Jeannie Ebner

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Daten zur Person
Personenname Ebner, Jeannie
Abweichende Namensform Allinger, Jeannie
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 36263
GND 118746375
Wikidata Q93908
Geburtsdatum 17. November 1918
Geburtsort Sydney, Australien
Sterbedatum 16. März 2004
Sterbeort Wien
Beruf Schriftstellerin, Lyrikerin, Übersetzerin, Spediteurin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Objektbezug
Quelle Gedenktage, Gedenktage-GW
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Recherche
Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof Wiener Neustadt
Grabstelle
  • 5., Schloßgasse 3 (Wohnadresse)
  • 2., Schüttelstraße (Wohnadresse)
  • 2., Praterstraße (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Preis der Theodor Körner-Stiftung (Verleihung: 1955)
  • Förderungspreis der Stadt Wien für Literatur (Verleihung: 1961)
  • Adalbert-Stifter-Medaille (Übernahme: 23. Juni 1070 JL)
  • Preis der Stadt Wien für Literatur (Übernahme: 30. Juni 1971)
  • Kulturpreis des Landes Niederösterreich (Übernahme: 28. Juni 1972)
  • Förderungspreis für Kinder- und Jugendliteratur (Übernahme: 12. Dezember 1972)
  • Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (Verleihung: 27. März 1979)
  • Wiener Ehrenmedaille in Gold (Verleihung: 26. Juni 1984, Übernahme: 28. November 1964)
  • Kulturpreis der Stadt Wiener Neustadt (Übernahme: 23. Jänner 1985)
  • Willibald Pirkheimer-Medaille
  • Theodor-Körner-Preis für Literatur (Verleihung: 1955)

Jeannie Ebner, * 17. November 1918 Sydney (Australien), † 16. März 2004 Wien, Schriftstellerin, Übersetzerin, Redakteurin von Literaturzeitschriften und Literaturkritikerin.

Biografie

Jeannie Ebner wurde am 17. November 1918 in Sydney geboren. Ihr Vater war mit 17 Jahren nach Australien ausgewandert und war dort als Kaufmann tätig. Als sie zwei Jahre alt war, übersiedelte die Familie wieder nach Österreich, und zwar nach Wiener Neustadt. Der Vater hatte sich ein Vermögen erarbeitet und kaufte zwei Speditionen, eine Maschinenfabrik, Anteile eines Kohlebergwerks und zwei Häuser.

Ihr erstes Gedicht schrieb Ebner nach eigener Erinnerung mit zwölf Jahren. Durch den Tod des Vaters und die allgemeine Wirtschaftslage verarmte die Familie und Ebner musste das Gymnasium verlassen, weil die Mutter das Schulgeld nicht mehr aufbringen konnte. Außerdem waren sie gezwungen, ihr Haus aufzugeben. Jeannie Ebner besuchte die Handelsschule und begann eine Lehre in der familieneigenen Spedition. 1939, mit 21 Jahren, zahlte sie die Miteigentümer aus und übernahm bis 1945 die Leitung der Spedition mit immerhin 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Nebenbei studierte sie Bildhauerei an der Kunstakademie in Wien. 1945 wurden das Wohnhaus und die Geschäftsräume durch Bombenangriffe zerstört. Ebner zog mit ihrer Mutter auf einem Pferdewagen nach Tirol, wo sie ein Jahr gemeinsam in einer Berghütte am Kitzbüheler Horn lebten. Danach ging es weiter nach Golling in der Nähe von Salzburg, wo sie im Kunstgewerbe arbeitete und unter anderem Souvenirs aus Keramik herstellte. Als Ebner 1946 wieder nach Wien kam, lebte sie unter anderem von Englisch-Nachhilfe und vom Schleichhandel. Bei Letzterem lernte sie ihren späteren Mann Ernst Allinger kennen, der Chemiker war und Saccharin für den Schwarzmarkt erzeugte. Von 1946 bis 1949 arbeitete sie als Stenotypistin in einer Autowerkstätte der amerikanischen Streitkräfte.

