Katharina Migerka

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Person
Personenname Migerka, Katharina
Abweichende Namensform Kämpffat, Katharina; Kaempffat Catharina
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 50496
GND 138412588
Wikidata Q1735959
Geburtsdatum 8. Dezember 1844
Geburtsort Tilsit (Ostpreußen)
Sterbedatum 21. September 1922
Sterbeort Graz
Beruf Sozialarbeterin, Schriftstellerin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
  • 2., Czerningasse 7 (Wohnadresse)
  • 6., Gumpendorfer Straße 139 (Wirkungsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Katharina Migerka, * 8. Dezember 1844 Tilsit (Ostpreußen), † 21. September 1922 Graz, Sozialarbeiterin, Schriftstellerin.

Biografie

Katharina Migerka, geborene Kämpffat, war mit Franz Migerka, einem Gewerbefachmann und Beamten im Handelsministerium verheiratet. Das Paar hatte zwei gemeinsame Töchter, die Schriftstellerinnen Helene und Elsa. Aufgrund Franz Migerkas beruflicher Tätigkeit lebte die Familie zunächst in Brünn (Mähren) und übersiedelte 1872 nach Wien.

Die Familie Migerka zeichnete sich durch ein starkes soziales Engagement aus und war auf vielfältige Weise mit Fragen der Volksbildung und Frauenbewegung beschäftigt. Franz Migerka war maßgeblich an der Planung und Durchführung der Weltausstellung in Wien 1873 beteiligt, bei der – erstmals bei einer Weltausstellung – ein eigener Pavillon die Frauenarbeit und -bildung ins Zentrum rückte. Katharina Migerka sowie die Ehefrauen anderer Organisatoren, Jeanette von Eitelberger, Aglaja von Enderes, Emilie von Epstein, Julie von Helfert und Emma Capello von Wickenburg, wirkten an der Gestaltung und Präsentation dieser Abteilung mit.

Katharina und Franz Migerka gründeten die ersten hauswirtschaftlichen Schulen für Dienstmädchen. Katharina Migerka war Vorstandsmitglied im "Wiener Volksbildungsverein" und leitete ab 1892 die an den Verein angeschlossenen "Koch- und Haushaltungsschulen für Arbeiterfrauen und –mädchen". Diese auch als "Migerka-Schulen" bezeichneten Einrichtungen wurden zunächst in den Arbeiterbezirken Favoriten und Ottakring aufgebaut und waren die ersten Haushaltungsschulen in Wien. Die Migerkastraße im 10. Bezirk ist nach dem Ehepaar benannt. Katharina Migerka setzte sich für die Einführung des Kochunterrichts in Bürgerschulen für Mädchen ab 16 Jahren ein. Zudem war sie vermutlich eine der ersten, die in Wien eine "Kochkiste" besaß, ein wärmedämmend ausgekleidetes Behältnis, in das Töpfe mit erhitzten Speisen eingestellt wurden, die ohne weitere Energiezufuhr (und in Abwesenheit der berufstätigen Hausfrau) fertig garten. Bereits zu Beginn der 1890er Jahre hatte sie sich diese Kochkiste von der Schweizer Erfinderin Susanne Müller zukommen lassen.

1894 gründete Katharina Migerka gemeinsam mit ihren Töchtern den "Hilfsverein für Lehrmädchen und jugendliche Arbeiterinnen Wien". Der Verein bot unter anderem gratis Stellenvermittlungen sowie Haushaltungs- und Abendkurse an. An den Verein angegliedert waren auch verschiedene Wohlfahrtseinrichtungen, wie beispielsweise ein Sonntags-Mädchenhort, in dem die Mädchen mit Vorlesungen, Spielen, Liedern und einer Jause unterhalten wurden, oder ein Heim für mittellose oder verwaiste Mädchen mit Sitz in der Gumpendorferstraße 139 im 6. Bezirk. Ziel des Vereins war nicht nur die moralische und materielle Besserstellung von jungen Frauen, sondern auch die Heranbildung qualifizierter Arbeitskräfte im Sinn einer Gewerbeförderungspolitik. Katharina Migerka stand der Vereinigung bis 1915, als sie nach dem Tod ihres Mannes mit ihren beiden Töchtern nach Graz übersiedelte, als Präsidentin vor. Bei ihren wohltätigen Aktivitäten wurde sie von ihrem Familien- und Freundeskreis stets tatkräftig unterstützt. Inspiration erhielt sie unter anderem vom irischen Philanthropen und Gründer von Heimen für arme Kinder Thomas John Barnardo (1848–1905) und von den verschiedenen Wohltätigkeitseinrichtungen, die sie während ihres Amerikaaufenthalts kennenlernte und über die sie in ihrer Reisebeschreibung im "I. Brief: Ueber die amerikanischen Frauen" berichtete. Aufgrund ihrer Tätigkeit war sie mit anderen Vertreterinnen der (bürgerlichen) Frauenbewegung, wie beispielsweise Ottilie Bondy oder Marianne Hainisch gut bekannt.

Als Schriftstellerin veröffentlichte Katharina Migerka den bereits erwähnten Bericht über ihre Amerika-Reise, die sie 1876 anlässlich der Weltausstellung in Philadelphia – zu der ihr Mann als Österreichischer Kommissär entsandt worden war, unternahm. Zu ihren weiteren Werken zählen die Erzählung "Die stolze Lene" oder "Dr. Barnardos Home" über "Rettungs-und Wohlfahrts-Anstalten". Sie war Mitarbeiterin an verschiedenen Volksbildungszeitschriften.

Vereinzelte Stücke ihrer Briefkorrespondenz befinden sich in der Handschriftenabteilung der Wienbibliothek im Rathaus.

Werke (Auswahl)

  • Catharina Migerka: Briefe aus Philadelphia (1876) an eine Freundin. Wien: Gerold 1877
  • Catharina Migerka: Die stolze Lene. Eine Erzählung. Wien: Szelinski 1889

Literatur

Weblinks