Harry Glück

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Daten zur Person
Personenname Glück, Harry
Abweichende Namensform
Titel Dipl. Ing., Dr. techn.
Geschlecht männlich
PageID 35498
GND 172115167
Wikidata Q1586518
Geburtsdatum 20. Februar 1925
Geburtsort Wien
Sterbedatum 13. Dezember 2016
Sterbeort Wien
Beruf Architekt
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage, Gedenktage-GW
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Recherche
Letzte Änderung am 15.04.2024 durch WIEN1.lanm09kka
Begräbnisdatum
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 40, Nummer 200
Ehrengrab ehrenhalber gewidmetes Grab

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (Verleihung: 21. Oktober 2014, Übernahme: 26. Jänner 2015)

Harry Glück, * 20. Februar 1925 Wien, † 13. Dezember 2016, Architekt.

Biographie

Harry Glück wuchs als Sohn eines Bankbeamten und einer Schneiderin im 7. Bezirk auf. Nach der Kriegsmatura wurde er als Tankwagenfahrer zum Krieg eingezogen. Harry Glücks beruflicher Werdegang begann nach dem Zweiten Weltkrieg mit einem Regie- und Bühnenbildstudium am Max-Reinhardt-Seminar in Wien. Zehn Jahre lang übte er an vielen österreichischen, deutschen und Schweizer Theatern den Beruf des Bühnenbildners aus; einmal, bei Ödön von Horváths "Glaube Liebe Hoffnung" mit Hugo Gottschlich und Kurt Sowinetz, führte er im Theater im Konzerthaus Regie. Parallel dazu arbeitete er auch als Kulissenmaler in den Wiener Rosenhügel-Studios. Erst während dieser Zeit startete seine zweite Karriere, indem er an der Technischen Hochschule Wien ein Architekturstudium aufnahm (Diplom 1960). Später schloss er ein Studium an der Technischen Universität Innsbruck an, das er mit der Dissertation "Höherwertige Alternativen im Massenwohnbau durch wirtschaftliche Planungs- und Konstruktionskonzepte" (1982) abschloss.

Harry Glück eröffnete 1966 ein eigenes Architekturbüro in Wien. In seinen ersten Jahren als freier Architekt plante er zusammen mit seinem Jugendfreund Carl Auböck eine Siedlung in Kaltenleutgeben (1967-1980) und eine Siedlung am Wolfersberg (1968/1969). Ab 1976 führte er sein Büro als "Harry Glück & Partner" (unter anderem mit Peter Leibetseder, Thadeusz Spychala, Norbert Neyer); neben Wohnanlagen wurden von den oft über 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Büro- und Geschäftsbauten, Bank- und Verwaltungsgebäude, Hotels und Seniorenheime, Kindergärten und Schulen realisiert. En wichtiger Partner wurde ihm Werner Höfer, der mit ihm bei mehreren Großprojekten der GESIBA eng kooperierte. Im Lauf seiner fünf Jahrzehnte währenden Berufstätigkeit realisierte Harry Glück 18.000 Wohnungen, davon 16.000 in Wien. Am bekanntesten, weil weithin sichtbar, wurde sicherlich der Wohnpark Alt-Erlaa für 10.000 Bewohnerinnen und Bewohner. Glücks Kennzeichen waren die Terrassenbauten (neben Alterlaa etwa die Anlagen in der Inzersdorfer Straße, Hadikgasse, Maderspergerstraße, Otto-Probst-Straße oder der Heinz-Nittel-Hof), obwohl diese nur 40 Prozent seiner Projekte ausmachten. Weniger Aufmerksamkeit bekamen seine kleineren Wohnsiedlungen in den westlichen Außenbezirken sowie seine Projekte von autoverkehrsfreien Siedlungen im verdichteten Flachbau (zum Beispiel die in zwei Etappen erbaute Verdi-Siedlung im Süden Wiens), die als ressourcenschonende Alternativen zum freistehenden Einfamilienhaus verstanden wurden.

Glücks Bauten zeigten bereits sein starkes Interesse an einer Weiterentwicklung des sozialen Wohnbaus. Charakteristisch für sein Anliegen war die Schaffung einer höheren Wohnqualität durch Terrassen für die Einzelwohnungen. Die Verdichtung des Bauvolumens machte die Anlage von vielfach nutzbaren Grünräumen möglich. Gleichzeitig war ihm an den Freizeit- und Gemeinschaftseinrichtungen sehr gelegen , wobei die Dachschwimmbäder eine Weltneuheit im sozialen Wohnbau darstellten. Diese Einrichtungen trugen ihm den Vorwurf ein, luxuriöse Mittelschichtsrefugien zu schaffen. Der Architekt und die Bauträger konnten allerdings darauf verweisen, dass seine Projekte durch die Gebäudekonstruktionen ökonomisch ausgesprochen günstig waren.

In einer Ausstellung im Museum des 20. Jahrhunderts konnte er bereits 1975 seine Vision von "Alternativen im Sozialen Wohnbau" auch theoretisch untermauern und als Gradmesser seiner geglückten Siedlungen die Ergebnisse der regelmäßig durchgeführten Befragungen zur Wohnzufriedenheit anführen. Trotzdem oder gerade deswegen wollte in den 1970er und 1980er Jahren die Kritik an seinem pragmatischen Funktionalismus als Absage an die Architektur als Baukunst nicht verstummen. Allerdings änderte sich in den folgenden Jahrzehnten die Beurteilung wieder. So publizierte 2014 Reinhard Seiß einen opulenten Bildband, um sowohl die Ästhetik von Glücks Bauten als auch seine "Erkenntnisse für einen humaneren und zukunftstauglicheren Wohnbau" zu würdigen.

Literatur

Weblinks