Gustav Geiringer
Gustav Geiringer, * 15. Dezember 1856 Wien, † 22. April 1945 Wien, Gesangspädagoge, Pianist und Komponist.
Biografie
Der Sohn von Betti Geiringer, geborene Pinkas, und des jüdischen Kaufmanns Eduard Geiringer studierte von 1875 bis 1878 am Konservatorium (der Gesellschaft der Musikfreunde) Klavier bei Hans Schmitt und Kontrapunkt bei Franz de Paula Krenn, möglicherweise nahm er privat Gesangsunterricht. Anfänglich wirkte er als Pianist und spielte unter anderem mit dem Rosé-Quartett. Ab den 1880er Jahren gab Geiringer privaten Gesangsunterricht an seiner Wohnadresse in der Komödiengasse 10 und erwarb sich bald einen hervorragenden Ruf, auch Enrico Caruso konsultierte ihn bei seinen Wien-Aufenthalten. Zu seinen jährlichen Schüleraufführungen am Volkstheater kamen zahlreiche Agenten und Operndirektoren, um die Sänger und Sängerinnen an internationale Opernhäuser zu engagieren.
1900 wurde Geiringer Lehrer für Sologesang am Konservatorium, 1905 Professor, 1923 Mitglied des Direktoriums und 1924 Prorektor. 1929 pensioniert, begann er jedoch im Herbst 1929 (bis September 1930) wieder als Dozent zu unterrichten.
Geiringer komponierte Tänze für Klavier und die Posse mit Gesang "Wolf und Lampl" (frei bearbeitet nach dem Französischen von F. Zell), uraufgeführt am 15. Oktober 1888 am Theater an der Wien, dort kam auch der Operetteneinakter "Die indische Wittwe" (Text: F. Zell und Richard Genée), am 9. Februar 1889 zur Uraufführung.
Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen: 2. Preis beim Concurs für Klavier am Konservatorium 1876 und 1877; 1. Preis beim Concurs für Klavier am Konservatorium 1878; Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens 1918; Titel "Regierungsrat" 1921; Titel "Hofrat" 1924; Großes silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich 1929.
1891 heiratete er die die Schauspielerin Christine Bukovics von Kiss-Alacska, die zum Judentum konvertiert war. 1900 traten beide zum römisch-katholischen Glauben über und heirateten im selben Jahr auch nach katholischem Ritus.
Geiringer wurde zunächst in einem der Massengräber im Augarten begraben, am 8. November 1945 exhumiert und auf dem Döblinger Friedhof im Familiengrab bestattet.
Sein Bruder Sigmund (1849–1927) war Bankier und Finanzier unter anderem des Volkstheaters, der Bruder Anton (1855–1942, ermordet im Konzentrationslager Theresienstadt [Terezín/Tschechien]) wirkte am Volkstheater als Sekretär und Kassenchef.
Quellen
- Matricula Online: Trauungsbuch Altlerchenfeld, Signatur: 02–22, folio 63, Gustav Rudolf Geiringer und Christine Camilla Katharina Bukowics
- Die Gesangsschule Gustav Geiringers -- In: Der Tag, 25.3.1931, 10. Jahrgang, Nr. 2860, Seite 8
- Abschiedsfeier für den Gesangsmeister Hofrat Geiringer -- In: Neue Freie Presse (Abendblatt) 24.1.1929, Nr. 23118, Seite 1 (S. 21)
- Julius Bistron: Wie singt man richtig? Dialog mit Professor Gustqav Geiringer -- In: Neues Wiener Journal, 27.5.1923, 31. Jahrgang, Nr. 10603, Seite 8
- Opernvorstellung der Schule Geiringer -- In: Neues Wiener Journal, 11.5.1899, 7. Jahrgang, Nr. 1992, Seite 8
- Theodor Schablass: Aussergewöhnliche Concerte und Vorlesungen -- In: Österreichische Musik- und Theaterzeitung, April 1894, 6. Jahrgang, Nr. 13/14, Seite 9
Literatur
- Laura Sallfellner: Adrienne Gessner. Biographie einer österreichischen Schauspielerin (Diplomarbeit Wien) 2013
Gustav Geiringer im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.