Gina Kaus

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Gina Kaus
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Kaus, Gina
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Eckbrecht, Andreas; Wiener, Regina
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht weiblich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  3055
GNDGemeindsame Normdatei
Wikidata
GeburtsdatumDatum der Geburt 21. Oktober 1893
GeburtsortOrt der Geburt Wien
SterbedatumSterbedatum 23. Dezember 1985
SterbeortSterbeort Santa Monica, USA
BerufBeruf Schriftstellerin, Drehbuchautorin
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Zwischenkriegszeit, NS-Zeit, Karl Kraus (Portal)
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 21.03.2024 durch WIEN1.lanm09pra
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde
Grabstelle
BildnameName des Bildes Ginakaus.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Gina Kaus

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Gina Kaus, * 21. Oktober 1893 Wien, † 23. Dezember 1985 Santa Monica, USA, Schriftstellerin.

Biografie

Gina Kaus stammte einer jüdischen Kaufmannsfamilie ab, ihr bürgerlicher Name war Regina Wiener. Ihr Vater war der aus Preßburg stammende Kaufmann Max Wiener und ihre Halbschwester Stephanie Richter, die später durch ihre Nähe zu Hitler und der NSDAP Bekanntheit erlangte. Sie besuchte das Mädchenlyzeum des Schulvereins für Beamtentöchter und arbeitete zunächst im Laboratorium des Allgemeinen Krankenhauses. 1913 heiratete sie den wohlhabenden Juwelierssohn Josef Zirner, der aber bereits im Ersten Weltkrieg 1915 fiel. Im Jahr darauf ließ sich Kaus von dem wesentlich älteren Großindustriellen Josef Kranz, der einer der reichsten Männer Wiens war, zur finanziellen Absicherung adoptieren, weil sie bereits als dessen Geliebte in einem Palais in der Liechtensteinstraße lebte.

Kaus verkehrte in Wiener Intellektuellen- und Literatenzirkeln, insbesondere im Café Herrenhof, wo sich Franz Blei, Hermann Broch, Robert Musil und Franz Werfel (der sie in der Figur der Hedda Aschermann im Roman "Barbara oder Die Frömmigkeit" porträtierte) trafen, und wo sie auch den Psychologen und Schriftsteller Otto Kaus kennenlernte, von dem sie bereits 1919 ihren ersten Sohn erwartete. Sie beendete sodann die Liebesbeziehung zu Josef Kranz, der sie daraufhin enterbte und heiratete 1920 Kaus, mit dem sie dann noch einen weiteren Sohn hatte. Kaus galt als umtriebig und zeichnete sich durch zahlreiche Affären aus, etwa zu Otto Soyka. Durch Helene Kann lernte sie Karl Kraus kennen, mit dem sie eine enge Freundschaft verband, die sich nicht nur in regelmäßigen Treffen äußerte; Sie telefonierten bis kurz vor Kraus' Tod über Jahre hinweg täglich. Kraus galt als Mitwisser ihrer Liebesbeziehungen, hatte selbst aber keine Affäre mit Kaus.

Unter dem Pseudonym Andreas Eckbrecht veröffentlichte sie erste essayistische und literarische Arbeiten. Sowohl ihre Themen und Argumentation als auch die Publikationsorgane, in denen sie ihre Texte unterbrachte, belegen Kaus' Sympathien für sozialistische bzw. kommunistische Konzepte. So veröffentlichte sie beispielsweise den Artikel "Zur moralischen Bilanz der Bourgeoisie" in der Zeitschrift "Sowjet", in der auch ihre Novelle "Der Altar" erschien. Am 19. Oktober 1919 wurde ihr Stück "Diebe im Haus" im Schönbrunner Schlosstheater uraufgeführt. 1920 erschien mit der Novelle "Der Aufstieg" ihre erste selbstständige Buchpublikation, für die sie, unterstützt von Franz Blei, mit dem Theodor-Fontane-Preis ausgezeichnet wurde, was in der zeitgenössischen Presse kritisch kommentiert wurde. 1924 zog sie mit Otto Kaus nach Berlin, wo sie die pädagogische Zeitschrift "Die Mutter" und eine Beratungsstelle für Frauen der unteren Gesellschaftsschichten gründete. Über ihren Mann lernte sie Alfred Adler und dessen individualpsychologische Arbeit kennen, die starken Einfluss auf Kaus’ Schaffen ausübte. Gina Kaus verfasste wissenschaftliche Texte, etwa "Die seelische Entwicklung des Kindes" für das "Handbuch für Individualpsychologie" (1926).

Sie schrieb weiterhin sozialkritische Feuilletons, Rezensionen sowie Kurzgeschichten, Novellen und Romane, die in diversen Periodika abgedruckt wurden, ab Mitte der 1920er Jahre insbesondere in jenen des Ullstein-Verlags, darunter die "Vossische Zeitung", die "Berliner Morgenpost" und die "Berliner Illustrirte Zeitung".

1927 ließ sich Gina Kaus wieder von Otto Kaus scheiden und lernte zu dieser Zeit den angesehenen Wiener Rechtsanwalt Eduard Frischauer kennen. Aufgrund der österreichischen Gesetzeslage war eine Heirat zunächst nicht möglich, diese wurde erst 1940 in den USA vollzogen.

