Konrad Bayer

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Daten zur Person
Personenname Bayer, Konrad
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 30116
GND 118507753
Wikidata Q45336
Geburtsdatum 17. Dezember 1932
Geburtsort Wien
Sterbedatum 10. Oktober 1964
Sterbeort Wien
Beruf Schriftsteller
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug 1945 bis heute
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 5.11.2022 durch DYN.krabina
Begräbnisdatum 16. Oktober 1964
Friedhof Friedhof Hernals
Grabstelle Gruppe 67, Reihe 10, Nummer 11
Ehrengrab ehrenhalber gewidmetes Grab

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Bayer Konrad, * 17. Dezember 1932 Wien, † 10. Oktober 1964 Wien, Schriftsteller der Avantgarde.

Konrad Bayer gehörte zur "Wiener Gruppe", die Österreich in den 1950er Jahren für die im Nationalsozialismus verfemten literarischen Theorien öffnete und bis heute eine der international bekanntesten österreichischen Künstlergruppen geblieben ist.

Biographie

Bayer, der Maler werden und nach der Matura an der Akademie der bildenden Künste studieren wollte, schlug auf Drängen der Eltern eine kaufmännische Laufbahn ein und arbeitete sechs Jahre lang in der Credit-Anstalt. Nach einem Roulettegewinn quittierte er 1957 seine Anstellung, versuchte sich kurzzeitig an einem Studium der Psychologie und leitete für einige Monate die Galerie seines Freundes Ernst Fuchs.

Musikalisch und literarisch ambitioniert, zog es ihn bereits 1951 in den neu gegründeten Wiener "Art-Club", der sich mit einem radikalen Avantgardismus gegen die offizielle österreichische Kultur richtete. Dort lernte Bayer H.C. Artmann und Gerhard Rühm kennen, mit denen er fortan künstlerisch zusammenarbeitete. Später kamen Oswald Wiener und Friedrich Achleitner hinzu. Es formierte sich die "Wiener Gruppe". Im Juni 1957 ging die Gruppe erstmals mit einer gemeinsamen Lesung an die Öffentlichkeit. 1958/1959 folgten zwei aufsehenerregende "literarische Cabarets", die auf Provokation und Einbindung des Publikums angelegt waren. Bayer experimentierte mit Textmontagen, die auf mathematischen Konstruktionsplänen basierten, mit Wortspielen und seriellen Texten. Einen Höhepunkt seiner dadaistischen Arbeiten ist "der vogel singt. eine dichtungsmaschine in 571 Bestandteilen". Bayer war nicht nur auf der Bühne zu sehen, er wirkte auch in einigen experimentellen Filmen mit. Seine erste Rolle hatte er in Peter Kubelkas Kurzfilm "mosaik im vertrauen", für Ferry Radax’ "Sonne halt!", in dem Bayer die beiden Hauptrollen spielte, trug er außerdem das Textmaterial bei, das aus dem Romanprojekt "der sechste sinn" stammte. Ein weiteres Mal stand Bayer für Radax’ Film "am rand" vor der Kamera.

1962 und 1963 übernahm Bayer schließlich die Redaktion der Zeitschrift "edition 62", die der Komponist Gerhard Lampersberg als Publikationsorgan der Wiener Gruppe finanziell ermöglichte, von der allerdings nur zwei Hefte erschienen.

1964 setzte er seinem Leben selbst ein Ende.

Bayers Werk, das in der erweiterten Gesamtausgabe von 1996 etwa 725 Seiten füllt, besteht – nach der Einteilung des Herausgebers Gerhard Rühm – aus Gedichten, Chansons (darunter das Lied "glaubst, i bin bleed, das i waas, wos i wü"), Sketches, Theaterstücken, Prosa, konkreten Texten und Nachdichtungen. Es ist nur zu einem geringen Teil zu Lebzeiten erschienen. Zu den wichtigsten Werken zählen das Stück "kasperl am elektrischen Stuhl", das Traktat "der stein der weisen" sowie der Montagetext "der kopf des vitus bering", den Peter Handke 1966 als den Ausgangspunkt einer neuen Literatur verstand. Bis zu seinem Selbstmord arbeitete Bayer an dem romanartigen Text "der sechste sinn", aus dem er zweimal vor der Gruppe 47 vortrug (er erntete zum Teil harsche Kritik, aber auch verständige Zustimmung). Trotz vierjähriger Arbeitszeit blieb dieses Werk unvollendet.

Literatur

  • Spiel auf Leben und Tod. Die Auferstehung des Konrad Bayer. Zusammengestellt von Erik de Smedt. Schreibheft 79, Sonderdruck, August 2012.
  • The visual works and the actions. A moment of modernity 1954–1960. Friedrich Achleitner, Hans Carl Artmann, Konrad Bayer, Gerhard Rühm, Oswald Wiener. Wien / New York: Springer 1997 (darin: Bayers Text „die wiener gruppe“, S. 30).
  • Michael Töteberger: Konrad Bayer. In: Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Hg. von Heinz Ludwig Arnold. München: edition text + kritik [Stand: 1989]
  • Die Welt bin ich. Materialien zu Konrad Bayer. Zusammengestellt von Ulrich Janetzki und Wilfried Ihrig. Band 1: Protokolle, Wien: Jugend und Volk 1983
  • Gerhard Rühm: Einiges über Konrad Bayer. In: Die Zeit, 1978, Nr. 8: http://www.zeit.de/1978/08/einiges-ueber-konrad-bayer [Stand: 05.02.2015]
  • Gerhard Rühm [Hg.]: Konrad Bayer. Symposion Wien 1979. Linz: edition neuer texte 1981
  • Konrad Bayer Gesellschaft: http://www.konrad-bayer-gesellschaft.at/index.html [Stand: 05.02.2015]


Literatur

  • Ernst Bruckmüller [Hg.]: Personenlexikon Österreich.Wien: Verlagsgemeinschaft des Österreich-Lexikon 2001 (mit Werkverzeichnis)