Leonore Gewessler
Leonore Gewessler, * 15. September 1977 Graz, Politikerin.
Biografie
Die gebürtige Grazerin besuchte die Volksschule Sankt Marein bei Graz und anschließend das Wirtschaftskundliche Realgymnasium WIKU in Graz. Das Bachelorstudium der Politikwissenschaften schloss sie an der Universität Wien ab.
Ab 2006 war Gewessler als Büroleiterin der Bezirksvorstehung Neubau tätig. 2008 wechselte sie als Gründungsdirektorin der Green European Foundation (GEF), einer aus Mitteln des Europaparlaments finanzierten europäischen politischen Stiftung, nach Brüssel. In den Jahren 2014 bis 2019 leitete sie als Geschäftsführerin die Umweltorganisation Global 2000. Ab Oktober 2019 bis Jänner 2020 gehörte sie für die Grünen dem Nationalrat an. Ab 7. Jänner 2020 bis zum Ende der Legislaturperiode war sie Bundesministerin in den Bundesregierungen Kurz II, Schallenberg I, Nehammer und Schallenberg II. Sie wurde am 7. Jänner zunächst als Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie angelobt. Nach Änderungen der Zuständigkeiten im Bundesministeriengesetz 1986 durch die türkis-grüne Regierung wurde sie am 29. Jänner 2020 erneut angelobt, nun als Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie im erstmals eingerichteten "Klimaschutzministerium" (Bundesministerium Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie). Gewessler wurde so zur ersten Klimaschutzministerin in der Geschichte Österreichs. Unter ihrem Nachfolger, Peter Hanke, wurde das Ministerium umbenannt und die Klimaagenden ins Landwirtschaftsministerium eingegliedert.
Zu Meilensteinen ihrer Amtsführung zählen unter anderem die Einführung des Klimatickets und einer CO2-Bepreisung, das Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWG) sowie die Einführung eines neuen Pfandsystems für Einweg-Getränkeverpackungen. Im August 2023 gab sie bekannt, dass die Treibhausgasemissionen in Österreich auf den niedrigsten Wert seit Beginn der Berechnungen im Jahr 1990 gesunken waren.
Im Rahmen einer von Leonore Gewessler beauftragen Evaluierung für Großprojekte des ASFINAG-Bauprogramms wurden einige geplante Neubauprojekte, darunter die Lobau-Autobahn samt Tunnel, gestoppt. Nach dem Beginn des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine 2022 setzte sie sich verstärkt dafür ein, die Abhängigkeit Österreichs von russischem Gas zu beenden. Das Klimaschutzministerium installierte eine Gas-Unabhängigkeitskommission zur Prüfung des Gasliefervertrags zwischen Gazprom und OMV und die Umstände dessen Zusammenkommens. Ende 2024 kündigte die OMV den Gasliefervertrag wegen Nichteinhaltung der Vertragsbedingungen.
Gegen heftigen Widerstand der Koalitionspartnerin (ÖVP) stimmte Leonore Gewessler am 17. Juni 2024 im EU-Rat für das Renaturierungsgesetz, das die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union dazu verpflichtet, 20 Prozent der Flächen wiederherzustellen, zu renaturieren. Die Stimme Gewesslers war in dieser Abstimmung ausschlaggebend, ohne sie wäre die erforderliche qualifizierte Mehrheit von mehr als 65 Prozent der EU-Gesamtbevölkerung nicht erreicht worden und die Verordnung nicht zustande gekommen. Die Zustimmung Gewesslers war möglich geworden, da das Bundesland Wien am 11. Juni 2024, wenige Tage vor der Abstimmung, einen formalen Beschluss gefasst hatte, das Gesetz zu unterstützen.
Die Politikerin lebt mit ihrem Ehemann in Ottakring.
Literatur
- Parlament Österreich: Leonore Gewessler [Stand: 05.03.2025]
- OMV kündigt Gazprom-Vertrag: Ende einer innigen Geschäftsbeziehung. In: Der Standard, 12.12.2024 [Stand: 05.03.2025]
- Treibhausgasemissionen auf niedrigstem Wert seit 1990. In: orf.at, 17.08.2023 [Stand: 05.03.2025]
- Von der Klimaaktivistin zur Ministerin: Gewessler hat sich die Latte hochgelegt. In: Der Standard, 30.12.2029 [Stand: 05.03.2025]
- Wikipedia: Leonore Gewessler [Stand: 05.03.2025]
Leonore Gewessler im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.