Landesstelle für Umsiedlung und Flüchtlinge
48° 12' 39.03" N, 16° 22' 48.69" E zur Karte im Wien Kulturgut
In der Endphase des Zweiten Weltkrieges und in den unmittelbaren Nachkriegsjahren flüchteten Angehörige deutschsprachiger Minderheiten aus Ostmittel- und Südosteuropa nach Österreich. Der Schwerpunkt dieser Fluchtbewegung fiel in die Jahre 1945-1947. Etwa zwei Drittel dieser Flüchtlinge stammte aus der Tschechoslowakei, rund ein Fünftel aus Jugoslawien. Die österreichische Regierung suchte die Flüchtlinge auf Grund der Versorgungslage und aus politischen Gründen, sie galten als überwiegende Anhänger des NS-Regimes, rasch abzuschieben. Zu diesem Zweck wurde in Wien eine Landesstelle für Umsiedlung und Flüchtlinge (1., Dominikanerbastei 22-24) eingerichtet. Sie bestand von 1946 bis 1950.
Flüchtlinge und Vertriebene deutschsprachiger Minderheiten
Nachdem die Fluchtbewegungen schon in der Spätphase des Zweiten Weltkrieges eingesetzt hatten, sorgten zunächst "wilde" Vertreibungen und schließlich die Beschlüsse der Potsdamer Konferenz vom August 1945, die die "Aussiedlung" deutschsprachiger Minderheiten aus den ostmittel- und südosteuropäischen Staaten vorsahen, für einen erheblichen Flüchtlingsstrom nach Wien. Im Lauf des Frühlings und Sommer 1945 nahm die Zahl der Flüchtlinge nach Wien ständig zu. Im September 1945 betrug ihre Zahl offiziell rund 24.000. Die Zahl der in Wien wohnhaften Ausländer betrug Ende 1947 128.793. Etwa 80.000 davon waren Volksdeutsche, rund 15.000 stammten aus Deutschland. Dabei handelte es sich überwiegend um in Barackenlagern untergekommene Deutschböhmen und Deutschmährer. In den folgenden Jahren setzten sich die Zu- und Abgänge bei den Flüchtlingen fort. Insgesamt dürften zumindest rund 80.000 Vertriebene und Flüchtlinge aus dieser Bevölkerungsgruppe in Wien verblieben sein. [1]
Einrichtung einer Landesstelle für Umsiedlung
Vom Magistrat mit der Geschäftseinteilung des Magistrats der Stadt Wien 1946 (1948) auf Weisung des Bundesministeriums für Inneres vom 17. Jänner 1946 errichtet, hatte die Landesstelle für Umsiedlung und Flüchtlinge die Antragstellung über die Gewährung oder Verweigerung von Aufenthaltsbewilligungen für deutsche Staatsangehörige, sogenannte Volksdeutsche oder andere „versetzte Personen" (Displaced Persons [DP]) vorzunehmen. Die Dienststelle bestand bis 1950, ihre Aufgaben übernahm die Magistratsabteilung 62.[2]
Siehe auch
Literatur
- Felix Czeike / Peter Csendes: Die Geschichte der Magistratsabteilungen der Stadt Wien 1902–1970. Wien: Jugend und Volk 1971 – 1972. Band 2 (Wiener Schriften, 34), S. 178
- Felix Czeike / Peter Csendes: Die Geschichte der Magistratsabteilungen der Stadt Wien 1902-1970. Wien: Jugend und Volk 1971 – 1972. Band 1 (Wiener Schriften, 33), S. 178
- Magistrat der Bundeshauptstadt Wien (Hg.): Die Verwaltung der Bundeshauptstadt Wien 1945-1947, S. 460 f.; 1948/1949, S. 553 f.; 1950/1951, S. 129 f.
Einzelnachweise:
- ↑ Michael John/Albert Lichtblau: Schmelztiegel Wien - einst und jetzt. Zur Geschichte und Gegenwart von Zuwanderung und Minderheiten. Wien/Köln: Böhlau Verlag 1990, S. 71.
- ↑ Beschluss vom 30. Mai 1950 (Pr.Z. 1051; MD 1649/1950); Amtsblatt der Stadt Wien 1950, Nr. 46, 3.