Kommunalpolitikerin.

Biografie

Leopoldine Glöckel, geborene Pfaffinger, kam als Tochter des Direktors der Telephon- und Telegraphenverwaltung in Wien, Joseph von Pfaffinger, auf die Welt. Nach dem frühen Tod ihrer Mutter wuchs sie bei den wohlhabenden Großeltern auf. Sie besuchte die achtklassige Volksschule, erhielt danach Privatunterricht und absolvierte schließlich die Lehrerinnenbildungsanstalt. Von 1893 bis 1934 arbeitete sie als Handarbeits- und Berufsschullehrerin in Wien. 1897 heiratete sie den Sozialdemokraten, Lehrer und Bildungsreformer Otto Glöckel.

Leopoldine Glöckel war zunächst im "Allgemeinen österreichischen Frauenverein" und somit im Umfeld der bürgerlichen Frauenbewegung tätig, wo sie 1905 gemeinsam mit Ernestine Fürth ein Frauenstimmrechtskomitee gründete. Bereits ab 1897 vertrat sie öffentlich allerdings Positionen, die eher sozialdemokratischen Ideen nahestanden, wofür sie als "bürgerliche Lehrerin" auch angefeindet wurde. Als Karl Lueger Otto Glöckel, den sie im selben Jahr geheiratet hatte, aufgrund seiner politischen Tätigkeit aus dem Schuldienst entließ, wurde Leopoldine Glöckel ebenfalls strafversetzt.

Zunächst überparteilich engagiert, wandte sich Leopoldine Glöckel mehr und mehr der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei zu. Sie wurde Mitglied des Frauenzentralkomitees der Partei und gehörte dem Wiener Frauenkomitee an. Um 1901 trat sie als Vortragende im sozialdemokratischen Lese- und Diskutierklub "Libertas" auf. Leopoldine Glöckel galt als ausgezeichnete Rednerin, die zahlreiche Vorträge zu den Themen Bildung und Schule hielt. Sie war Gründungsmitglied des Vereins "Freie Schule", in deren Einrichtungen sie auch unterrichtete. In ihrem Heimatbezirk Meidling gehörte sie dem Bezirksvorstand an, war Vorsitzende der Bezirksfrauenorganisation und Mitglied im Bezirksfürsorgeverein. Sie fungierte als Vizepräsidentin des privaten Fürsorgeverbands "Societas" und als Obfrau des Schulausschusses in der von ihr gegründeten Fortbildungsschule für Hausgehilfinnen. Begeistert unterstützte sie die Schulreform ihres Ehemannes und veröffentlichte Fachartikel darüber in der Arbeiterinnen-Zeitung beziehungsweise deren Nachfolgeblatt Die Frau.

Leopoldine Glöckel kandidierte ab 1919 für die Sozialdemokratische Arbeiterpartei im 7. Bezirk. Sie gehörte vier Legislaturperioden lang, vom 22. Mai 1919 bis 12. Februar 1934, dem Gemeinderat der Stadt Wien und ab 1920 auch dem Wiener Landtag an. Während dieser Zeit war sie Vorsitzende des Gemeinderatsausschusses für Wohlfahrtseinrichtungen, Jugendfürsorge und Gesundheitswesen. In den ersten drei Wahlperioden wirkte sie zudem als Schriftführerin im Gemeinderat und Wiener Landtag. Im Mai 1927 wurde sie im neu konstituierten Klub der Sozialdemokraten im Wiener Gemeinderat Stellvertreterin des Klubobmanns. Leopoldine Glöckel zählte zu den ersten weiblichen Gemeinderatsmitgliedern.

Nach der Auflösung des Gemeinderats und dem Verbot der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei im Februar 1934 wurde Leopoldine Glöckel vom 12. Februar bis 30. März 1934 in Polizeihaft gesetzt. Danach engagierte sie sich im Untergrund weiterhin für die Partei; die Fortbildungsschule für Hausgehilfinnen war während dieser Zeit ein Zentrum der illegalen Organisation.

Leopoldine Glöckel starb, laut Totenbeschauprotokoll, am 22. Mai 1937 in Wien (in der Literatur findet sich auch der 21. Mai 1937 als Todestag). Sowohl die Einäscherung – bei der Karl Seitz eine Trauerrede hielt – als auch die Beisetzung der Urne auf dem Meidlinger Friedhof fanden unter reger Teilnahme der Öffentlichkeit statt. Sie wurde im bereits für ihren Mann ehrenhalber gewidmeten Grab am Meidlinger Friedhof beigesetzt.

Im 12. Bezirk wurde die städtische Wohnhausanlage Leopoldine-Glöckel-Hof und der Leopoldine-Glöckel-Weg nach der Politikerin benannt.

Quellen

Literatur

  • Ilse Korotin [Hg.]: biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 1. Wien / Köln / Weimar: Böhlau 2016, S. 1036 f.
  • Wolfgang Solt: Biographien der Gemeinderäte, Abgeordneten und Bezirksvorsteher 1918–2003. Wien [2003]
  • Gabriella Hauch: Vom Frauenstandpunkt aus. Frauen im Parlament 1919–1933. Wien: Verlag für Gesellschaftskritik 1995, S. 53–55
  • Wolfgang Solt: Mitglieder des Gemeinderates der Stadt Wien (Wiener Landtages) und des Stadtsenates der Stadt Wien (der Wiener Landesregierung) 1918–1934. Wien: Eigenverlag 1995
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik. Wien: Ueberreuter 1992
  • Christine Klusacek / Kurt Stimmer: Meidling. Vom Wienfluß zum Wienerberg. Wien: Mohl 1992, S. 190
  • Meidling. Blätter des Bezirksmuseums. Wien: Verein zur Erhaltung und Förderung des Meidlinger Heimatmuseums, Heft 23/24 (1989), S. 72 f.
  • Kurt Stimmer [Hg.]: Die Arbeiter von Wien. Ein sozialdemokratischer Stadtführer. Wien [u. a.]: Jugend & Volk 1988, S. 246 (Friedhof), 255, 263 (Schule)
  • Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst 1945–lfd., 10.11.1971
  • Richard Bamberger / Franz Maier-Bruck: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Wien: Österreichischer Bundesverlag / Wien [u. a.]: Jugend & Volk 1966
  • Wienbibliothek Digital: Oswald Knauer: Der Wiener Gemeinderat 1861–1962. In: Handbuch der Stadt Wien. Band 77. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1963 [Stand: 20.02.2019]
  • Franz Patzer: Der Wiener Gemeinderat 1918–1934. Ein Beitrag zur Geschichte der Stadt Wien und ihrer Volksvertretung. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1961 (Wiener Schriften 15), S. 114, S. 146, S. 214, S. 221
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien / Graz: Böhlau 1954–lfd.
  • Friedrich Fischer: Chronik des Wiener Vorortes Gaudenzdorf. Wien: Komitee für Förderung heimischer Kunst und Literatur 1927, S. 61
  • Karl Hilscher: Meidling. Wiens 12. Gemeindebezirk. Wien: Jugend & Volk 1923, S. 297
  • Frauen in Bewegung: 1848–1938: Leopoldine Glöckel [Stand: 20.02.2019]

Weblinks