Johann Baptist Wenzel Bergl
Johann (Baptist) Wenzel Bergl, * 23. September 1718 Königinhof bei Horowitz (Králůr Drůr), Böhmen, † 15. Jänner 1789, Maler.
Biografie
Der aus dem westlichen Böhmen stammende Sohn eines Stuckateurs und Dekorationsmalers erhielt seine erste Ausbildung bei seinem Vater, ab 1749 studierte er bei Paul Troger, Karl Josef Aigen und Josef Ignaz Mildorfer an der Akademie der bildenden Künste. 1751 und 1752 beteiligte sich Bergl an Wettbewerben der Akademie und konnte den zunächst den zweiten und im darauffolgenden Jahr den ersten Preis erringen.
Eine besondere Freundschaft verband den Maler mit Franz Anton Maulbertsch, mit dem er einige gemeinsame Projekte realisierte. Maulpertsch fungierte auch als Bergls Trauzeuge, als dieser am 26. Mai 1754 in St. Ulrich Anna Theresia Märsch (* 24. April 1739 Wien, † 19. April 1783), Tochter des Malers Johann Bernhard Märsch, heiratete und war außerdem Taufpate von zwei seiner acht Kinder. Die beiden Söhne Anton und Johann wurden ebenfalls Maler.
Die 1758/1759 entstandenen Fresken in der Stiftskirche Klein-Mariazell sind Bergls erstes großes eigenständiges Werk und zugleich auch sein sakrales Hauptwerk. Schon in seinen ersten selbständigen Arbeiten zeigte Bergl eine völlig neuartige Ausdeutung des barocken Illusionismus: naturalistische Raumbilder, die der zeitgenössischen Naturschwärmerei entgegenkamen und fremdländische Landschaften vortäuschten. Von seinem Schwiegervater beim Wiener kaiserlich-königlichen Hofbauamt eingeführt, arbeitete Bergl ab 1760 auch für den kaiserlichen Hof. Nachdem Maria Theresia 1762 das Schloss Ober-St.-Veit erworben hatte, beauftragte sie Johann Wenzel Bergl, sechs Innenräume exotischer Landschaftsmalerei zu dekorieren. Auch das Sommerappartement der Kaiserin in Schönbrunn, das über einen direkten Zugang zum Garten verfügte, gestaltete Bergl in dem für ihn typischen phantasievollen Stil mit idealtypischen Landschaften, exotischen Pflanzen und Tieren und stellte so einen optischen Bezug zum Schlosspark her. Heute hat sich für die vier 1769 vollendeten gartenseitig gelegenen Räume der Begriff "Berglzimmer" durchgesetzt.
1773 gestaltete Bergl für die Grafenfamilie Kletzl den Festsaal des Schlosses Donaudorf bei Ybbs. Das barocke Schloss wurde 1954 im Zuge des Baus des Kraftwerks Ybbs-Persenbeug gesprengt. Die zuvor abgenommenen Fresken befinden sich heute im Hadersdorfer Schloss. Bergls Deckengemälde im Bibliothekssaal des ehemaligen Augustinerklosters (entstanden 1773, verändert 1775) stellen "Parnaß und die vier Fakultäten" dar; heute wird der Raum als "Augustinerlesesaal von der Nationalbibliothek genutzt. Sein Deckengemälde in der Bibliothek des Schottenstiftes hingegen ist nicht erhalten geblieben.
Zwischen 1763 und 1786 erhielt Johann Bergl vom Stift Melk wiederholt Aufträge, wie die Innengestaltung des Gartenpavillons des Stifts oder die Deckenfresken in der Sala terrena und der Kapelle ("Glorie der Himmelskönigin") des Melkerhofes in der in Wien. Bei seinen Spätwerken wurde Johann Bergl von seinem Sohn Anton unterstützt.
Bergl starb am 15. Jänner 1789 im Haus "Zu den drei Kurfürsten" (Spittelberg 100).
Literatur
- Elisabeth Scherzer: Johann Bergl im Benediktiner Stift Melk. Dipl.-Arb., Univ. Wien 2010
- Felix Czeike: XIII. Hietzing. Mit ausführlicher Beschreibung, Karten- und Grundrißskizzen von Schönbrunn. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1982 (Wiener Bezirkskulturführer, 13), S. 43
- Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, Register
- Heinz Schöny: Wiener Künstler-Ahnen. Genealogische Daten und Ahnenlisten. Wiener Maler. Band 1: Mittelalter bis Romantik. Wien: Selbstverlag der Heraldisch-Genealogischen Gesellschaft "Adler" 1970, S. 78 f.
- Peter Otto: Johann Bergl. Diss. Univ. Wien. Wien 1964
- Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), Register
- Hans Rotter: Neubau: Ein Heimatbuch des 7. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1925, S. 153
- Arpad Weixlgärtner: Johann Bergl. In: Jahrbuch der kaiserlich königlichen Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale. Red. von Gustav Heider. Wien: Hof- und Staatsdruckerei 1903, S. 331 ff.
Weblinks
- Museumsmanagement Niederösterreich: Johann Wenzel Bergl: Erzählfreudige Bilderwelten
- Gabriele Hackl / Joëlle Weis: Gabriele Hackl und Joëlle Weis. In: Wolfgang Schmale (Projektleitung): Erdteilallegorien im Barockzeitalter, Universität Wien
- Wikipedia: Johann Baptist Wenzel Bergl
- Deutsche Biographie: Johann Baptist Bergl
- Schloss Schönbrunn: Berglzimmer
- Johann Bergl-Garten, (Klein-) Mariazell