Johann Heinrich Geymüller der Ältere

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Daten zur Person
Personenname Geymüller, Johann Heinrich der Ältere
Abweichende Namensform
Titel Freiherr
Geschlecht männlich
PageID 22194
GND 136480446
Wikidata Q1694397
Geburtsdatum 17. Mai 1754
Geburtsort Basel
Sterbedatum 1. April 1824
Sterbeort Wien
Beruf Bankier, Großhändler
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
  • 19., Khevenhüllerstraße 2 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Vizegouverneur der Nationalbank (1817 bis 1823)

Johann Heinrich Geymüller der Ältere, * 17. Mai 1754 Basel, † 1. April 1824 Wien 1, Bankier, Großhändler.

Biografie

Johann Heinrich Geymüller der Ältere (31. März 1824 Freiherr von) kam als Sohn eines Arztes und dessen Gattin Gertraud Schaub zur Welt und entstammte einem Ratsherrengeschlecht. Nach dem Tod seines Vaters (1771) gab Geymüller sein Medizinstudium auf und ging 1772 nach Wien, um hier in das 1763 gegründete Bankhaus des Schweizers Peter Ochs einzutreten.

1777 war er bereits Buchhalter und alleiniger Obligé, bald darauf Gesellschafter der Firma. Dieser gehörte ab 1781 auch sein nach Wien gerufener Bruder Johann Jakob Geymüller an. Nicht lange danach kam Geymüllers Neffe Johann Heinrich Falkner nach Wien (der später den Namen Geymüller annahm). 1785 wurde die Bank in "Ochs, Geymüller und Companie" umbenannt.

Die Brüder zogen 1798 gemeinsam in das Haus Stadt Conscriptions-Nummer 272 (1, Wallnerstraße 8), das um 1687 von Feldmarschallleutnant Enea Silvio Graf Caprara neu erbaut worden war (Geymüllerpalais). 1797 kaufte Johann Heinrich Geymüller von Philippine Gräfin Herberstein den alten Freihof von Pötzleinsdorf, in dem im 18. Jahrhundert ein Baron von Ricci eine Seidenfabrik und Tuchscheranstalt eingerichtet hatte. Die ehemalige, dem Kloster Himmelpforte gehörende Herrschaft Pötzleinsdorf, die durch die Säkularisierung Staatsgut geworden war, erwarb er 1802. Den von Gräfin Herberstein angelegten Park ließ er durch Zukäufe vergrößern und durch den Kunstgärtner Rosenthal ausgestalten. Im Jahr 1800 veranlasste er die Eintragung seiner späteren Gattin Barbara als Besitzerin des Hauses 19, Khevenhüllerstraße 2 (Geymüller-Schlössel). Sie übergab das Anwesen jedoch 1808 ihrem Schwager Johann Jakob, der den Besitz vergrößerte und die Villa bald nach dem Erwerb im romantischen Stil erbauen ließ.

Am 24. Juli 1804 erhielten die Brüder Geymüller nach Ochs' Tod das Großhandlungsprivileg für "Geymüller und Co.". Am 14. Jänner 1805 wurde ihnen nach einer gesetzlichen Handlungsfondsrücklage von 100.000 Gulden das Protokollierungsrecht zuerkannt. Sie bewährten sich besonders während der Napoleonischen Kriege, da sie 1806 Silber- und Goldbarren im Wert von einer Million Schweizer Franken als Bezahlung für verschiedene von den Franzosen abgegebene Ärareffekten und 32 Millionen Schweizer Franken Kriegskontribution aufbrachten. Als das Bankhaus auch 1809 an der Aufbringung von 20 Millionen Gulden Kriegskontribution maßgeblich beteiligt war, wurden die Brüder Geymüller am 10. Juni 1810 nobilitiert.

Johann Heinrich Geymüller der Ältere war einer der Gründer der Österreichischen Nationalbank (ab 1816 Mitglied, 1817−1823 Vizegouverneur). Er besaß Herrschaften und Fabriken in Niederösterreich und hinterließ acht Töchter und einen Sohn.

Nach dem Bankier und Großhändler wurde 1894 die Geymüllergasse im 18. Bezirk benannt.

Literatur

  • Peter Csendes [Hg.]: Österreich 1790−1848. Kriege gegen Frankreich, Wiener Kongreß, Ära Metternich, Zeit des Biedermeier, Revolution von 1848. Das Tagebuch einer Epoche. Wien: Brandstätter 1987, S. 165
  • Rendezvous Wien. Vierteljahreszeitschrift für Freunde Wiens in aller Welt. Wien: Wiener Tourismusverband 13/1974, S. 25 ff.
  • Renate Wagner-Rieger: Wiens Architektur im 19. Jahrhundert. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1970, S. 69, 173
  • Helmut Fielhauer: Das Geymüller-Schlössel in Pötzleinsdorf. In: Unser Währing. Vierteljahresschrift des Museumsvereins Währing. Wien: Museumsverein l (1966), S. 34 f.
  • Josef Mentschl / Gustav Otruba: Österreichische Industrielle und Bankiers. Wien: Bergland-Verlag 1965 (Österreich-Reihe, 279 / 281), S. 51 ff.
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815−1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien / Graz: Böhlau 1954−lfd.
  • Egon Scheffer: Das Bankwesen in Österreich : Enststehung, Entwicklung, Bedeutung für Wirtschaft und Geist. Wien: Burgverlag 1924, S. 87 f.
  • Döbling. Eine Heimatkunde des 19. Wiener Bezirkes in drei Bänden. Hg. von Döblinger Lehrern. Wien: Selbstverlag der Arbeitsgemeinschaft "Heimatkunde Döbling" 1922, S. 204
  • Hermine Cloeter: Häuser und Menschen von Wien. 1920, S. 134
  • Ignaz Franz Castelli: Memoiren meines Lebens. Gefundenes und Empfundenes, Erlebtes und Erstrebtes. Band 2. München: Müller 1913 (Denkwürdigkeiten aus Alt-Österreich, 10), S. 75
  • Maria Capra: Geymüller-Schlössel (Manuskript Wiener Stadt- und Landesarchiv, Biographische Sammlung)

Weblinks