Hermine Heller-Ostersetzer
Hermine Ostersetzer, * 23. Juli 1874 Wien, † 8. März 1909 Grimmenstein, Malerin, Grafikerin.
Biografie
Hermine Ostersetzer wurde in eine aufgeklärte jüdische Familie hineingeboren. Ihr Vater Adolf Ostersetzer war 1861 von Galizien nach Wien ausgewandert, um hier eine Papierwarenfabrik zu gründen; ihre Mutter Marie (geb. Juster) stammt ursprünglich aus der Ukraine. Hermine wuchs mit vier Geschwistern in Wien auf.
Schon bald wurde ihr künstlerisches Talent erkannt und von ihren Eltern gefördert. Den ersten professionellen Zeichenunterricht erhielt das Mädchen von Joseph Eugen Hörwarter in einem Kurs an der Höhere Graphische Lehr- und Versuchsanstalt, ab 1897 studierte sie an der Kunstgewerbeschule bei Felician Myrbach von Rheinfeld und Karl Karger. Einige ihrer Arbeiten waren 1900 auf der Weltausstellung in Paris zu sehen.
Im Jahr 1901 heiratete Hermine Ostersetzer den sozialdemokratisch orientierten Buchhändler und Verleger Hugo Heller und nannte sich fortan Hermine Heller-Obersetzer. Die beiden Söhne des Paares, Thomas Friedrich, der später Buchhändler und Antiquar wurde, und der spätere Schriftsteller Peter Heller wurden 1902 bzw. 1905 geboren.
Als Hugo Heller 1902 berufsbedingt nach Baden-Württemberg ging, folgte ihm Hermine und setzte ihre Ausbildung bei Leopold von Kalckreuth an der Akademie der bildenden Künste in Stuttgart fort. Hier beschäftigte sie sich vor allem mit Portraits- und Landschaftsmalerei. Auf die Empfehlung ihres Lehrers wurde Hermine Heller-Ostersetzer in den Deutschen Künstlerbund aufgenommen. Zu ihren Freundinnen zählte Käthe Kollwitz.
1904 kehrte die Familie nach Wien zurück. Viele ihrer grafischen Arbeiten sind sozialkritisch motiviert. So zeigt die Künstlerin im Zyklus "Das Leben der Armen ist bittrer als der Reichen Tod" Menschen, die sich mit Schnee Schaufeln, Steine Klopfen und Kohle Sammeln ihren beschiedenen Lebensunterhalt verdienen. In ihren Gemälden zeigte sie weibliche Lebenswelten. Ihr Oeuvre umfasst aber ebenso Landschaftsstudien und Akte. Außerdem arbeitete die Künstlerin als Illustratorin für die "Wiener Mode" und für sozialdemokratische Zeitungen wie die "Arbeiterinnen-Zeitung" und die "Neuen Glühlichter", gestaltete Buchcovers, Exlibris, Druckschriften für Maifeiern und Kinderbücher.
In Wien stellte Hermine Heller-Ostersetzer in der Secession und in der Galerie Mithke aus. Hermine Ostersetzer starb im Alter von nur 34 Jahren an den Folgen einer Tuberkuloseerkrankung in einer Lungenheilstätte bei Grimmenstein, Niederösterreich. Sie wurde in Gotha beigesetzt.
Quelle
- Wienbibliothek im Rathaus / Tagblattarchiv: Personenmappe Hermine Ostersetzer [Sign. TP-037117]
Literatur
- Sabine Fuchs: Hugo Heller (1870 – 1923). Buchhändler und Verleger in Wien. Eine Monografie. Dipl.-Arb. Univ. Wien 2004
- Willibald Kranister [Hg.]: Hermine Ostersetzer. Malerin, Kämpferin, Frau. 1874 - 1909. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1988
- Volksblatt Magazin, 15.07.1988, S. 2 f.
- Aufbruch in das Jahrhundert der Frau? Rosa Mayreder und der Feminismus in Wien um 1900. 21. September bis 21. Jänner 1990. [Wien]: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1989 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 125), S. 218
Hermine Heller-Ostersetzer im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.