Zur gleichen Zeit begann Jeannie Ebner, kleinere Texte verschiedenen Zeitschriften anzubieten. Ihre allererste Publikation ist die utopische Erzählung "Die Maschinenstadt", die 1948 in der Zeitschrift "Der Basilisk" erschien. Ebner kam mit Hans Weigel in Kontakt, der eine Art Stammtisch im Café Raimund unterhielt. Hier versammelten sich SchriftstellerInnen, aber auch bildende Künstler, Musiker und generell geistig interessierte, vorwiegend junge Menschen. Mit Hans Weigel blieb Ebner ihr Leben lang befreundet. In den 1950er Jahren unterstützte sie ihn durch die Übernahme von Sekretariatsarbeiten für das Jahrbuch "Stimmen der Gegenwart" (1951 bis 1954). In dieser vierbändigen Anthologie wurden unter anderem frühe Werke von Friederike Mayröcker, Ingeborg Bachmann und Marlen Haushofer veröffentlicht; Ebner trug für den Jahrgang 1952 die Erzählung "Das Bett" bei, die − wie die ungleich berühmtere "Spiegelgeschichte" Ilse Aichingers − das Thema Schwangerschaftsabbruch behandelt. Ebner knüpfte in dieser Zeit viele Kontakte zu Schriftstellerinnen und Schriftstellern, denen sie später durch Veröffentlichungen in "Literatur und Kritik" und durch die Vermittlung von Verlagskontakten unter die Arme griff. So profilierte sie sich über die Jahre − nach Hermann Hakel, Rudolf Felmayer und Hans Weigel − als eine Instanz der Nachwuchsförderung.

Anfang der 1950er Jahre brachte Felmayer einzelne Gedichte Jeannie Ebners in der von ihm herausgegebenen Anthologie "Tür an Tür", 1952 erschien schließlich ihre erste selbstständige Buchpublikation "Gesang an das Heute. Gesichte, Gedichte, Geschichten" als Band 9 der Reihe "Junge österreichische Autoren", die Hans Weigel betreute. Ebners erster Roman "Sie warten auf Antwort" erschien 1954 bei Sigbert Mohn in Gütersloh. Ihr Mann hatte ihr ein Jahr gegeben, um ein Buch zu schreiben, während er alleine das nötige Geld verdiente, und dann ein weiteres, um einen Verleger dafür zu finden − es gelang und so konnte Ebner für einige Jahre als freie Schriftstellerin arbeiten. Nachdem Ebners Mann seine Arbeit verloren hatte, fungierte sie ab 1968 als Mitherausgeberin der Zeitschrift "Literatur und Kritik", deren Redaktion sie nach dem Tod des Gründers Gerhard Fritsch im Jahr 1969 alleine übernahm. Um finanziell über die Runden zu kommen, betätigte sie sich zusätzlich als Übersetzerin aus dem Englischen. Für ihr eigenes literarisches Schaffen blieb nur wenig Zeit, dennoch veröffentlichte sie immer wieder Romane, Erzählungen und Gedichtbände.

Ebner setzte sich jahrelang in verschiedensten Gremien für die soziale Absicherung von Schriftstellerinnen und Schriftstellern ein: Sie war von 1974 bis 1990 Mitglied des Kultursenats des Landes Niederösterreich, Gründungsmitglied und von 1983 bis 1988 Vizepräsidentin der IG Autorinnen Autoren, von 1976 bis 1999 Vizepräsidentin der Literarischen Verwertungsgesellschaft, Beirätin des Niederösterreichischen Bildungs- und Heimatwerkes, Mitglied und Vorstandsmitglied im PEN-Club, im Österreichischen Schriftstellerverband und beim Literaturkreis Podium. Sie wirkte auch an der Einführung des sogenannten Bibliotheksgroschens (Bibliothekstantieme) mit und war von 1977 bis 1999 Mitglied der Sozialfondskommission, die sich um das finanzielle Überleben von Schriftstellerinnen und Schriftstellern in Not kümmerte.

