Konrad Becker

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Daten zur Person
Personenname Becker, Konrad
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 69910
GND 141013095
Wikidata Q1319534
Geburtsdatum 9. Jänner 1959
Geburtsort Wien 4066009-6
Sterbedatum
Sterbeort
Beruf Medienforscher, Aktivist, Autor, Schauspieler, Komponist, Produzent im Bereich Kunst und elektronische Medien
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Objektbezug Popgeschichte
Quelle
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Letzte Änderung am 19.03.2024 durch WIEN1.lanm09kka


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Konrad Becker, * 9. Jänner 1959 Wien, Künstler.

Biografie

Konrad Becker arbeitet als interdisziplinärer Kommunikationsforscher und transdisziplinärer Universalkünstler. Anfang der 1980er-Jahre rief er sein Projekt "Monoton" ins Leben und schuf sogenannte Klangsensationen und industrielle Klangskulpturen. "Monoton" ist ein fluktuierendes Projekt so wie es in der Techno-Szene damals state of the art war. Diese Musik ist Konzeptkunst und Konrad Becker experimentierte mit Vibrationsstrukturen und untersuchte mathematische Systeme und Naturkonstanten. Verschiedenste Technologien kamen zum Einsatz, wie zum Beispiel drum-machines.

"Monoton" ist auch als Manifest zu verstehen, denn im Gegensatz zu virtuosen Klangstrukturen handelte es sich um generative Klangstrukturen und diese werden von den TeilnehmerInnen erschlossen und daraus resultierend wurde die klassische Pose des Komponisten in diesen Strukturen hinfällig. Der Name "Monoton" will täuschen: anfangs könnte man diese kühlen, zeitlosen Klangskulpturen als monoton empfinden, in der Auseinandersetzung sind diese Kompositionen heterogen und vielschichtig.

Das Design der Tonträger und die Publikationen von "Monoton"-Produkten hatte einen ebenso hohen Stellenwert, wie die Musik selbst: einfache Farben, klare, genau gesetzte Linien, die oft grafisch Rhythmus-Sequenzen andeuten. Die sozusagen subjektlose Gestaltung spiegelte die Produkt- und Label-Programmatik wider. In dieser Zeit boomten, von Großbritannien ausgehend, diverse Clubkulturen. Um 1988 entstanden beispielsweise in London, Liverpool und Manchester Clubs, die ausschließlich elektronische Musik in Form von DJ-Sets auflegten. Diese Clubs siedelten sich in aufgelassenen Fabriksgebäuden, Warenhäusern und Kellerlokalen an. Clubs waren kulturelle, politische und soziale Orte der Jugendkultur, der Gegenkultur und des Undergrounds. Sie entwickelten eigene Moden, konsumierten eigene Drogen und schufen jeweils eigene Infrastrukturen. Neben England, Frankreich und Spanien entstand in Deutschland, insbesondere in Berlin Ende der 1980er-Jahre eine sehr große, eigenständige Clubszene.

Vorreiter dieser avantgardistischen, experimentellen Musikrichtung war die New Yorker Off Off-Szene – oder auch als New Yorker Downtown-Szene oder Downtown-Avantgarde bezeichnet. Sie entwickelte sich Ende der 1970er Jahre in Manhattan, bekannte Vertreter waren etwa John Zorn oder Elliott Sharp. Deutsche Pioniere sind die Formation "Tangerine Dream", "Kraftwerk", "Deutsch Amerikanische Freundschaft" (DAF) oder die Band "Qluster" (bis 1971 Kluster, 1971–2010 Cluster). In Österreich entstanden in den frühen 1980er Jahren im Umfeld von Kunsthochschulen verschiedene Bands, die sich mit elektronischer Musik beschäftigten wie: "Wirr", "Dumpf", "Pass Paravant", und "Molto Brutto".

Nachdem der Avantgarde-Hype der 1980er-Jahren vorbei war, erweiterte Konrad Becker sein Spektrum: er gründete 1994 mit dem Wiener Institut für neue Kulturtechnologien/t0 eine international vielbeachtete Kulturinstitution im Netz, die sich "Public Netbase" nannte und die an vorderster Front den Digital-Diskurs eröffnete und in erster Linie für die selbst bestimmte Nutzung von neuen Medien stand.

"Public Netbase" verschaffte KünstlerInnen, Kulturschaffenden und ForscherInnen kostengünstigen Internetzugang, Webspace und Emailadressen. Es formierte sich in Österreich eine sehr lebendige, heterogene Netz-Szene im Kunst- und Kulturbereich, bevor die Kommerzialisierung des Internet einsetzte. "Public Netbase" beschäftigte sich mit Medientheorie, war eine Internet-Befreiungsfront, beobachtete die neuen Techno-Netzkulturen und diskutierte in Tagungen, Vorträgen, Performances, Veranstaltungen und Publikationen die Auswirkungen der neuen Kommunikationstechnologien. "Public Netbase" existierte bis 2006 und erhielt 1995 den Ars Electronica Preis und 2000 einen Preis der Stadt Wien.

