Hans Arnold Schwer

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Daten zur Person
Personenname Schwer, Hans Arnold
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 15169
GND 117419524
Wikidata Q55675346
Geburtsdatum 18. Mai 1856
Geburtsort Chrostau (Mähren)
Sterbedatum 19. Juli 1931
Sterbeort Wien 4066009-6
Beruf Journalist, Kommunalpolitiker, Zeitungseigentümer, Schriftsteller
Parteizugehörigkeit Christlichsoziale Partei
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus, Wiener Stadt- und Landesarchiv
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, POLAR, Gedenktage-NG
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Recherche
Letzte Änderung am 17.11.2023 durch WIEN1.lanm09krs
Begräbnisdatum 22. Juli 1931
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 15 F, Reihe 1, Nummer 12 A
  • 8., Josefstädter Straße 80/2 (Sterbeadresse)
  • 8., Kochgasse 9 (Wohnadresse)
  • 8., Lerchengasse 36 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien (1900, bis: 1918)
  • Stadtrat (5. Juli 1907, bis: 3. Dezember 1918)
  • Provisorischer Stadtrat (3. Dezember 1918, bis: 22. Mai 1919)

  • Bürger der Stadt Wien (Verleihung: 3. April 1919)
  • Ritter des königlich preußischen Kronen-Ordens dritter Klasse
  • Ritter erster Klasse des anhaltischen Albrecht-Ordens
  • Ehrenzeichen vom Roten Kreuz zweiter Klasse mit der Kriegsdekoration
  • Ritter des Franz Josef-Ordens


Hans Arnold Schwer, * 18. Mai 1856 Chrostau (Mähren), † 19. Juli 1931 Wien, Redakteur, Schriftsteller, Zeitungseigentümer, Kommunalpolitiker.

Biografie

Hans Arnold Schwer wurde im mährischen Chrostau (Chrastavec) geboren. Wann er nach Wien kam, ist nicht bekannt. Mit seiner Ehefrau Stephanie Schwer, geborene Greilinger, hatte er mehrere Kinder.

Ab 1884 ist seine journalistische Karriere bei der "Morgenpost" belegt, später war er Redakteur des "Illustrierten Wiener Volksblatts" und gehörte mehr als 25 Jahre lang der Redaktion des "Deutschen Volksblatts" an, das von 1889 bis 1922 erschien und als das bedeutendste deutschnational-antisemitische Organ in Österreich gilt. Hans Arnold Schwer fungierte auch als Herausgeber bzw. Eigentümer mehrerer christlichsozialer, antisemitischer Blätter, wie etwa "Der Volksfreund", "Mödlinger Bezirksnachrichten" oder "Erste niederösterreichische Zeitung für Stadt und Land".

Hans Arnold Schwer war bekennender Antisemit, bediente sich antijüdischer Ressentiments und trug maßgeblich zu deren Verbreitung bei. Im Auftrag von Ernst Vergani, dem Mitbegründer und späteren Alleineigentümer des "Deutschen Volksblatts", reiste er 1899 nach Polná, wo sich ein aufsehenerregender Mord ereignet hatte, der als "Fall Hilsner" und als eine der letzten und spektakulärsten Ritualmordlegenden in die Geschichte eingehen sollte. Gedruckt bei Ernst Vergani & Comp. und im Eigenverlag erschienen, veröffentlichte Schwer 1900 eine Schrift mit dem Titel "Die Wahrheit über die Morde in Polna", die – so gibt das Vorwort Auskunft – dazu dienen sollte, die Aussagen Tomáš Masaryks, der die Legende des Ritualmords in Polná öffentlich verurteilt hatte, zu widerlegen und die "Wahrheit" publik zu machen. Der Mordfall und seine mediale Aufbereitung führten europaweit zu antisemitischen Hetzkampagnen und zu gewalttätigen Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung in Böhmen und Mähren.

Vereinzelt trat Hans Arnold Schwer auch als Verfasser von dramatischen Werken in Erscheinung. Belegt ist seine Autorenschaft für die "Sterzl-Burleske" (Selbstverlag, 1887), das fünfaktige Drama "Hansi" (Selbstverlag, o. J.) und das Volksstück "Der Dorflump von Dellach" (Musik: Karl Kappeller). Letzteres wurde 1900 im Kaiserjubiläums-Stadttheater, der heutigen Volksoper, zur Aufführung gebracht. Dem Kaiserjubiläums-Stadttheater, das von einer Gruppe antiliberaler und antisemitischer Politiker und Industrieller gegründet und ab 1898 von Adam Müller-Guttenbrunn geleitet wurde, war Hans Arnold Schwer besonders verbunden. 1899 gab er im Eigenverlag eine Schrift mit dem Titel "Die Künstlerschaft des Kaiserjubiläums-Stadttheaters" heraus. 1900 wurde er zudem in den Ausschuss des Kaiserjubiläums-Theatervereines gewählt.

