Hilde Firtel

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Daten zur Person
Personenname Firtel, Hilde
Abweichende Namensform Firtel, Hildegard Louise
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 50521
GND
Wikidata
Geburtsdatum 23. Juli 1910
Geburtsort Wien
Sterbedatum 2. Dezember 1991
Sterbeort Frankfurt am Main
Beruf Dirigentin, Autorin, Übersetzerin, Komponistin, Pianistin, Dirigentin, Autorin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle
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Recherche
Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
  • 4., Johann-Strauß-Gasse 24 (Wohnadresse)
  • 4., Blechturmgasse 12 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Hilde Firtel, * 23. Juli 1910 Wien, † 2. Dezember 1991 Frankfurt am Main, Pianistin, Komponistin, Dirigentin, Autorin, Übersetzerin.

Biografie

Hilde Firtel wurde im Juli 1910 in eine jüdische Familie des gehobenen Bürgertums hineingeboren und verbrachte ihre Kindheit und Jugend im 4. Bezirk. Ihre musisch interessierten Eltern Rudolf und Roze Firtel förderten schon früh die musikalische Ausbildung ihrer Tochter, die bereits als 5-Jährige Klavierunterricht erhielt.

Hilde Firtel war Schülerin eines Gymnasiums und besuchte parallel dazu an der Akademie für Musik und darstellende Kunst die Vorschulklassen für Klavier bei Norbert Kahrer. Von 1926 bis 1934 belegte sie die Fächer Harmonielehre, Kontrapunkt und Komposition, Klavier, Kammermusik und Partiturspiel bei verschiedenen Lehrern. Um 1926 entstanden ihre ersten Kompositionsversuche, die sie ihrem Vater widmete. Nachdem sie 1931 die Reifeprüfungen in Klavier und Komposition abgelegt hatte, studierte sie das Kapellmeisterfach und Komposition.

Nun wandte sich Hilde Firtel verstärkt dem Dirigieren zu. Obwohl das im zeitgenössischen Kontext für Frauen ein eher ungewöhnliches Betätigungsfeld war, wurden ihre ersten öffentlichen Auftritte als Dirigentin von der Presse durchaus positiv aufgenommen. Im Mai 1933, anlässlich von Johannes Brahms 100. Geburtstag, dirigierte die 23-Jährige Brahms 2. Symphonie in D-Dur mit dem "Frauen-Symphonie-Orchester" im Großen Musikvereinssaal. Ebenfalls dort fand das Abschlusskonzert ihrer Kapellmeisterausbildung im Juni desselben Jahres statt.

Aufgrund der zunehmend schwieriger werdenden wirtschaftlichen Lage und einer Erkrankung ihres Vaters war es Hilde Firtel nicht möglich, den eingeschlagenen Pfad fortzusetzen. Um ihre Familie finanziell unterstützen zu können, wechselte sie als Pianistin in den finanziell lukrativeren Bereich des Varieté und tourte mit verschiedenen Revue- und Varieté-Gruppen durch Europa. Um das Jahr 1936/1937 arbeitete sie noch an einer Oper, die den Titel "Arajia" tragen sollte. Es ist unklar, ob das Werk fertiggestellt wurde, es gilt als verschollen. Kurz darauf beendet sie ihr kompositorisches Schaffen.

1937 ging sie nach Mailand, wo sie zunächst als Hauslehrerin Deutsch und Französisch unterrichtete, später als Sekretärin in einer Arzneimittelfabrik arbeitete. Nach dem Anschluss Österreichs konnte sie nicht mehr nach Wien zurückkehren, musste allerdings auch Italien verlassen, da sie als "kommunistische Agentin" denunziert worden war. Sie kam nach Manchester, wo sie anfangs wiederum in einem Haushalt arbeitete, wenige Jahre später aber als Journalistin und Übersetzerin in der Nachrichtenübermittlung tätig wurde.

Während ihrer Zeit in England kam sie mit der "Legio Mariae" in Kontakt, einer katholischen Laienorganisation, die 1921 in Dublin gegründet worden war. Hilde Firtel, die vermutlich bereits 1937 in Mailand zum Katholizismus konvertiert war, setzte sich in den folgenden Jahren intensiv für diese Organisation ein. Als Dolmetscherin in der amerikanischen Armee angestellt, wurde sie 1944 in Deutschland stationiert, wo sie die "Legio Mariae" in Deutschland aufbaute. 1952 trat sie aus der amerikanischen Armee aus, 1957 legte sie alle Funktionen in der "Legio Mariae" zurück.

In den 1950er und 1960er Jahren war sie primär als Schriftstellerin aktiv. Neben autobiographisch geprägten Werken wie "Musik des Schweigens" oder "Gesandtin ohne Diplomatenpass" verfasste sie vor allem Bücher religiösen Inhalts, darunter viele Biographien von Heiligen, und übersetzte theologische Literatur ins Deutsche.

Die meisten ihrer Kompositionen gelten heute als verschollen, einige Stücke hält das Archiv Frauen und Musik in Frankfurt am Main.

Literatur

  • Ilse Korotin (Hg.): biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 1. Wien / Köln/ Weimar: Böhlau Verlag 2016, S. 824 f.
  • Elke Krasny: Stadt und Frauen. Eine andere Topographie von Wien. Wien: Metroverlag 2008, S. 67
  • Eva Marx / Gerlinde Haas: 210 österreichische Komponistinnen. Vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Ein Lexikon. Wien: Residenz Verlag 2001, S. 136−139

Weblinks