Herwig Wolfram

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Herwig Wolfram auf Exkursion mit dem 60. Ausbildungslehrgang des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung im Oktober 1993 in Slowenien/Friaul
Daten zur Person
Personenname Wolfram, Herwig
Abweichende Namensform
Titel emer. o. Univ.-Prof., Dr.phil.
Geschlecht männlich
PageID 40009
GND 121867765
Wikidata Q78997
Geburtsdatum 14. Februar 1934
Geburtsort Wien
Sterbedatum
Sterbeort
Beruf Historiker
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage
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Letzte Änderung am 14.02.2024 durch WIEN1.lanm08trj
Bildname Herwig_Wolfram.jpg
Bildunterschrift Herwig Wolfram auf Exkursion mit dem 60. Ausbildungslehrgang des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung im Oktober 1993 in Slowenien/Friaul

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Delegierter im Beirat der Forschungsstelle für Geschichte des Mittelalters der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) )
  • Obmann des Kuratoriums des Instituts für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit der ÖAW )
  • Professor für Mittelalterliche Geschichte und Historische Hilfswissenschaften an der Universität Wien (1969)
  • Vorstand des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung der Universität Wien (1983 bis 2002)
  • Dekan der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien (1981 bis 1983)
  • Wirkliches Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) (1985)
  • Universitätsassistent am Historischen Institut der Universität Wien (1959)
  • Ordentlicher Universitätsprofessor an der Universität Wien (1971)
  • Korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien (1976)
  • Korrespondierendes Mitglied der Monumenta Germaniae Historica )
  • Korrespondierendes Mitglied Britisch Academy )
  • Korrespondierendes Mitglied der Royal Historical Society )
  • Korrespondierendes Mitglied der Medieval Academy of America )

  • Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (Verleihung: 2000)


Herwig Wolfram, * 14. Februar 1934 Wien, Historiker, emeritierter Professor für mittelalterliche Geschichte und historische Hilfswissenschaften der Universität Wien sowie Direktor a. D. des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. International bekannt wurde Wolfram vor allem mit seinen Arbeiten zur frühmittelalterlichen Ethnogenese.

Biographie

Herwig Wolfram studierte von 1952 bis 1957 an der Universität Wien die Fächer Geschichte und Latein. 1957 wurde er zum Dr. phil. promoviert. Von 1959 bis 1961 war Wolfram Universitätsassistent am Historischen Institut der Universität Wien und 1962 bis 1969 am Institut für Österreichische Geschichtsforschung. Im November 1966 erfolgte seine Habilitation an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien. Im Studienjahr 1968/1969 war er Gastprofessor an der University of California at Los Angeles (UCLA), wo er sich insbesondere dem 1938 aus Wien vertriebenen Angehörigen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Gerhart Ladner, verbunden fühlte. Wolfram lehrte vom Wintersemester 1969/1970 bis zu seiner Emeritierung zum 1. Oktober 2002 als ordentlicher Professor für mittelalterliche Geschichte und historische Hilfswissenschaften an der Universität Wien. Von 1983 bis 2002 war er Direktor des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung.

Prägungen

Prägend wirkte auf ihn sein väterlicher Freund und Vorgänger als Direktor des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Heinrich Fichtenau. Nachhaltig beeindruckte Wolfram Fichtenaus 1949 erschienenes „Das karolingische Imperium“[1] sowie "Stammesbildung und Verfassung" von Reinhard Wenskus.[2] Fichtenaus Buch räumte als erstes, nach dem Zweiten Weltkrieg von einem österreichischen Historiker verfasstes und international anerkanntes Werk, mit nationalistischen und überholten Ansätzen auf. Wenskus wies nach, dass die Völker der Völkerwanderungszeit nicht durch objektive Kriterien definiert waren, sondern durch das Zugehörigkeitsbewusstsein. Ebenso einflussreich auf ihn waren die Schriften Gerhart Ladners, in erster Linie sein Buch „The Idea of Reform.“[3] Wolframs verdienstvolle historisch-hilfswissenschaftliche Arbeiten, in denen er unter anderem politische Ideen in Urkundentexten aufspürte[4], fanden Anregung in Heinrich Fichtenaus 1957 erschienenem Werk "Arenga".[5]

Forschungsschwerpunkte

Wolfram forscht zur Geschichte insbesondere des Früh- aber auch Hochmittelalters, zu historischen Hilfswissenschaften und Diplomatik. Einen Schwerpunkt bildet die frühmittelalterliche Geschichte des Ostalpen- und Donauraums. Die Frühgeschichte Salzburgs und seiner Quellen beschäftigten ihn immer wieder und ließen ihn wichtige Werke hervor bringen.[6] In seiner Zeit als Direktor des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung erwarb er sich besondere Verdienste durch die Herausgabe einer 15-bändigen Geschichte Österreichs im Zeitraum von 1994 bis 2006/2013. Deren erster Band, „Grenzen und Räume“, behandelt die Geschichte des österreichischen Gebiets von der Spätantike bis 900 und wurde von ihm selbst verfasst.[7] Die Umgestaltung der römischen Welt sowie die Entstehung der europäischen Völker und ihre Gründungsmythen nehmen einen zentralen Platz in seinen Forschungen ein. Er legte eine Vielzahl von Studien zur Ethnogenese vor. Das Ziel seiner Recherchen ist stets: „Nach einer hilfswissenschaftlich und quellenkritisch sauberen Analyse der Texte soll möglichst ein Buch die Forschungsergebnisse vermitteln.“[8] Sein 1979 vorgelegtes, in zahlreiche Sprachen übersetztes Werk über die Goten ist ein Standardwerk.[9] Wolfram versteht die Beschäftigung mit Ethnogenese selbst auch als Auseinandersetzung und Antwort auf die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs. In der internationalen Forschung wurde er erstmals bekannt mit dem Aufsatz „The Shaping of the Early Medieval Kingdom“, der die Zeitschrift „Viator“ 1970 (mit)initiierte, sowie durch zahlreiche Übersetzungen seiner Bücher.[10]