Schwer, der politisch für die christlichsoziale Partei aktiv war, trat offen als "antisemitischer Candidat" auf. In seinem Wohnbezirk Josefstadt kandidierte er für den vierten Wahlkörper und war von 1900 bis 1918 Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien und fungierte ab 1907 unter Karl Lueger als Stadtrat für das Kunstreferat. Nach dem Ersten Weltkrieg war er bis 22. Mai 1919 Provisorischer Stadtrat. Jahrelang engagierte er sich also vor allem im kulturpolitischen Bereich. Schwer zählte zu den Mitbegründern des 1903 eröffneten Museum Vindobonense, dem späteren Römischen Museum der Stadt Wien. Auch war es Hans Arnold Schwer, der in der Gemeinderatssitzung vom 20. Februar 1903 den Antrag einbrachte, eine Kommission zur Errichtung eines Archivs für Wiener Musik durch die Gemeinde Wien einzusetzen. Aus diesem Archiv, das den städtischen Sammlungen angegliedert wurde, ging die heutige Musiksammlung der Wienbibliothek im Rathaus hervor. Er selbst unterstütze den Aufbau des Musikarchivs durch eine Spende und machte ihm ein Manuskript von Friedrich Flotows "Bettlerlied aus dem Wintermärchen" zum Geschenk. Von 1910 bis 1919 fungierte Hans Arnold Schwer als Ausschussmitglied des Alterthums-Vereins, dem heutigen Verein für Geschichte der Stadt Wien. Auch setzte er sich für die Herausgabe der ersten beiden Bände der "Wiener Lieder und Tänze" von Eduard Kremser ein und initiierte eine kritische Ausgabe sämtlicher Werke Franz Grillparzers. Verdient macht er sich auch, indem er sich für die Erhaltung des Sterbehauses von Joseph Haydn und des Geburtshauses von Franz Schubert einsetzte.

Im Vorfeld der Gemeinderatswahl vom April 1912 gab er im Selbstverlag eine als "Rechenschaftsbericht des Stadtrates Hans Arnold Schwer" titulierte Wahlkampfbroschüre heraus. Darin bezeichnete er es als seinen größten Erfolg, dass es ihm gelungen sei, den Bau des "Stadtmuseums" (heute Wien Museum) auf dem Karlsplatz, den er für den Museumsbau ungeeignet hielt, zu verhindern. Schwer sprach sich für den Bau des städtischen Museums auf der Schmelz aus und propagierte darüber hinaus den Bau einer "Lueger-Stadt" auf der Schmelz, um "noch kommenden Geschlechtern Zeugnis [zu] geben, von der Größe dieses Mannes, den wir mit Stolz den unseren – unseren Volksbürgermeister – nennen" (Schmelz – oder Karlsplatz, S. 5).

Ab 1924 wirkte Hans Arnold Schwer als Direktor der Blindenversorgungsanstalt in der Josefstadt. Im April 1919, kurz bevor er mit Beginn der Ära des Roten Wien zwangsläufig aus der Kommunalpolitik ausschied, wurde er zum Bürger der Stadt Wien ernannt.

Ein in der Wienbibliothek im Rathaus verwahrter Splitternachlass umfasst zehn Inventarnummern und enthält unter anderem Korrespondenzen mit den Bürgermeistern Josef Neumayer, Karl Lueger und Richard Weiskirchner sowie dem christlichsozialen Kommunalpolitiker Josef Porzer und dem Komponisten Eduard Kremser. Weitere Korrespondenzen an Hans Arnold Schwer finden sich in der Sammlung des Schriftstellers Rudolf Hawel. Auch die Ehrenbürger-Urkunde zum Bürger der Stadt wird in den Beständen der Wienbibliothek verwahrt.

2022 wurde die Widmung seines Grabes ehrenhalber auf dem Zentralfriedhof aufgehoben.

Werke (Auswahl)

  • Hans Arnold Schwer: Die Wahrheit über die Morde in Polna. Wien: Selbstverlag 1900
  • Hans Arnold Schwer: Schmelz – oder Karlsplatz?. Die Lueger-Stadt. Wien: Selbstverlag 1912

Quellen

Literatur


Hans Arnold Schwer im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks