Hugo Reichenberger

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Daten zur Person
Personenname Reichenberger, Hugo
Abweichende Namensform
Titel Prof.
Geschlecht männlich
PageID 36868
GND 116398833
Wikidata Q1635578
Geburtsdatum 28. Juli 1873
Geburtsort München
Sterbedatum 11. Oktober 1938
Sterbeort München
Beruf Komponist, Dirigent
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Privatbesitz
Objektbezug
Quelle Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof Hietzinger Friedhof
Grabstelle 68-13-4
  • 4., Möllwaldplatz 3 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Orden de Isabel la Catolica (Verleihung: 1915)


Hugo Reichenberger, * 28. Juli 1873 München, † 11. Oktober 1938 München, Komponist, Dirigent.

Hugo Reichenberger hat mit seiner dirigentischen Qualifikation und Versiertheit durch 27 Jahre (1908-1935) dem Wiener Opernbetrieb Kontinuität gegeben und nachweisbar auch beachtliche Impulse gerade bei Ur- und Erstaufführungen gesetzt. Er war einer der letzten Dirigenten, die noch in persönlichem Kontakt mit den großen Schöpfern unsterblicher Opernwerke des 20. Jahrhunderts standen, wie Richard Strauss, Leos Janáček, Giacomo Puccini, Jules Massenet, Franz Schreker und Wilhelm Kienzl oder Franz Lehár – dieses fand auch in der Korrespondenz des Künstlers Niederschlag.

Der in München geborene Dirigent und Komponist Hugo Reichenberger wirkte nach Stationen in Stuttgart, München und Frankfurt über ein Vierteljahrhundert an der Wiener Hof- bzw. Staatsoper. Er war dreifacher Hofkapellmeister (Württemberg, Bayern und Österreich) und einer der längstdienenden Dirigenten der Wiener Oper. Schon Hofoperndirektor Gustav Mahler hat 1903 Interesse bekundet, den bayerischen Hofkapellmeister Hugo Reichenberger nach Wien zu holen. Reichenberger, 1908 von Felix Weingartner an die Wiener Hofoper geholt, hat bis 1935 unter fünf verschiedenen Direktoren an der Wiener Oper gewirkt, und somit Wiener Operngeschichte geschrieben. Er war eine der Säulen des Ensembles: Zu den Höhepunkten seiner Laufbahn gehören neben unzähligen Opern-Neueinstudierungen die Wiener Erstaufführungen von Richard Strauss' Oper "Elektra" 1909 und von Leos Janáčeks Oper "Jenůfa" 1918. Auch Werke seiner Zeitgenossen Alexander von Zemlinsky, Franz Schreker und Wilhelm Kienzl hat Reichenberger aus der Taufe gehoben. Reichenberger arbeitete eng mit Berühmtheiten wie Selma Kurz, Lotte Lehmann, Maria Jeritza, Leo Slezak oder Richard Mayr bzw. mit Gästen wie Enrico Caruso und Georges Baklanoff zusammen. Die Zahl der von ihm an der Wiener Oper geleiteten Aufführungen beläuft sich auf ca. 2200.

Reichenberger gastierte außerhalb seiner Wiener Tätigkeit als Botschafter Wiener Musiziertradition von Amsterdam und Berlin bis Rom, mehrwöchige Dirigate bzw. Gastspiele führten ihn u. a. nach Bukarest, Madrid und Ägypten. Er war ein großer Förderer neuer Musik und nahm vorzugsweise österreichische Komponisten wie Franz Schmidt und Karl Weigl in seine Konzertprogramme auf. Er war häufiger Gast in den großen Wiener Konzerthäusern und wirkte nicht zuletzt auch als Leiter einer Dirigentenklasse an der Akademie für Musik in Wien.

Literatur

  • Georg Günther Carmen - letzter Akt. Die Künstlertragödie Sutter - Obrist von 1910 und die Stuttgarter Oper um 1900. Begleitband und Katalog zur Ausstellung des Staatsarchivs Ludwigsburg und des Stadtarchivs Stuttgart, Ludwigsburg 2003
  • Teresa Hrdlicka: Sie werden Freude erleben. Zur Korrespondenz Janácek - Reichenberger., in: Programmheft der Wiener Staatsoper, Saison 2001/2002, Leos Janácek: Jenufa S. 52-71.
  • Teresa Hrdlicka: Hugo Reichenberger. Kapellmeister der Wiener Oper. Wien: Edition Steinbauer 2016
  • Teresa Hrdlicka: "Bei Presse und Publikum schnell beliebt." Hugo Reichenberger, ein Münchner (Hof-)Kapellmeister. In: Musik in Bayern 79/80 (2014/15), S. 172-201
  • Teresa Hrdlicka [Hg.]: Richard Strauss Hugo Reichenberger, Briefwechsel. In: Richard Strauss-Blätter 52 (2004)
  • Teresa Hrdlicka: ...das Möglichste an Sangbarkeit und Sprachgewandtheit. Neue Erkenntnisse zur Entstehung der deutschen Übersetzung von Leos Janáceks Oper "Jenufa" von 1918. In: Österreichische Musikzeitschrift 58 (2003) 2
  • Andreas Lang / Oliver Lang: Chronik der Wiener Staatsoper 1896-2009 (2 Bd.), Wiener Staatsoper 2009
  • Deutsches Theaterlexikon 1992
  • Riemann 1929, 1959
  • Alma Maria Mahler [Hg.]: Gustav Mahler Briefe 1879-1911. Berlin 1924
  • Michael Jahn: Von Martha bis Daphne (Schriften zur Wiener Operngeschichte 1), Wien 2005
  • Clemens Höslinger: Zur Vorgeschichte der Wiener "Jenůfa"-Premiere. In: Österreichische Musikzeitung 1972, S. 408-417
  • Franz Hadamowsky: 100 Jahre Wiener Oper am Ring. Jubiläumsausstellung in der Hofburg, 17. Mai 1969 bis 28. September 1969
  • Rudolf Klein: Richard Strauss an Hugo Reichenberger. Ein unbekannter Brief des Meisters. In: Österreichische Musikzeitschrift, 24. Jg., Heft 5/6, S. 296-299
  • Felix Weingartner: Lebenserinnerungen. Leipzig und Zürich 1929
  • Franz Grasberger: Richard Strauss und die Wiener Oper. Tutzing: Schneider 1969
  • Carmen Ottner (Hg.): Oper in Wien 1900-1925, Symposion 1989. Wien: 1991 (Studien zu Franz Schmidt, IX)
  • Peter Krakauer: Felix Weingartner als Direktor der Wiener Oper 1908 bis 1911 und 1935/1936, Wien 1981
  • Susanne Rode-Breymann: Die Wiener Staatsoper in den Zwischenkriegsjahren. Tutzing: Schneider 1994

Weblinks