Katakomben (St. Stephan)

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Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Sonstiges Bauwerk
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 2238
GND
WikidataID
Objektbezug Frühe Neuzeit, Mittelalter, Langes 19. Jahrhundert, Friedhöfe, Friedhof, Gruft, Bestattungswesen, Katakomben
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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48° 12' 30.60" N, 16° 22' 23.30" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Die Katakomben unter dem Stephansdom gehen auf die von Herzog Rudolf IV. vor 1363 gestiftete Herzogsgruft unter dem Mittelchor zurück. Außer der Herzogsgruft wurden vom 15. bis zum 17. Jahrhundert unter dem Dom nur einzelne Grabkammern für bestimmte Familien angelegt. 1486 schlossen Bürgermeister und Rat der Stadt Wien mit dem Deutschen Orden einen Vertrag, der die Nutzung eines Kellers des Deutschordenshauses als Karner erlaubte. Dieser sogenannte "Karner zu der Totenpain" diente dem Stephansfreithof als Gebeinhaus und löste den Karner oberhalb der Virgilkapelle ab. Später wurde er mit den barocken Katakomben von St. Stephan verbunden. 1718 entstand ein Gruftraum unter der damals neuerbauten "oberen Sakristei" im Winkel zwischen Nord- und Mittelchor. Die Sperre des Stephansfreithofs (1732), durch die dem Kirchmeisteramt erhebliche Einnahmen an Bestattungsgebühren verlorengingen, gab Anlass zu einem Antrag an die Niederösterreichische Landesregierung (1743), die Anlage neuer ausgedehnter Grufträume zu genehmigen (Genehmigung 1745). In den bis 1779 etappenweise geschaffenen Gewölben, die sich unter dem gesamten Chor und Querschiff sowie unter dem nördlichen und nordöstlichen Teil des Stephansplatzes erstrecken, fanden 1745-1783 10.893 Bestattungen statt. Mit Hofdekret vom 11. Dezember 1783 wurden Begräbnisse in Kirchen und Grüften allgemein untersagt, am 23. August 1784 wurde die Schließung der Grüfte angeordnet.

Im 19. Jahrhundert ließ man vereinzelt Besucher ein (so 1836 Lady Frances Trollope, deren Führer bereits den Begriff Katakomben verwendete, der sich für die Gruftanlagen schließlich durchsetzte, und 1841 Adalbert Stifter). Ihre schauerlichen Schilderungen veranlassten Erzbischof Vinzenz Eduard Milde (1831-1853), Besuche generell zu untersagen. Moritz Bermann publizierte 1865 erfundene, aber gern gelesene Schauergeschichten von den Katakomben. Als nach Vollendung der Ersten Hochquellenleitung der Grundwasserspiegel anstieg und in die Katakomben Feuchtigkeit eindrang, wurden sie 1872/1873 geräumt, Gebeine und Särge in kleinere Gewölbe gebracht (die man vermauerte) oder vergraben. Nur die Herzogsgruft blieb unangetastet. Anlässlich der Neupflasterung des Chors (1951) entstand unter dem Südchor die neue Bischofsgruft (Dombaumeister Karl Holey), in die man die zuvor im Nordchor bestatteten Gebeine von Bischöfen und Erzbischöfen übertrug und in größtenteils neuen Särgen beisetzte. 1957 wurde das vom nördlichen Querschiff zugängliche Gewölbe als Unterkirche adaptiert; unter dem Nordchor entstand eine Domherrengruft, der Raum zwischen Unterkirche und Herzogsgruft dient als Lapidarium, in welchem Reste zerstörter Grabsteine und Denkmäler aufbewahrt werden.

Literatur

  • Albert Camesina: Die Maria-Magdalena-Capelle am Stephansfreithof zu Wien und dessen Umgebung. In: Berichte und Mitteilungen des Altertums-Vereines zu Wien 11 (1870), S. 250 ff.
  • Leopold Senfelder: Die Katakomben bei St. Stephan. In: Vorträge und Abhandlungen der Leo-Gesellschaft 19 (1902)
  • Hans Tietze: Geschichte und Beschreibung des St. Stephansdomes zu Wien. Horn: Berger 1931 (Österreichische Kunsttopographie, 23), S. 2621 f.
  • Marlene Zykan: Der Stephansdom. Wien u. a.: Zsolnay 1981 (Wiener Geschichtsbücher, 26/27), S. 188 ff.