Wolfram trat mit Biographien von Persönlichkeiten des Mittelalters hervor, im Jahr 2000 mit einer zu Kaiser Konrad II.[11] und 2016 zu Bayernherzog Tassilo III.[12] 2024 wird eine biografische Darstellung Herzog Arnulfs von Kärnten erscheinen. Er ist zudem Herausgeber der Buchreihe „Frühe Völker“ im Verlag C. H. Beck.

Mitgliedschaften

Herwig Wolfram ist wirkliches Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, korrespondierendes Mitglied der Monumenta Germaniae Historica (MGH), der Medieval Academy of America, der British Academy und der Royal Historical Society sowie Träger des Österreichischen Ehrenzeichens für Wissenschaft und Kunst (2000). 2011 wurde Wolfram mit dem Kardinal-Innitzer-Preis ausgezeichnet.

Werke

Schriftenverzeichnis Herwig Wolframs auf der Webpage der Universität Wien

Literatur

  • John Eldevik / Christoph Sonnlechner: An Interview with Herwig Wolfram. In: Comitatus. A Journal of Medieval and Renaissance Studies UCLA: CMRS Center for Early Global Studies 34 (2003), S. 187-195
  • Pavlína Rychterová / Gábor Klaniczay / Paweł Kras / Walter Pohl [Eds.]: Times of Upheaval. Four Medievalists in Twentieth-Century Europe. Conversations with Jerzy Kłoczowski, János M. Bak, František Šmahel and Herwig Wolfram. Budapest/New York: CEUPress 2019

Weblinks

Referenzen

  1. Heinrich Fichtenau: Das karolingische Imperium. Soziale und geistige Problematik eines Großreiches. Zürich: Fretz & Wasmuth 1949 (englisch unter dem Titel The Carolingian Empire. The Age of Charlemagne. Übersetzt von Peter Munz. Toronto, London 1957).
  2. Reinhard Wenskus: Stammesbildung und Verfassung. Das Werden der frühmittelalterlichen gentes. Köln [u.a.]: Böhlau 1961.
  3. Gerhart B. Ladner: The Idea of Reform: Its Impact on Christian Thought and Action in the Age of the Fathers. Cambridge: Harvard University Press 1959; zu den prägenden Historikern siehe auch John Eldevik / Christoph Sonnlechner: An Interview with Herwig Wolfram. In: Comitatus. A Journal of Medieval and Renaissance Studies UCLA: CMRS Center for Early Global Studies 34 (2003), S. 187-195. Darin erwähnt Wolfram auch, dass "Otto Brunner: Adeliges Landleben und europäischer Geist. Leben und Werk Wolf Helmhards von Hohberg 1612–1688. Salzburg: O. Müller 1949" großen Eindruck auf ihn gemacht habe.
  4. Es sei hier insbesondere auf die Intitulatio-Bände Wolframs verwiesen: Intitulatio I, Wien 1967, und II, Wien 1972, sowie gemeinsam mit Anton Scharer Intitulatio III, Wien 1988
  5. Heinrich Fichtenau: Arenga. Spätantike und Mittelalter im Spiegel von Urkundenformeln. Graz: 1957
  6. Beispielhaft sei erwähnt: Herwig Wolfram: Salzburg, Bayern, Österreich. Die Conversio Bagoariorum et Carantanorum und die Quellen ihrer Zeit. München: Oldenbourg Wissenschaftsverlag 1995 ((Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Ergänzungsband 31).
  7. Herwig Wolfram: Grenzen und Räume. Geschichte Österreichs vor seiner Entstehung. 378-907. Wien: Ueberreuter 1995.
  8. Herwig Wolfram: "Forschungsschwerpunkte" auf der Website des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung.
  9. Herwig Wolfram: Geschichte der Goten. Entwurf einer historischen Ethnographie. München: C. H. Beck 1979, 21980, unter dem Titel: Die Goten. Von den Anfängen bis zur Mitte des sechsten Jahrhunderts. 3. und 4. und 5. Auflage (1990/2001/2009), Italienische, amerikanische, französische und russische Übersetzungen. Überarbeitet und gekürzt als Beck’sche Sonderausgabe. München 1983.
  10. Herwig Wolfram: The Shaping of the Early Medieval Kingdom. In: Viator 1 (1970), S. 1-20.
  11. Herwig Wolfram: Konrad II. (990-1039). Kaiser dreier Reiche. München: C.H. Beck 2000.
  12. Herwig Wolfram: Tassilo III. Höchster Fürst und niedrigster Mönch. Salzburg: Friedrich Pustet 2016.