Johann Ignaz Arnezhover

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Daten zur Person
Personenname Arnezhover, Johann Ignaz
Abweichende Namensform Arnezhofer, Johann Ignaz
Titel
Geschlecht männlich
PageID 34280
GND 1279218797
Wikidata
Geburtsdatum 1640
Geburtsort
Sterbedatum 24. August 1679
Sterbeort Leopoldstadt
Beruf Pfarrer
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Frühe Neuzeit
Quelle
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Recherche
Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

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Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Arnezhover Ignaz, * 1640, † (an der Pest) 24. August 1679 Leopoldstadt, erster Pfarrer der neugegründeten Pfarre Leopoldstadt (13. September 1671)

Biographie

Johannes Ignaz Arnezhover wurde in der Pfarrkirche von Schwertberg im Mühlviertel in Oberösterreich am 4. Juli 1640 getauft. Seine philosophischen und theologischen Studien absolvierte er an der Wiener Universität und promovierte hier zum Magister der Philosophie. Eine Zeit lang hat er den Ursulinen als Kaplan gedient. Danach war er vier Jahre lang mit Bischof Leopold von Kollonitsch in Neutra (Ungarn). 1669 wurde Arnezhover als Pfarrer der Pfarre Gumpoldskirchen präsentiert. Nach der Vertreibung der Juden aus Wien 1670 wurde die Hauptsynagoge des Ghettos in die Kirche St. Leopold umgebaut (1683 zerstört). Am 9. September 1671 richtete Arnezhover an den Patron der neuen Pfarrkirche in der Leopoldstadt, an den Bürgermeister und Rat der Stadt Wien, die Bitte ihm diese Pfarrstelle zu verleihen.[1] Dabei berief er sich auf eine Empfehlung durch Bischof Kollonitsch. Am 13. September 1671 schlug der Magistrat Wien dem Bischof von Wien Arnezhover als ersten Pfarrer in der Leopoldstadt vor. Arnezhover erwies sich als eifriger Seelsorger, der sich um einen würdigen Gottesdienst bemühte. Ein Jahr vor seinem Tod erlebte Pfarrer Arnezhover noch die Sicherstellung des Unterhaltes für zwei weitere Priester seiner Pfarrkirche durch eine Stiftung des kaiserlichen Hofkammerrates Johann Peter Pfaffl. Arnezhover stand der Pfarre St. Leopold neun Jahre vor, ehe er 1679 an der Pest starb. Glaubt man seinem weit berühmteren Zeitgenossen Abraham a Sancta Clara hatte er sich diese Krankheit zugezogen, als er “Kranken und Sterbenden beygesprungen [sey]“.

Problematisierung der Person

Im Auftrag der Stadt Wien hat eine HistorikerInnen-Kommission die historische Bedeutung jener Persönlichkeiten, nach denen Wiener Straßen benannt sind, von 2011 bis 2013 untersucht sowie eine zeithistorische Kontextualisierung vorgenommen. Der Abschlussbericht dieser Forschungsgruppe bezieht sich bei der Bewertung der Person des Ignaz Arnezhover auf ein Gutachten des Wiener Stadt- und Landesarchivs aus dem Jahr 2006.[2] Demzufolge war Arnezhover nicht als Kommissär zur “Ordnung israelitischer Angelegenheiten“ im Zuge der Schließung des jüdischen Ghettos in der Leopoldstadt 1670 tätig. Er dürfte lediglich administrative Tätigkeiten für seinen Dienstherren, Bischof Kollonitsch, ausgeführt haben. Kollonitsch selbst war "Concommissarius" der sogenannten 'Juden-Kommission', die die Auflassung des Ghettos umsetzte, welche zur Judenvertreibung aus Wien 1670 führte.

Siehe Arnezhoferstraße. Dort findet sich auch das Gutachten des Wiener Stadt- und Landesarchivs aus 2006.

Literatur

  • Peter Autengruber: Lexikon der Wiener Straßennamen. Bedeutung, Herkunft, frühere Bezeichnungen. Wien: Pichler Verlag 2014, 9. Auflage, S. 10 und 38
  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Umstrittene Wiener Straßennamen. Ein kritisches Lesebuch. Wien: Pichler Verlag 2014, S. 19
  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Forschungsprojektendbericht "Straßennamen Wiens seit 1860 als 'Politische Erinnerungsorte'". Wien 2013
  • Walther Pichler: Von der Synagoge zur Kirche.Zur Entstehungsgeschichte der Pfarre St. Leopold, Wien II – Wien: Wiener Domverlag 1974 (= Veröffentlichungen des kirchenhistorischen Instituts der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Wien ; 15)

Weblinks

Einzelnachweise