Ilse Elisabeth Strobl-Luckmann
Ilse Elisabeth Strobl-Luckmann, * 16. September 1906 Wien, † 11. Juli 1979 Wien, Verlegerin.
Biografie
Elisabeth Maria Luckmann kam in Wien als Tochter von Maria Endres und Heinrich Luckmann, Direktor der österreichischen Berg- und Hüttenwerksgesellschaft, auf die Welt und wurde in der Votivkirche getauft. Ihre Eltern hatten zuvor in Leoben in der Steiermark gelebt, wo sie im April 1900 geheiratet hatten.
Über ihre Schulausbildung ist nichts bekannt, doch sie maturierte 1923 und besuchte in Folge die Graphische Lehr- und Versuchsanstalt. Aufgrund einer schweren Erkrankung verbrachte sie die Jahre 1926/27 in Kliniken in der Schweiz. Nach ihrer Rückkehr studierte sie an der Wiener Universität Volkswirtschaft und Sprachen und begann parallel dazu in der "Officina Vindobonensis" zu arbeiten - einer von Robert Haas zusammen mit Carry Hauser und Fritz Siegel gegründeten künstlerischen Druckerwerkstatt, die Fotografie, Grafik und Ausstellungsdesign verband. 1931 war sie Verlagsaspirantin im Schroll-Verlag und wechselte 1935/36 als Produzentin und Lektorin zum Verlag Anton Pustet nach Salzburg. Mitte der 1930er-Jahre bildete sie sich in Sachen Buchgestaltung und Verlagswesen in Leipzig fort und lernte bei Anton Kippenberg, dem Leiter des Insel-Verlags, und der Familie Brockhaus viel über das Buchgeschäft.
Im Sommer 1937 kehrte sie nach Salzburg zurück und arbeitete im dortigen Otto Müller Verlag sowie 1938 als Übersetzerin wiederum für den Anton Pustet Verlag. Nach eigenen Angaben war sie auch Leiterin des E. P. Tal & Co. Verlags, den Alfred Ibach Mitte des Jahres 1938 "arisierte". Ernst Peter Tal war Ende November 1936 verstorben, seine Witwe Lucy Tal wurde 1938 ins Exil vertrieben – die Übernahme des Verlags zu diesem Zeitpunkt war ein Verlustgeschäft. Die Rolle von Ilse Luckmann in diesen Zusammenhängen ist unklar – sowohl Ibach als auch Luckmann wurden aber wiederholt als Personen beschrieben, die dem Nationalsozialismus fern standen. Luckmann trat auch weder der NSDAP, noch einer anderen NS-Organisation bei.
Ilse Luckmann arbeitete Anfang der 1940er einige Zeit als Manuskripthilfe bei der UFA und schrieb zwei Drehbücher mit der Schauspielerin Juliane Kay. Da Ibach wieder ans Theater wechselte, suchte Luckmann zunächst bei der Reichsschrifttumskammer um die selbstständige Führung des nunmehrigen Ibach-Verlags an. Im Jahr 1943 erhielt sie die Genehmigung zur Gründung der protokollierten Firma "Ilse Luckmann Verlag". Der Verlag verschrieb sich dezidiert der "Förderung österr. Literar. Talente" , wiewohl Österreich 1943 nicht existierte. Luckmann führte den Verlag mit Karl Strobl, den sie am 12. August 1948 heiratete. Das Paar entdeckte, förderte und verlegte als "Hauptautoren" später bekannte, in der NS-Zeit durchaus ambivalente Autoren wie Heimito von Doderer, den Strobl auch lektorierte, und Albert Paris Gütersloh. Dazu kamen kritische, widerständige Stimmen von Autorinnen wie Doris Brehm, Juliane Kay und Erika Mitterer und auch einige Übersetzungen aus dem Italienischen und Französischen. Nicht zuletzt enthielt das Verlagsprogramm aber auch einige klar nationalsozialistisch positionierte Autoren und Autorinnen wie Helene Ehmann oder Werner Riemerschmid. Gleich 1946 wurde die Konzession des Verlags um die Ein- und Ausfuhr von Büchern ergänzt und auch vertriebene Autoren und Autorinnen ins Programm aufgenommen. Zu erwähnen ist allerdings auch, dass Luckmann zu jenen gehörte, die es ablehnten Albert Drachs "Das große Protokoll gegen Zwetschkenbaum" zu publizieren, da Österreich im Jahr 1947 ihrer Meinung nach noch nicht bereit für einen Text über einen Juden, der im Recht ist, war. Luckmann war in den Kreisen der Literatur und Kunst gut vernetzt und erhielt 1970 das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst. 1964 war ihr Ehemann Karl Strobl gestorben, am 31. Dezember 1966 legte Luckmann ihre Konzession zurück und beantragte die Löschung ihres Unternehmens aus dem Handelsregister. Am 11. August 1979 starb sie in Wien.
Quellen
- Österreichisches Staatsarchiv: Antrag auf Verleihung des Österreichischen Ehrenkreuzes, Archiv der Republik, Präsidentschaftskanzlei 2. Republik, 1945-1992 (Bestand)
- Matricula Online: Taufbuch Votivkirche, Signatur: 01-11, folio 16
Literatur
- Murray Hall: Österreichische Verlagsgeschichte: E. P. Tal Co. Verlag
- Hans Peter Fritz: Buchstadt und Buchkrise. Verlagswesen und Literatur in Österreich 1945–1955. Wien 1989 [Diss]
Ilse Elisabeth Strobl-Luckmann im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.