Herbert Eisenreich

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Daten zur Person
Personenname Eisenreich, Herbert
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 12086
GND 118921541
Wikidata Q112940
Geburtsdatum 7. Februar 1925
Geburtsort Linz, Oberösterreich
Sterbedatum 6. Juni 1986
Sterbeort Wien
Beruf Beamter, Schriftsteller
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum 18. August 1986
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 40, Nummer 129
Ehrengrab ehrenhalber gewidmetes Grab

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Österreichischer Staatspreis für Literatur (Verleihung: 1958)
  • Anton-Wildgans-Preis (Übernahme: 24. Juni 1970)
  • Peter Altenberg-Preis (Übernahme: 13. Juli 1984)
  • Franz-Theodor-Csokor-Preis (Übernahme: 12. März 1985)
  • Franz-Kafka-Preis (Verleihung: 1985)
  • Goldenes Ehrenzeichen für Vertdienste um das Land Wien (Verleihung: 13. August 1985, Übernahme: 3. September 1985)
  • Theodor-Körner-Preis für Literatur (Verleihung: 1956)


Herbert Eisenreich, * 7. Februar 1925 Linz, Oberösterreich, † 6. Juni 1986 Wien (Zentralfriedhof, Ehrenhain Gruppe 40, Grabstein von Oskar Bottoli), Beamter, Schriftsteller.

Biographie

Herbert Eisenreich war der Sohn des Bankangestellten Josef Eisenreich und dessen Frau Elisabeth (geborene. Wurz). Seine Schwestern Mechthilde und Brigitta wurden 1927 bzw. 1928 geboren. Nach dem Besuch der Volksschule erhielt Eisenreich einen Platz an der Bundeserziehungsanstalt in Wien-Breitensee, die nach dem sogenannten “Anschluss“ Österreichs allerdings in eine Napola umgewandelt wurde, weshalb ihn seine Mutter, die sich nach dem frühen Tod des Vaters im Jahr 1931 allein um die Erziehung ihrer Kinder kümmern musste, von der Schule nahm – Eisenreich wechselte in ein Linzer Realgymnasium. Dieser Wechsel freilich sollte für seinen weiteren Lebensweg von großer Bedeutung sein, denn sein Deutschlehrer war Dichter Ernst Jirgal, der den schriftstellerisch schon früh äußerst ambitionierten Eisenreich stets förderte.

1943 wurde der Schüler zur Wehrmacht eingezogen und von der Waffen-SS aufgenommen. Dabei handelte es sich um die 17. SS-Panzergrenadier-Division “Götz von Berlichingen“, die Anfang 1944 als Reserve nach Südfrankreich verlegt wurde und nach der Invasion der Alliierten in Nordfrankreich (Normandie, Großraum Paris, Lothringen) kämpfte. Nach dem Fall der Festung Metz im Herbst 1944 zog sich die Einheit an die (alte) deutsche Grenze zurück und blieb bis Februar 1945 im Saargebiet. Darauf folgte der Rückzug über Baden und Nordwürttemberg bis Bayern. Der SS-Division werden Misshandlungen von Zivilisten und Erschießungen von KZ-Häftlingen in Ellwangen zur Last gelegt. Am Massaker von Maillé (25. August 1944) soll das Feldersatz-Bataillon der 17. SS-Panzergrenadier-Division beteiligt gewesen sein – eine Untereinheit, der Eisenreich nicht angehörte. Eisenreich selbst schrieb 1966 über seinen Kriegseinsatz an Friedrich Torberg: “Ich war weder Kriegs-Held noch KZ-Schlächter, weder NS-Bonze noch Widerstandskämpfer“ (Brief an Friedrich Torberg, 7.3.1966). Dieser riet seinem Schriftstellerkollegen übrigens davon ab, die Zeit bei der Waffen-SS publik zu machen und fügte an: “Dass Sie bei der Waffen-SS waren, ist mir ebenso neu wie wurscht, weil ich sie kenne und weil ich weiss, woran ich mit Ihnen bin“ (Brief an Helmut Eisenreich, 9.3.1966).

Nach der Rückkehr aus kurzer Kriegsgefangenschaft holte Eisenreich seine Matura nach und begann ein Studium der Germanistik und klassischen Philologie, das er jedoch nicht zu Ende führte. Von Heimito von Doderer und Albert Paris Gütersloh beeinflusst, schrieb er Lyrik, Prosa (Romane, Erzählungen, Essays) und Hörspiele, war Mitarbeiter des ORF und Kulturredakteur, arbeitete aber auch für ausländische Rundfunkstationen wie den NWDR in Hamburg und den SDR in Stuttgart. 1967 ließ er sich in Wien nieder. Seine literarische Stärke lag auf dem Gebiet der Erzählung und der Kurzgeschichte, doch schrieb er auch Gedichte, Essays und Sachbücher; am Ende seines Lebens arbeitete er an einem umfangreichen Roman (Torso "Die abgelegte Zeit", 1985). Er errang als zeitgenössischer Erzähler große Bedeutung und wurde durch Übersetzungen seiner Werke auch im Ausland bekannt.

Quellen

  • Österreichischen Staatsarchiv/Archiv der Republik: Wehrstammbuch von Hubert Christoph Eisenreich
  • Wienbibliothek im Rathaus/Handschriftensammlung: Nachlass Torberg (ZPH 588), Archivbox 6/4
  • Gutachten der Wienbibliothek im Rathaus für die Magistratsabteilung 7 – Kultur, 05.09.2012 (MA 9 - 80/2012)

Literatur

  • Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963 (auch Nachtrag)
  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien: Ueberreuter 1992
  • Helmut Salfinger: Herbert Eisenreich. In: Alois Zauner [u.a.] [Hg.]: Oberösterreicher. Lebensbilder zur Geschichte Oberösterreichs. Band 6. Linz: Oberösterreichisches Landesarchiv 1988, S. 159 ff.
  • Hans F. Prokop: Österreichisches Literaturhandbuch. Wien [u.a.]: Jugend und Volk 1974
  • Wiener Zeitung, 15.02.1985, 07.06.1986
  • Karl F. Stock / Rudolf Heilinger / Marylène Stock: Personalbibliographien österreichischer Dichter und Schriftsteller von den Anfängen bis zur Gegenwart. Pullach bei München: Verlag Dokumentation 1972
  • Marcel Atze: „Einen, der Unfassbares verübt, kann man nicht fassen.“ Friedrich Torberg und die justizielle Aufarbeitung nationalsozialistischer Gewaltverbrechen. In: Marcel Atze/Marcus G. Patka (Hg.): „Die Gefahren der Vielseitigkeit.“ Friedrich Torberg 1908-1979. Wien: Holzhausen 2008 (Wiener Persönlichkeiten 6), S. 181-197

Weblinks