Eine weitere Initiative, die Konrad Becker mit initiiert hatte, ist die World-Information.Org, die eine kritische Öffentlichkeit in den Bereichen Kunst, Wissenschaft und Technologie schafft und die seit 2002 in Österreich die Online-Politikorientierungshilfe "wahlkabine.at" betreibt. Das World-Information Institute (WII) ist integraler Bestandteil von World-Information.Org mit Sitz in Wien und dient als permanente Forschungseinrichtung. Das Institut versteht sich als multidisziplinäre Schnittstelle und schafft ein Netzwerk zur Erforschung und Vermittlung des tief greifenden Wandels der Infosphäre. Es geht um einen vernetzten Austausch von Wissen sowie freie Zugänge zu Information und Bildung, die, wie auf der Website des Instituts nachzulesen ist, wichtige Voraussetzungen für die Zukunft von Demokratie, Kultur und Gesellschaft schaffen.

1999 begründete Konrad Becker mit "Public Netbase" die Organisation European Cultural Backbone (ECB) mit Sitz in Amsterdam und Wien. ECB ist ein Zusammenschluss medienkultureller Institutionen und Einzelpersonen, die zusammenarbeiten, um partizipative Medien für den sozialen Wandel kreativ zu nutzen und zu entwickeln. Zu den ersten Mitgliedsorganisationen, die an der Auftaktsitzung der European Cultural Backbone im März 1999 teilnahmen, gehörten: Ars Electronica (A), ARTEC (UK), De Balie (NL), C3-Zentrum für Kultur und Kommunikation (H), CRAC Media Center (S), cybeRex / Cinema REX (YU), E-Lab (LV), FACT (Großbritannien), Glass Palace Media Center (FI), Ljudmila Digital Media Lab (SLO), Open Studio / WRO-Stiftung (PL), Public Netbase / t0 ( A), STEIM (NL), Terravista (PT), V2 Organisatie (NL), De Waag / Gesellschaft für alte und neue Medien (NL).

2019 schenkte der Künstler dem Populärkulturellen Archiv der Wienbibliothek im Rathaus eine Sammlung an "Monoton"-Produkten, Projektbeschreibungen, Pressespiegeln, Publikationen und Grafiken des World-Information Institute.

Werk

Musik

  • Monotonprodukt 02 (LP) Monoton In Collection 1980
  • Ich Weiss Nichts / Ich Weiss Null (7") Monoton In Wantlist 1981
  • Monotonprodukt 07 (2xLP, Album, Ltd) Monoton 1982
  • Monotonprodukt MCMLXXXIX (LP) Monoton In Collection (2) 1989
  • Mantron NR.5 (12") Sky Disk 1991
  • Synsation (12") Transtronik 1992
  • Tronic Subrise (12") Transtronik 1992
  • !NOW! (12", Pic) Division By Zero In Collection 1993
  • Monotonprodukt 07 20y ++ (CD, Album, Ltd) Oral2003
  • Blau - Monotonprodukt 02 26y++ (CD) Oral 2006
  • Eight Lost Tracks (CD) Oral 2008
  • Ancient Futures - Applied Pyscho-Acoustic Meta-Mathematics (10") Oral In Collection 2009
  • Four Lost Tracks - Bionic Automatic Archeology (10", Whi) Oral 2009

Publikationen

  • Psychonautic, MonotonProdukt, Wien, 1986.
  • Die Politik der Infosphäre VS-Verlag für Sozialwissenschaft, Berlin 2002, ISBN 3-89331-464-4.
  • Tactical Reality Dictionary, Cultural Intelligence and Social Control. Autonomedia, New York 2002, ISBN 3-85266-194-3.
  • Tactical Reality Dictionary. Russian translation and Foreword by Oleg Kireev. Ultraculture Publishing, Moskau 2004.
  • Konrad Becker, Martin Wassermair (Hrsg.): Kampfzonen in Kunst und Medien. Texte zur Zukunft der Kulturpolitik. Löcker, Wien 2008, ISBN 3-85409-483-3.
  • Konrad Becker, Martin Wassermair (Hrsg.): Phantom Kulturstadt. Texte zur Zukunft der Kulturpolitik 2. Wien (Löcker), 2009, ISBN 3-85409-506-6.
  • Konrad Becker, Felix Stalder (Hrsg.): Deep Search. Politik des Suchens jenseits von Google. Studienverlag, Innsbruck 2009, ISBN 978-3-7065-4794-9. Konrad
  • Becker, Felix Stalder (Hrsg.): Deep Search. The Politics of Search beyond Google. Studienverlag, Innsbruck 2009, ISBN 978-3-7065-4795-6.
  • Strategic Reality Dictionary. Deep Infopolitics and Cultural Intelligence. Autonomedia, New York 2009, ISBN 978-1-57027-202-8.
  • Konrad Becker, Jim Fleming (Hrsg.): Critical Strategies in Art and Media. Perspectives on New Cultural Practices. Autonomedia, New York 2010, ISBN 978-1-57027-214-1.
  • Konrad Becker, Martin Wassermair (Hrsg.): Nach dem Ende der Politik. Texte zur Zukunft der Kulturpolitik 3. Löcker, Wien 2011, ISBN 978-3-85409-552-1.
  • Dictionary of Operations – Deep Politics and Cultural Intelligence. With an introduction by Hakim Bey and an afterword by Franco Berardi Bifo. Autonomedia, New York 2012

Quellen

Literatur


Konrad Becker im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.