Ihre beiden ersten Romane erschienen 1928: "Die Front des Lebens" in 81 Folgen in der "Arbeiter-Zeitung" und "Die Verliebten", deren Charakterzeichnung individualpsychologisch geprägt ist, in Buchform bei Ullstein. Gina Kaus war eine gefragte, gut bezahlte Schriftstellerin, wurde aber im Bereich der Belletristik allgemein als gehobene Unterhaltungsschriftstellerin wahrgenommen, was vor allem an dem Roman "Die Überfahrt" (1932) lag.

Kaus’ Schriften schienen auf der Schwarzen Liste "Schöne Literatur" des NS-Bibliothekars Wolfgang Herrmann auf und wurden am 10. Mai 1933 in Berlin verbrannt (was Kaus in ihren Memoiren mit dem Satz "Nie zuvor war ich in besserer Gesellschaft gewesen." kommentierte). Ihre folgenden Bücher, der Roman "Die Schwestern Kleh" (1933) und die international erfolgreiche Biographie "Katharina die Große" (1937) erschienen schließlich beim Exilverlag Allert de Lange in Amsterdam. Bereits 1935 wurde Kaus vom Inhaber des Verlags Viking Press in die USA eingeladen, um sie und ihren Roman "Katharina", der ein Beststeller in den USA gewesen war, dem amerikanischen Publikum vorzustellen.

Kaus verließ mit ihren Söhnen und ihrem Lebensgefährten Eduard Frischauer am 14. März 1938, kurz nach dem Anschluss, Österreich. Die erste Exilstation war Paris, wo sie gemeinsam mit dem Produzenten Arnold Preßburger an mehreren Projekten arbeitete, etwa an der Verfilmung ihres Romans "Die Schwestern Kleh" unter dem Titel "Conflit". Zeitgleich entstand der Roman "Der Teufel von nebenan" (1940). Im September 1939 emigrierte Kaus in die USA und war fortan in Hollywood für verschiedene Filmstudios als Drehbuchautorin tätig, später als Übersetzerin von Filmskripten und Dramen. 1948 besuchte sie erstmals wieder Wien, 1951 Berlin, wollte aber nicht mehr nach Europa zurückkehren. Über viele Jahre hinweg schrieb Kaus an ihren Memoiren, die 1979 unter dem Titel "Und was für ein Leben ... mit Liebe und Literatur, Theater und Film" in Hamburg erschienen. Kaus starb 1985 in einem Pflegeheim in Santa Monica, Kalifornien.

Werke

  • Gina Kaus: Heute wie Gestern. Gebrochene Herzen, moderne Frauen, mutige Kinder. Kleine Prosa. Ausgewählt, hg. und mit einem Nachwort versehen von Veronika Hofeneder. Hildesheim / Zürich / New York: Olms 2013
  • Gina Kaus: Morgen um Neun. Roman. Mit einem Nachwort von Gerhard Bauer: Hildesheim / Zürich / New York: Olms 2008
  • Gina Kaus: Die Unwiderstehlichen. Kleine Prosa. Hg. und mit einem Nachwort versehen von Hartmut Vollmer. Oldenburg: Igel Verlag Literatur 2000
  • Gina Kaus: Von Wien nach Hollywood. Erinnerungen. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1990 [Neuauflage von "Und was für ein Leben"]
  • Gina Kaus: Und was für ein Leben ... mit Liebe und Literatur, Theater und Film. Hamburg: Knaus 1979
  • Gina Kaus: Der Teufel nebenan. Roman. Amsterdam: De Lange 1940
  • Gina Kaus: Katharina die Große. Amsterdam: De Lange 1937
  • Gina Kaus: Die Schwestern Kleh. Roman. Amsterdam: Allert de Lange 1933
  • Gina Kaus: Die Überfahrt. Roman. München: Knorr & Hirth 1932
  • Gina Kaus: Morgen um Neun. Roman. Berlin: Ullstein 1932
  • Gina Kaus: Der Aufstieg. Eine Novelle. München: Müller 1920

Quellen


Literatur

  • Katharina Prager / Simon Ganahl [Hg.]: Karl Kraus – Handbuch. Berlin: Springer 2022
  • Veronika Hofeneder: Der produktive Kosmos der Gina Kaus. Schriftstellerin, Pädagogin, Revolutionärin. Hildesheim / Zürich / New York: Olms 2013 (Germanistische Texte und Studien, 92)
  • Ingrid Walter: Dem Verlorenen nachspüren. Autobiographische Verarbeitung des Exils deutschsprachiger Schriftstellerinnen. Taunusstein: Driesen 2000
  • Die Vertreibung des Geistigen aus Österreich. Zur Kulturpolitik des Nationalsozialismus. [Zusammenstellung der Ausstellung: Hochschule für Angewandte Kunst in Wien. Katalog: Gabriele Koller ... Für den Inhalt verantwortlich: Oswald Oberhuber]. Wien: Zentralsparkasse 1982
  • Gina Kaus: Und was für ein Leben... mit Liebe und Literatur, Theater und Film. Hamburg: Albrecht Knaus 1979
  • Werner Röder / Herbert A. Strauss: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 / International biographical dictionary of Central European émigrés 1933−1945. Hg. vom Institut für Zeitgeschichte München und von der Research Foundation for Jewish Immigration. München [u.a.]: Saur 1980−1999
  • Harry Zohn: Österreichische Juden in der Literatur. Ein bio-bibliographisches Lexikon. Tel Aviv: Olamenu 1969
  • Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963
  • Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
  • Karl Kraus-Net: Gina Kaus [Stand: 31.01.2024]
  • biografiA: Kaus Gina [Stand: 31.01.2024]


Gina Kaus im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks