Johann Nepomuk Hofzinser

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Person
Personenname Hofzinser, Johann Nepomuk
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 966
GND 121273172
Wikidata Q90492
Geburtsdatum 19. Juni 1806
Geburtsort Wien
Sterbedatum 11. März 1875
Sterbeort Wien
Beruf Beamter, Zauberkünstler
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 5.11.2022 durch DYN.krabina
Begräbnisdatum
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 4, Reihe 2, Nummer 16
Ehrengrab ehrenhalber gewidmetes Grab
  • 9., Marktgasse 4 (Sterbeadresse)
  • 1., Walfischgasse 8 (Wirkungsadresse)
  • 1., Wollzeile 36 (Wirkungsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Johann Nepomuk Hofzinser, * 19. Juni 1806 Wien, † 11. März 1875 Wien 9, Marktgasse 4, Zauberkünstler, Begründer der modernen Kartenmagie.

Biografie

Johann Nepomuk Hofzinser stammte aus der Kurz- und Seidenwarenfamilie Leopold Hofzinser, die am Wiener Graben drei Geschäfte führte. Er wurde am 19. Juni 1806 in Wien Landstraße als jüngster von vier Brüdern geboren. Die Großeltern (Bäckermeister) kamen aus Gamlitz in der Südsteiermark nach Traiskirchen, seine Eltern von dort nach Wien.

Zwei seiner Brüder − Leopold und Josef − führten das Geschäft seiner Eltern weiter, sein dritter Bruder Franz Xaver begann eine Karriere beim kaiserlichen Heer und wurde durch ein dreibändiges Werk über die Pferdedressur und -pflege europaweit bekannt. Hofzinser selbst arbeitete zunächst als Lehrling im Geschäft seiner Eltern, dann als Registrant in der Tabak- und Gefällenverwaltung und wechselte 1839 durch einen geschickten Jobtausch in das Finanzministerium. Neben seiner Tätigkeit als Beamter war er Mitglied der k.k. Landwirtschaftlichen Gesellschaft und der Bairischen Gartenbaugesellschaft.

Hofzinser schrieb, oft gleichzeitig für verschiedene Zeitungen, unzählige Konzert- und Theaterkritiken (zum Beispiel über Paganini, Schubert, Liszt oder Lachner). Er machte sich damit einen Namen in der Musikwelt. Als junger Mann studierte er Violine, legte sie aber "in den Sarg", als er Paganini und seinen Freund Josef Slawik hörte, und widmete sich mehr seiner zweiten Leidenschaft, der Zauberkunst. In allen Wiener Salons war er gern gesehener Gast und zählte zu den Spitzen der Gesellschaft. Er wurde auch "der schöne Mucki" genannt, weil er gerne die Damenwelt mit ausgewählten Kunststücken bezauberte. Hofzinser war mit zahlreichen sogenannten "Celebritäten" befreundet, darunter Hector Berlioz, Josef Slawik, Ludwig Döbler, Fanny Salamon, Ludwig Löwe, Rosa Kastner, Costenoble, Moritz von Saphir, Johann Nestroy, August Prinzhofer, Canon oder Mathias Aigner.

1854 heiratete Johann Nepomuk Hofzinser die 21 Jahre jüngere und sehr hübsche Wienerin Wilhelmine Bergmann, die ihn von da ab als "Somnambule Assistentin" unterstützte und wichtiger Teil seines Programms wurde. Die Ehe blieb kinderlos.

Ab 1857 führte der heute noch immer weltweit anerkannte Wiener unter dem Namen seiner Frau Wilhelmine den berühmten Salon Hofzinser. Seine "Stunden der Täuschung" wurden zur angesehenen Form der Zauberkunst, zum "intellektuellen Gesellschaftsspiel" und er selbst geriet zum Liebling der Wiener Gesellschaft.

Hofzinser revolutionierte die Salonzauberei und insbesondere die Kartenkunst. Er unterlegte sie ähnlich, wie es Nestroy in seinen Theaterstücken tat, mit doppeldeutigen gesellschaftspolitischen und sozialkritischen Bonmots. Hier kam ihm seine Erfahrung als Zeitungskritiker und Gedichteschreiber entgegen. Seine mannigfaltigen Erfindungen wie der "Rosenspiegel", "Das wunderbare Kartenspiel", "Überall und Nirgends", "Denken und Vergessen", der "Tintenpokal", der "Liebesbrunnen" und die "Laterne des Diogenes" sind nur einige seiner unzähligen und auch heute noch vorgeführten Experimente. Bis 1865 präsentierte er an verschiedenen Orten Wiens seine Zaubersalons. Diese Salons befanden sich in der Wollzeile 38, der Himmelpfortgasse 15, der Walfischgasse 6−8 und am Fleischmarkt 20−22.

Nach seiner Pensionierung 1865 bereiste der Magier mit seinen Programmen und unter dem Künstlernamen "Dr. Hofzinser" weite Teile der österreich-ungarischen Monarchie. Zudem war er in München, Berlin, Lemberg, Krakau und Breslau und oft in den mondänsten Kurorten wie Karlsbad, Franzensbad und Marienbad in den obersten Gesellschaftskreisen zu sehen. Auch in Salzburg, Graz, Linz, Bad Gleichenberg, Marburg, Laibach, Pressburg, Budapest, Triest und vielen anderen kleineren Orten verzauberte er sein mondänes Publikum.

Hofzinser erfand zahlreiche noch heute verwendete Kartengriffe und Kunststücke und wird weltweit als "Vater der Spielkartenzauberkunst" bezeichnet, die er in ungeahnte Höhen führte. Besonders in der amerikanischen Zauberliteratur wird er oft zitiert und gilt dort wegen seines charmanten, satirischen Vortrags, der immer einen witzigen Zeitbezug enthielt, als Vorbild für viele Zauberkünstler. Hofzinser hatte mehrere Zauberschüler, von denen Georg Heubeck sein talentiertester gewesen sein dürfte. Dieser gab die Geheimnisse Hofzinsers schließlich an seinen eigenen Schüler Ottokar Fischer weiter. Fischer war der Erste, der ein umfassendes Kompendium zu Hofzinser verfasste. Der österreichische Zauberkünstler Magic Christian setzte ihm mit einer Trilogie in vier Bänden ein weiteres Denkmal.

Hofzinser starb nach kurzer schwerer Krankheit und wurde unter großer Anteilnahme der Bevölkerung am 11. März 1875 in Wien beerdigt. 1916 widmete die Stadt Wien seine Grabstätte am Wiener Zentralfriedhof in ein Ehrengrab um.


1978 wurde die Hofzinsergasse im 16. Bezirk nach dem Zauberkünstler benannt.

Literatur

  • Magic Christian: Non plus ultra. Johann Nepomuk Hofzinser − der Zauber des 19. Jahrhunderts. 2 Bände. Offenbach: V. Huber 1998/2004
  • Richard Bamberger / Franz Maier-Bruck: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Wien: Österreichischer Bundesverlag / Wien [u. a.]: Jugend & Volk 1966
  • Ottokar Fischer: Das Wunderwerk der Zauberkunst. Stuttgart: Perthes 1929, S. 56
  • Johann Nepomuk Hofzinsers Kartenkünste. Gesammelt von Ottokar Fischer. Wien: Jahoda & Siegel 1910
  • Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 23
  • Österreichisches biographisches Lexikon: Johann Nepomuk Hofzinser [Stand: 24.09.2018]

Link