Josef Wimmer

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Daten zur Person

Josef Wimmer, * 23. Jänner 1834 Wien, † 9. Dezember 1903 Wien, Schriftsteller, Journalist, Dramatiker und Komponist.

Biografie

Seine Eltern waren der Kaufmann Georg Wimmer und Friederika Wimmer, geborene Merk, eine Schwester von Josef Merk. Josef Wimmer besuchte das Piaristengymnasium und erhielt Privatunterricht, unter anderem in Klavierspielen. Von 1851 bis 1855 absolvierte er eine Buchhandelslehre, die er bei Kuppitsch abschloss, bei dem er noch bis 1856 als Gehilfe blieb.

Bereits 1852 erschien sein erster Artikel in Adolf Bäuerles Wiener Allgemeinen Theater-Zeitung, an der er von 1856 bis 1858 tätig war. 1858 kaufte er zusammen mit Ottokar Franz Ebersberg die satirische Wochenschrift "Der Teufel in Wien", beide gaben sie 1858/59 unter dem Titel "Tritsch-Tratsch" heraus. 1859/60 schrieb er zusammen mit Theodor Flamm vier Volksstücke, von denen vor allem "Der Teufel im Herzen" sehr erfolgreich war.

Im Mai 1860 heiratete Wimmer die Bankkassierstochter Therese, geborene Pertholt (*19.5.1834 Wien, †7.3.1902 Wien) und eröffnete im Oktober desselben Jahres in Dornbach ein Gasthaus, das "Dornbacher Rendezvous", in dem unter anderem Johann Strauss (Sohn) wiederholt aufspielte. Aus finanziellen Gründen musste er jedoch 1862 das Lokal schließen. Im Fasching 1862 und 1863 veranstaltete er in Dornbach Maskenzüge, die vom Oberregisseur Josef Schall arrangiert wurden.

Der Musikverleger Carl Haslinger ermunterte Wimmer Tanzmusik zu komponieren und unter dem Pseudonym Wilhelm Merk wurden einige Stücke in Haslingers Verlag aufgenommen. Doch nach Haslingers Tod (1868) wandte sich Wimmer wieder der Schriftstellerei und Journalistik zu. 1866/67 schrieb er für die Singspielhalle im Etablissement Frey (im ehemaligen Café Prasch) Possen und Burlesken, vor allem die Burleske "Eine ruhige Partei" wurde an zahlreichen Bühnen nachgespielt. Nach einer längeren Pause entstanden ab 1887 weitere Stücke für das Theater in der Josefstadt, von denen besonders die Possen "Tausender und Guldenzettel" und "Die Gigerln von Wien" große Erfolge feierten.

Wimmer verfasste zahllose Feuilletons vorwiegend über Theater-, Kultur-, Sitten- und Wiener Lokalgeschichte, unter anderem für das Satireblatt Kikeriki, für das Illustrierte Wiener Extrablatt, dessen Redaktionsmitglied er von 1872 bis 1875 und danach noch bis 1882 Mitarbeiter war, für die Neue Freie Presse, das Fremdenblatt und das Neue Wiener Tagblatt.

Im Selbstverlag erschien 1866 die Broschüre "Dornbach – Die Pferdebahn. Ein praktisches Büchlein für Einheimische und Fremde [...]", 1871 die "Gedenkblätter zur Erinnerung an die hundertjährige Jubelfeier der Pfarrkirche St. Joseph zu Margarethen in Wien" (im Verlag der Pfarre) und 1873 "Der Prater. Führer für Fremde und Einheimische" (im Verlag F. J. Singer).

Auf Wimmers Anregung wurden Gedenktafeln an den Geburtshäusern von Ferdinand Raimund, Joseph Lanner und Johann Strauss (Vater) angebracht. Wimmer hinterließ sein Haus im Rothenhof 16 als "Josef und Elise Wimmersche Stiftung" dem Österreichischen Bühnenverein, um daraus ein Haus für arme und alte Schauspieler zu machen, das "Kaiserin Elisabeth-Künstlerheim".

In der Wienbibliothek im Rathaus befindet sich ein Teilnachlass Josef Wimmer mit 415 Inventarnummern, der unter anderem Werke und Briefe enthält.

