Hirschenhaus (1)

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Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von
Datum bis 1840
Andere Bezeichnung "Zum goldenen Hirschen"
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Zum goldenen Hirschen (Apotheke)
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner Bartholomäus Schlezer
PageID 15959
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser
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Letzte Änderung am 17.02.2023 durch WIEN1.lanm08uns
  • 1., Graben 17-21
  • Nr.: 570 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1840)
  • Nr.: 584 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 610 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)


Hirschenhaus (1., Konskriptionsnummer 570. "Zum goldenen Hirschen"; 1., Graben, heute Straßengrund zwischen den Häusern Nummer 17 und 21).

Es stand mit dem Schallenbergschen Haus (Konskriptionsnummer 569; zwischen Hirschenhaus und Kohlmarkt gelegen, jedoch nach Süden etwas vorragend, sodass vom Graben aus seine charakteristischen Rondellen ["Rondellenhaus"] zu sehen waren) zwischen dem späteren Sparkassengebäude (Nummer 21) und den gegenüberliegenden Häusern am Graben (Konskriptionsnummer 1145 und 1146). Der Block der beiden hintereinanderliegenden Häuser schloss den Graben nach Westen ab. Mit seinem Abbruch 1840 wurde die Umgestaltung des Grabens eingeleitet.

Geschichte des Hirschenhauses

Hier standen ursprünglich zwei Häuser, das eine davon war das Meter'sche Haus, Besitzer werden erstmals 1371 erwähnt.

Das andere Haus wurde 1383 erstmal erwähnt. Nach baldigem Verkauf, widmete es der neue Besitzer (Friedreich der Puecharctz, "Chorrherr der Allerheilgen Tumchirchen zu St. Stephan") im Dezember 1383 für die auf dem Gottesleichnamsaltar bei St. Stephan von ihm gestifteten vier Wochenmessen mit der Bestimmung, dass die Lehenschaft dieser Messen nach des Stifters Tode an Herzog Albrecht III., beziehungsweise an dessen Erben fallen solle.

Nach mehrmaligen Besitzerwechsel wurden 1501 beide Häuser in eines verbaut. 1555 wurde das Haus erweitert und erhielt wohl bereits ein sehr stattliches Aussehen (lässt sich aus der Preissteigerung erschließen: War das Haus A im Jahre 1498 lediglich 40 Pfund Wiener Pfennig wert, so verlangte man im Jahre 1574 bei einer Exekution (der vereinten Häuser A und B) bereits 1325 Pfund Wiener Pfennig!

1588 wurde es an den Apotheker Peter Schwab und dessen Frau Katharina verkauft, der dort seine Apotheke mit dem Schildnamen "Zum goldenen Hirschen" eröffnete. Späterer Besitzer war der berühmte und hoch gerühmte Apotheker Bartholomäus Schlezer. 1720 wurde das Haus erneut umgebaut und vergrößert. An der Front des Hirschenhauses waren in diesen Jahren stets die Gerüste zu den auf dem Graben stattfindenden Erbhuldigungsfeierlichkeiten aufgestellt.

Das Hirschenhaus, an dessen Nordseite das Paternostergassel verlief, wurde 1840 von der Stadt erworben und zwecks Erweiterung der Passage am Graben demoliert. Damit wurde die Umgestaltung des Grabens eingeleitet. Anlässlich des Abbruches stellte Salomon Freiherr von Rothschild der Gemeinde die Summe von 340.000 Gulden auf die Dauer von fünf Monaten "gratis" zur Verfügung und von da ab gegen drei prozentige Verzinsung darlehensweise. Für dieses "große Entgegenkommen" erhielt er als erster Jude das Wiener Bürgerrecht. Merkwürdigerweise hatten die Zeitgenossen (wie etwa Castelli, 1828) die beiden alten Häuser als "Schandfleck" empfunden. Der Abbruch war dennoch ein so bedeutendes Ereignis, dass darüber das Theaterstück: "Das verschwundene Haus am Graben" geschrieben wurde. Die Apotheke "Zum goldenen Hirschen" die über 200 Jahre dort ihren Standort hatte, wurde kurz vor dem Abbruch des Hauses auf den Kohlmarkt 11 (Großes Michaelerhaus) verlegt.

Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre

Literatur

  • Felix Czeike: Der Graben. Wien [u.a.]: Zsolnay 1972 (Wiener Geschichtsbücher, 10), S. 77 ff.
  • Felix Czeike: Die Apotheke "Zum goldenen Hirschen". In: Wiener Geschichtsblätter Band 30. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1975, S. XXI
  • Gerhard Robert Walter von Coeckelberghe-Dützele: Curiositäten- und Memorabilien-Lexicon von Wien. Ein belehrendes und unterhaltendes Nachschlag- und Lesebuch in anekdotischer, artistischer, biographischer, geschichtlicher, legendarischer, pittoresker, romantischer und topographischer Beziehung. Wien: [o. V.] 1846, S. 42
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 355
  • Johann Evangelist Schlager: Wiener-Skizzen aus dem Mittelalter, Neue Folge Band 2. Wien 1842, S. 329 ff.
  • Leopold Hochberger / Joseph Noggler: Geschichte der Wiener Apotheken. Wien: Verlag des Wiener Apotheker-Hauptgremiums 1917-1919, S. 15 ff.
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 1, 1. Teil. Wien ²1951 (Manuskript im WStLA), S. 104-107
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 109, 116, 192, 606