Kurt Koppel
Kurt Koppel (Pseudonyme u. a.: Konrad Hans Klaser, Ossi), * 18. April 1915 Wien, † unbekannt, Handelsangestellter, Gestapo-Spitzel.
Biografie
Kurt Koppel engagierte sich ab Ende der 1920er-Jahre bei der Kommunistischen Jugend Österreichs bei. Auch nach dem Verbot der KPÖ im Jahr 1933 blieb er in der Illegalität aktiv und wurde 1936 von den Behörden festgenommen und zu sechs Monaten Arrest verurteilt. Ein Beamter der österreichischen Staatspolizei, Lambert Leutgeb, warb ihn als "Vertrauensmann" zur Observierung des Jugendverbandes an. Um das Jahr 1937 ging Koppel nach Spanien, um im spanischen Bürgerkrieg gegen Francos Truppen zu kämpfen, nahm aber wegen einer Augenerkrankung nicht an Kämpfen teil. Auch dort soll er Spitzeldienste verrichtet haben.
Nach dem "Anschluss" Österreichs im Jahr 1938 übernahm ihn die Gestapo für ihre Zwecke und setzte ihn als Agent provocateur gegen den kommunistischen Widerstand ein. Zur Tarnung fungierte er als Redakteur für das "Neue Wiener Tagblatt" und als Handelsvertreter im mittelost- und südosteuropäischen Raum. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Margarete Kahane, die wie er in der Terminologie des NS-Staates als "Mischling 1. Grades" galt, sorgte er für die Enttarnung der im Untergrund agierenden kommunistischen Gruppen um Erwin Puschmann (der auch Margarete Schütte-Lihotzky angehörte), der kommunistischen Jugend und der "Tschechischen Sektion der KPÖ". In Summe soll das Paar für die Verhaftung von mindestens 800 Personen die Verantwortung tragen, von denen etwa 30 hingerichtet, andere in Konzentrationslager deportiert wurden.
Nachdem Koppels Rolle als Denunziant bekannt geworden war, versetzte ihn das Reichssicherheitshauptamt 1941 für Spitzeldienste nach Zagreb, wo er auch mit dem faschistischen Ustascha-Regime kooperierte. Offiziell arbeitete er für den dort ansässigen "Europa Verlag", unter anderem für die von diesem herausgegebene Zeitung "Neue Ordnung". Außerdem gab er unter dem Pseudonym Konrad H. Klaser zwei Schriften zur Situation am Balkan heraus.
Im Frühjahr 1945 wurde Kurt Koppel in einem Lager für Ustascha-Funktionäre gesehen und konnte im April seine Lebensgefährtin, mit der er mittlerweile ein Kind hatte, in Altaussee besuchen. Danach soll er über eine Verwandte in Budapest nach Großbritannien geflohen sein und sich später in Palästina und Ägypten aufgehalten haben. Das gegen ihn 1949 in Österreich eingeleitete Verfahren musste 1957 eingestellt werden. Margarete Kahane wurde im Frühjahr 1945 festgenommen und soll in Jugoslawien als Kriegsverbrecherin hingerichtet worden sein.
Literatur
- Diana Carmen Albu: Die Arbeitsweise der Denunzianten des Nachrichtenreferats der Wiener Gestapoleitstelle am Beispiel dreier Biographien. In: David – Jüdische Kulturzeitschrift 48/2001
- Christoph Ernst Bachleitner: Methoden und Strategien der Dritten Leitung des kommunistischen Widerstandes im nationalsozialistischen Österreich. Dipl.-Arb. Univ. Wien. Wien 2019, S. 134-144
- Brigitte Bailer u. a.: Die Gestapo als zentrales Instrument in Österreich. In: DÖW (Hg.): Opferschicksale. Widerstand und Verfolgung im Nationalsozialismus. 50 Jahre Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes. Wien: DÖW 2013, S. 160 ff. [Stand: 14.01.2024]