Bühnenwerke (Auswahl)

  • Ein lockerer Vogel vom Strozzischen Grund. Wiener Lebensbild, 29.10.1857 Thaliatheater
  • Der Teufel im Herzen. Lebensbild (zusammen mit Theodor Flamm), 18.3.1859 Theater an der Wien
  • Ein eigener Kerl. Charakterbild (zusammen mit Theodor Flamm), 25.6.1859 Braunhirschentheater
  • Zacherl. Burleske (zusammen mit Theodor Flamm; Musik: Julius Hopp), 3.9.1859 Theater in der Josefstadt
  • 's Muttersöhnl (zusammen mit Theodor Flamm; Musik: Julius Hopp), 26.1.1860 Theater in der Josefstadt
  • Eine ruhige Partei. Burleske, 27.10.1866 Singspielhalle im Etablissement Frey
  • Mensch und Stammgast. Genrebild, 7.12.1866 Singspielhalle im Etablissement Frey
  • Die Bilderstürmer. Burleske, 10.12.1866 Singspielhalle im Etablissement Frey
  • Meister Schnee. Weihnachtsmärchen, 19.12.1866 Singspielhalle im Etablissement Frey
  • Der verstorbene Primgeiger. Schwank (Musik: O. Müller), 6.3.1867 Singspielhalle im Etablissement Frey
  • Wirthshausbruder und Lotterieschwester. Posse, 23.2.1867 Singspielhalle im Etablissement Frey
  • Lumpazi. Posse (nach "Lumpazivagabundus“ von Johann Nestroy, Musik: O. Müller), 17.5.1867 Singspielhalle im Etablissement Frey
  • Kurze und Millares, 18.5.1867 Singspielhalle in der Restauration chantante (Giselastraße 2)
  • Die goldene Mittelstrasse. Posse, 18.5.1867 Singspielhalle im Etablissement Frey
  • Ein verfluchter Kerl. Posse (nach "Einen Jux will er sich machen" von Johann Nestroy, Musik: O. Müller), 19.5.1867 Singspielhalle im Etablissement Frey
  • Ein Fenster in Pest. Gelegenheitsschwank, 8.6.1867 Singspielhalle im Etablissement Frey
  • Tausender und Guldenzettel. Allegorisches Zeitgemälde (zusammen mit Jakob Josef Seitz, Musik: Karl Kleiber), 29.1.1887 Theater in der Josefstadt
  • Die Höllʼ auf Erden. Posse (zusammen mit Jakob Josef Seitz, Musik: Karl Kleiber), 26.11.1887 Theater in der Josefstadt
  • Die Gigerln von Wien. Lokalposse (Musik: Karl Kleiber), 8.9.1888 Theater in der Josefstadt
  • Der Grabenfiaker. Wiener Lebensbild (Musik: Julius Bernhard Stern), 31.12. 1889 Theater in der Josefstadt
  • Groß-Wien. Lokalposse (Musik: Karl Berger), 3.1.1891 Theater in der Josefstadt
  • Die Wiener auf'm Land. Posse (Musik: Karl Kleiber), 19.12.1891 Theater in der Josefstadt
  • Wiener Feiertage. Lokalposse (Musik: Ernst Reiterer), 29.12.1892 Carltheater

Quellen

  • Wienbibliothek im Rathaus: Teilnachlass Josef Wimmer
  • Wienbibliothek Digital: Josef Wimmer
  • Taufbuch Maria Treu Signatur 01-013, folio 233, Joseph Johann Georg Wimmer
  • Sterbebuch Maria Treu, Signatur 03-21, folio 228, Josef Wimmer
  • Sterbebuch Maria Treu, Signatur 03-21, folio 150, Elise Wimmer
  • ANNO: Das einzige Schauspielerheim Österreichs wird aufgelassen. (Zum heutigen 25jährigen Bestand des Künstlerheims). In: Der Morgen. Wiener Montagblatt, 1.12.1930, 21.Jahrgang, Nr. 48, Seite 6
  • ANNO: Eröffnung des Kaiserin Elisabeth-Künstlerheims. In: Wiener Zeitung (Beilage), 18.10.1905, Nr. 239, Seite 16 (S. 2)
  • ANNO: Eröffnung des Kaiserin Elisabeth-Künstlerheims. In: Das Vaterland (Abendblatt), 18.10.1905, 46.Jahrgang, Nr. 287, Seite 11 (S. 3)
  • ANNO: In: lllustrirtes Wiener Extrablatt, 7.9.1905, 34.Jahrgang, Nr. 247, Seite 8 (zur Eröffnung des Künstlerheimes)
  • ANNO: Die Stiftung des Schriftstellers Josef Wimmer (Ein Asyl für kranke und bedürftige Bühnenmitglieder). In: Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 12.12.1903, 37.Jahrgang, Nr. 341, Seite 5
  • ANNO: Josef Wimmer †. In: Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 10.12.1903, 37.Jahrgang, Nr. 339, Seite 7f.
  • ANNO: Schriftsteller Josef Wimmer †. Ein alter Wiener. In: Neues Wiener Journal, 10.12.1903, 11.Jahrgang, Nr. 3636, Seite 2f.
  • ANNO: Josef Wimmer gestorben. In: Die Zeit, 10.12.1903, 2.Jahrgang, Nr. 431, Seite 4f.
  • ANNO: Josef Wimmer †. In: lllustrirtes Wiener Extrablatt, 10.12.1903, 32.Jahrgang, Nr. 339, Seite 5


Literatur


Josef Wimmer im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.