1978 kündigte Ebner endgültig ihre Arbeit bei "Literatur und Kritik". In den Folgejahren erlebte sie eine Art "Renaissance" als Schriftstellerin − ihre Bücher wurden teilweise neu aufgelegt, die Gedichtbände verkauften sich gut. Jeannie Ebner, deren Mann 1989 verstorben war, starb am 16. März 2004 in einem Sanatorium. Sie wurde in Wiener Neustadt beigesetzt.

Der Nachlass Jeannie Ebners wurde von der Wienbibliothek im Rathaus 2004 erworben. 2016 benannte man nach ihr den Jeannie-Ebner-Weg im 21. Wiener Gemeindebezirk.

Quellen

Literatur

  • Mailath: Maria-Lassnig-Straße beschlossen. 20 neue Verkehrsflächenbenennungen für Favoriten und Floridsdorf. In: Rathauskorrespondenz, 08.04.2016 [Stand: 20.05.2016]
  • Monika Bargmann: Das Buch von JEMAND. Jeannie Ebners Bibel. In: Marcel Atze et al. (Hrsg.): Lesespuren − Spurenlesen oder Wie kommt die Handschrift ins Buch? Von sprechenden und stummen Annotationen. Wien: Praesens Verlag 2011 (Sichtungen, 12+13), S. 303-310
  • Julia Neissl: Zwischen Anpassung und Aufbegehren. Junge Autorinnengeneration in Österreich nach 1945 und ihre Auseinandersetzung mit Sexualität. In: Christiane Caemmerer et al. [Hg.]: Erfahrung nach dem Krieg. Autorinnen im Literaturbetrieb 1945−1950. Frankfurt: Peter Lang 2002, S. 57-68
  • Christine Schmidjell: Mauerblümchen, na und? Beispiele aus der österreichischen Literatur der fünfziger und sechziger Jahre. In: Daniela Strigl [Hg.]: Frauen verstehen keinen Spaß. Wien: Zsolnay 2002 (Profile, 9)
  • Viktor Suchy: Die Traumhäuptige: Traum und Wirklichkeit im Werk Jeannie Ebners. In: Heinz Lunzer [Hg.]: Studien zur österreichischen Literatur. Wien: Dokumentationsstelle für Neuere Österreichische Literatur im Literaturhaus 1992, S. 259-272
  • Christine Schmidjell: "Geh ohne Mantel und vergiß, was deine Heimat war": Hertha Kräftner und die Generation 'Junger Autorinnen' nach 1945. In: Walter Buchebner-Literaturprojekt [Hg.]: Das Schreiben der Frauen in Österreich seit 1950. Wien: Böhlau 1991, S. 9-21
  • Katharina M. Wilson [Hg.]: An Encyclopedia of continental women writers. Band 1: A bis K. New York: Garland 1991 (Garland reference library of the humanities, 698)
  • Edith Wurzrainer: Themenkonstanten im Roman-Werk von Jeannie Ebner. Dipl.-Arb. Univ. Wien. Wien 1991
  • Claudia Mauhart: Jeannie Ebner, eine österreichische Autorin der Gegenwart. Dipl.-Arb. Univ. Salzburg. Salzburg 1989
  • Hans Weigel: Jeannie Ebner zum 70. Geburtstag. In: Die Furche, 11.11.1988
  • Carine Kleiber: Jeannie Ebner: eine Einführung. Frankfurt am Main [u.a.]: Lang 1985 (Europäische Hochschulschriften: Reihe 1, Deutsche Sprache und Literatur, 861)
  • Wienbibliothek im Rathaus/Tagblattarchiv: Personenmappe Ebner, Jeannie


Jeannie Ebner im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks