Grete von Urbanitzky

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Grete von Urbanitzky [1931]
Daten zur Person
Personenname Urbanitzky, Grete von
Abweichende Namensform Urbanitzky-Passini, Grete von; Urbanitzky-Wolosczuk, Grete
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 37719
GND 11731482X
Wikidata Q51957
Geburtsdatum 9. Juli 1893
Geburtsort Linz
Sterbedatum 4. November 1974
Sterbeort Genf
Beruf Schriftstellerin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Objektbezug
Quelle Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
Bildname UrbanitzkyGrete.jpg
Bildunterschrift Grete von Urbanitzky [1931]

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Grete von Urbanitzky (Urbanitzky-Passini), * 9. Juli 1893 Linz, † 4. November 1974 Genf (Schweiz), Schriftstellerin, Redakteurin.

Biografie

Grete von Urbanitzky absolvierte ihre schulische Ausbildung zuerst in Linz, dann in Zürich, wo sie sich auch für ein Studium der Naturwissenschaften und der Philosophie inskribierte, das sie aber zugunsten des Schreibens abbrach. 1909 übersiedelte sie nach Wien, 1911 erschien ihre erste Publikation, der Novellenband "Sehnsucht", 1913 als Reaktion auf Otto Weiningers "Geschlecht und Charakter" die theoretische Schrift "Wenn die Weiber Menschen werden … Gedanken einer Einsamen". Während des Ersten Weltkriegs warf sie zeittypisch patriotische Titel auf den Markt wie "Des Kaisers junge Soldaten!", danach publizierte sie in diversen Periodika. Dabei entpuppte sie sich als entschiedene Befürworterin eines Anschlusses Österreichs an Deutschland. Auch ihre damals erschienenen Romane zeigen Urbanitzkys nationalistische Einstellung. Die Autorin war gut im Literaturbetrieb vernetzt und mit Schriftstellern wie Felix Salten befreundet. Gemeinsam mit Raoul Auernheimer, Arthur Schnitzler, Siegfried Trebitsch und Ernst Peter Tal gründete Urbanitzky 1923 die österreichische Sektion des P.E.N.-Clubs, deren Generalsekretärin sie wurde.

Urbanitzky arbeitete als Pressechefin der Wiener Volksoper, betrieb eine Literaturagentur und war von 1925 bis 1928 Redakteurin der Zeitung "Der Tag". 1933 bezog sie offen für den Nationalsozialismus Stellung, als sie sich beim Internationalen P.E.N.-Kongress in Ragusa nicht nur weigerte, die Bücherverbrennungen in Deutschland zu verurteilen, sondern darüber hinaus auch die österreichische Delegation verließ, um sich der hitlertreuen Abordnung aus dem Deutschen Reich anzuschließen. Dies war auch der Grund für ihre Übersiedlung nach Berlin, von wo aus sie bei österreichischen Kolleginnen und Kollegen Werbung für den Beitritt im Reichsverband Deutscher Schriftsteller machte. Bei den Nationalsozialisten fielen einige ihrer Werke aber bald in Ungnade, so finden sich ihr philosemitischer Roman "Mirjams Sohn" sowie "Der wilde Garten", in dem eine lesbische Beziehung im Mittelpunkt steht, auf der "Liste 1 des schädlichen und unerwünschten Schrifttums" vom Oktober 1935. 1936 übersiedelte Urbanitzky nach Paris, zu Kriegsausbruch hielt sie sich zufällig in der Schweiz auf − und ließ sich im Tessin nieder. 1939 erfolgte der Ausschluss aus der Reichsschrifttumskammer, im "Reichsanzeiger" vom 15. September 1941 wurde verlautbart, dass ihr gesamtes Werk im Deutschen Reich verboten sei. Vorausgegangen war eine vom Sicherheitsdienst (SD) der SS veranlasste Prüfung des Romans "Miliza". In der Schweiz schrieb Urbanitzky meist unpolitische Unterhaltungsromane, mit denen sie nicht an ihre Erfolge aus der Zwischenkriegszeit anknüpfen konnte. Daneben arbeitete sie auch für die "Schweizer Illustrierte" und den "Züricher Tagesanzeiger". Nach Kriegsende versuchte sie vergeblich, sich als Opfer des Nationalsozialismus darzustellen. Sie blieb in der Schweiz, wo sie zuletzt als Korrespondentin bei den Vereinten Nationen in Genf tätig war.

Die Wienbibliothek im Rathaus bewahrt in der Handschriftensammlung Urbanitzkys 15 Archivboxen füllenden Nachlass auf, in der Musiksammlung befindet sich ein musikalischer Splitternachlass.

Quellen

Literatur

  • Ilse Korotin [Hg.]: biographiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 3: P−Z. Wien: Böhlau 2016
  • Murray G. Hall: Der Paul Zsolnay Verlag. Von der Gründung bis zur Rückkehr aus dem Exil. Tübingen: Niemeyer 1994 (Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur, Band 45), S. 339-344
  • Ursula Huber: Grete von Urbanitzky − ungeliebte Parteigängerin der Nationalsozialisten. In: L'homme 4/1993
  • Ursula Huber: Frau und doch kein Weib. Zu Grete von Urbanitzky. Monographische Studie zur Frauenliteratur in der österreichischen Zwischenkriegszeit und im Nationalsozialismus. Diss. Univ. Wien. Wien 1990

Grete von Urbanitzky im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.


Weblinks