Großes Michaelerhaus

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Großes Michaelerhaus, 1786
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von 1710
Datum bis
Andere Bezeichnung Altes Michaelerhaus
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Michaelerkirche
Einlagezahl Innere Stadt, EZ 629
Architekt Giovanni Battista Maderna
Prominente Bewohner Ignaz Czapka, Maria Oktavia Eszterházy, Joseph Haydn, Marianna Martines, Pietro Bonaventura Metastasio, Elfriede Ott, Nicola Antonio Porpora
PageID 3785
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser
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Letzte Änderung am 18.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Bildname Großes Michaelerhaus 1786.jpg
Bildunterschrift Großes Michaelerhaus, 1786
  • 1., Kohlmarkt 11
  • 1., Michaelerplatz 4
  • Nr.: 1152 (1821, bis: 1863)
  • Nr.: 1182 (1770, bis: 1795)
  • Nr.: 1220 (1795, bis: 1821)

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48° 12' 30.14" N, 16° 22' 2.14" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Michaelerhaus, Großes (auch Altes; 1., Kohlmarkt 11, Michaelerplatz 4; Konskriptionsnummer 1152).

Auf dieser Parzelle standen einst mehrere Gebäude: das Organistenhaus (erbaut um 1430 auf einstigem Friedhofsgelände; zur Pfarre gehörig, reichte bis vor die Kirche), das Mesnerhaus (erbaut um 1470) und ein von der Pfarrgemeinde 1559-1561 errichtetes "neues Gebäude" (sie kamen alle samt der Pfarre 1626 an die Barnabiten), weiters ein ab 1369 nachweisbares Bürgerhaus (das von den Barnabiten 1631 erworben wurde). Sämtliche Gebäude fielen am 17. Oktober 1704 einem Brand zum Opfer. Den Barnabiten wurde daraufhin von der Niederösterreichischen Landesregierung gestattet, einen Monat lang eine Sammlung durchzuführen, um den erlittenen Schaden wiedergutzumachen.

Die Barnabiten errichteten auf dem Areal einen Neubau, der vor 1710 (Ansicht auf dem Stadtplan von Steinhausen) vollendet war und größtenteils als Zinshaus genutzt wurde. Hier wohnte Pietro Bonaventura Metastasio, der 1698 als Soldatensohn in Rom geboren wurde und 1729 von Karl VI. als Hofdichter nach Wien berufen wurde, nachdem jener durch "Orti esperidi" und "Didone abbandonato" Bekanntheit erlangt hatte. Der Dichter lebte hier bis zu seinem Tod am 12. April 1782. Zur selben Zeit wohnten im dritten Stock die Geschwister Martinez, deren Wohnung ein Sammelplatz berühmter Musiker war. Metastasio interessierte sich sehr für Marianne Martinez, der er auch ein bedeutendes Vermögen vermachte.

1751-1756 wohnte in einer Bodenkammer des Hauses Joseph Haydn (Gedenktafel), der wegen Mutierens aus der Chorkapelle entlassen worden war. Metastasio förderte auch den jungen Haydn: Im Gegenzug für Klavierstunden für Marianne Martinez erhielt Haydn Kost in der Wohnung von Metastasio; dieses Arrangement währte drei Jahre lang; die Schülerin wurde später Sängerin, Pianistin und Komponistin, sowie Ehrenmitglied der philharmonischen Akademie in Bologna und erhielt das Doktordiplom in Pavia.

1752 ließ sich der italienische Komponist und Gesangslehrer Nicola Antonio Porpora in Wien nieder und wohnte bis zu seiner Rückkehr nach Neapel im Jahr 1760 in diesem Haus. Haydn wurde sein Kammerdiener und hatte unter anderem die Aufgabe, Porporas Gesangsschüler am Klavier zu begleiten, wofür er Unterricht, freie Kost und Logis erhielt.

Ebenfalls zur selben Zeit wohnte im ersten Stock des großen Michaelerhauses die verwitwete Fürstin Maria Oktavia Eszterházy, die Mutter von Paul Esterházy, dessen Kapellmeister Haydn in Eisenstadt wurde.

Seit 1833 befindet sich hier die Kunsthandlung L.T. Neumann, seit 1840 die Apotheke "Zum goldenen Hirschen". Aus dem Hof bemerkenswerter Blick auf die Michaelerkirche. Auf der anderen Seite der Kirche steht das Kleine Michaelerhaus.

Die berühmteste Bewohnerin der Gegenwart war die Schauspielerin Elfriede Ott, die hier von ihrem achten Lebensjahr (1933) bis zu ihrem Tod im Jahr 2019 lebte.

Quellen

Literatur

  • Katalog zur Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien. Wien 1959-2003. Band 113 (St. Michael 1288-1988), S. 97 ff.
  • Felix Czeike: Wien. Innere Stadt. Kunst- und Kulturführer. Wien: Jugend und Volk, Ed. Wien, Dachs-Verlag 1993, S. 115
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 6, 2. Teil. Wien ²1957 (Manuskript im WStLA), S. 406-409
  • Manfred Huss: Joseph Haydn. Eisenstadt 1984, S. 23 ff.
  • Karl Kobald: Alt-Wiener Musikstätten. 1919, S. 88 ff.
  • Hans Markl: Die Gedenktafeln Wiens. Wien: ABZ-Verlag 1949, S. 26 f.
  • Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959 (Perlenreihe, 1008), S. 46
  • Wiener Schriften. Hg. vom Amt für Kultur, Schulverwaltung der Stadt Wien. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1955-1981. Band 18, S. 170 (Brand 1704)

Weblinks