Georg Jarno

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Georg Jarno
Daten zur Person

Georg Jarno (eigentlich György Kohner), * 3. Juni 1868 Ofen, † 24. Mai 1920 Breslau (Wrocław/Polen), Komponist und Kapellmeister.

Biografie

Seine Eltern waren der "Hofpferdelieferant" Károly Kohner und Catharina, geborene Bretschneider, die jedoch schon früh starb. Der Vater heiratete 1869 Catharinas jüngere Schwester Terez. Wie sein Bruder Josef Jarno nannte sich Georg Kohner seit den 1890er Jahren Jarno, die amtliche Bewilligung ist von 1904.

Jarno studierte Orchestrierung, Musiktheorie und Klavier an der Königlich-Ungarischen Musikakademie. Nach Abschluss seines Studiums 1892 ging er nach Berlin, wo er Klavier- und Gesangsstunden gab und bei verschiedenen Wandertruppen als Kapellmeister wirkte, in den Sommermonaten meist in Kurorten. Ab 1894 folgten Engagements als Kapellmeister an den Theater in Thorn/ Westpreußen (Toruń/Polen), Hanau/Hessen, 1896/97 Erster Kapellmeister in Gera/Thüringen, danach am Thalia-Theater in Halle an der Saale, am Stadttheater in Liegnitz/Schlesien (Legnica/Polen), in Metz, Lauban/Schlesien (Lubań/Polen), Mannheim und Chemnitz, 1904 und 1905 am Wilhelm-Theater in Magdeburg und im Kurort Bad Kissingen. Mit seiner ersten Oper "Die schwarze Kaschka" hatte er großen Erfolg und sie wurde an vielen Theatern nachgespielt, doch die beiden folgenden trafen nicht seine Erwartungen und so wandte er sich der Operette zu.

1907 und 1908 war er Erster Kapellmeister am neu eröffneten Schauspielhaus in Breslau. 1907 dirigierte er am Wiener Theater in der Josefstadt die Uraufführung seiner Operette "Die Förster-Christl", in der seine Schwägerin Hansi Niese die Titelrolle sang, was zum großen Erfolg der Operette beitrug. Das Stück stand bis Ende Februar beinahe täglich am Spielplan. Vom 10. April 1908 bis zum 16. Mai 1909 wurde es durchgehend am Fürsttheater aufgeführt. Auch wurde "Die Förster-Christl" an überaus vielen deutschsprachigen Bühnen in der Monarchie, in Deutschland und der Schweiz – bis zur NS-Zeit – nachgespielt. Die Operette wurde mehrmals verfilmt, unter anderem 1926 als Stummfilm und 1952 durch den Regisseur Arthur Maria Rabenalt. Auch die weiteren Operetten waren erfolgreich und standen auf vielen Bühnen auf dem Spielplan, lange hielt sich auch "Mein Annerl", die Jarno für Alexander Girardi komponiert hatte. Seine letzte Operette "Die Csikosbaroneß" wurde in Leipzig, Dresden, Hamburg, Bremen und Stuttgart nachgespielt. Zur Vorbereitung der Aufführung in Breslau reiste Jarno dorthin, erkrankte aber schwer und verbrachte seine letzten Wochen in einer Breslauer Privatklinik.

Am 14. August 1902 hatte er sich mit der Sängerin Anna Susanne Elisabeth, geborene Hirschbein (*23.8.1872 Alfeld bei Hildesheim, †6.4.1945 Wien) verheiratet. Sie sang unter dem Namen Lili Herta von 1898 bis 1902 an verschiedenen Bühnen, danach dürfte sie ihre Bühnenlaufbahn aufgegeben haben.

Bühnenwerke

  • Die schwarze Kaschka. Oper (Text: Viktor Blüthgen nach seiner Novelle gleichen Titels), 12.5.1895 Stadttheater Breslau -- 1.9.1897 Bad Ischl
  • Der Richter von Zalamea. Oper (Text: Viktor Blüthgen nach Calderón de la Barca), 14.3.1899 Stadttheater Breslau
  • Der zerbrochene Krug. Komische Oper (Text: Heinrich Lee nach Heinrich von Kleist), 15.1903 Stadttheater Hamburg -- umgearbeitete Fassung unter dem Titel "Johanniszauber", 1911 Stadttheater Hamburg
  • Der Goldfisch. Operette (Text: Richard Jäger), 20.1.1907 Schauspielhaus Breslau
  • Die Förster-Christl. Operette (Text: Bernhard Buchbinder), 17.12.1907 Theater in der Josefstadt
  • Das Musikantenmädel. Operette (Text: Bernhard Buchbinder), 18.2.1910 Theater in der Josefstadt
  • Die Marine-Gustl. Operette (Text: Bernhard Buchbinder), 22.3.1912 Theater in der Josefstadt
  • Das Farmermädchen. Operette (Text: Georg Okonkowski), 22.3.1913 Theater "Groß-Berlin" Berlin -- 29.10.1913 Opernhaus Graz
  • Mein Annerl. Operette Wilhelm Sterk und Fritz Grünbaum), 7.10.1916 Carltheater
  • Jungfer Sonnenschein. Operette (Text: Bernhard Buchbinder), 16.2.1918 Volksoper Hamburg -- 18.5.1918 Carltheater
  • Die Csikosbaroneß. Operette (Text: Fritz Grünbaum), 28.10.1919 Neue s Operettentheater Hamburg

Quellen

  • Österreichische Nationalbibliothek: Sammlung Georg Jarno
  • Wienbibliothek Digital: Georg Jarno
  • ANNO: Komponist Georg Jarno in Breslau gestorben. In: Neues Wiener Journal, 26.5.1920, 28. Jahrgang, Nr. 9537, Seite 6
  • ANNO: [zu"Jungfer Sonnenschein"]. In: Neue Freie Presse (Morgenblatt), 19.5.1918, Nr. 19300, Seite 17
  • ANNO: Carl-Theater. Zum erstenmal "Jungfer Sonnenschein". In: llustrirtes Wiener Extrablatt, 19.5.1918, 47. Jahrgang, Nr. 134, Seite 9
  • ANNO: Carl-Theater. Zum erstenmal "Jungfer Sonnenschein". In: Arbeiter Zeitung , 19.5.1918, 30. Jahrgang, Nr. 134, Seite 11
  • ANNO: Der Humorist , 21.2.1910, 30. Jahrgang, Nr. 6, Seite 2f. (zur Uraufführung des "Musikantenmädels")
  • ANNO: Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe) , 19.2.1910, 44. Jahrgang, Nr. 49, Seite 13 (zur Uraufführung des "Musikantenmädels")
  • ANNO: Illustrirtes Wiener Extrablatt, 19.2.1910, 39. Jahrgang, Nr. 49, Seite 10 (zur Uraufführung des "Musikantenmädels")
  • ANNO: Arbeiter Zeitung, 18.12.1907, 19. Jahrgang, Nr. 347, Seite 8 (zur Uraufführung der "Förster-Christl")
  • ANNO: Neue Freie Presse, 18.12.1907, Nr. 15563, Seite 12 (zur Uraufführung der "Förster-Christl")
  • ANNO: Wiener Zeitung, 18.12.1907, Nr. 291, Seite 20f (S. 4f; zur Uraufführung der "Förster-Christl")
  • ANNO: Ischler Wochenblatt, 5.9.1897, 25. Jahrgang, Nr. 26, Seite 4 (zur Aufführung der Oper "Die schwarze Kaschka" in Bad Ischl)

Literatur


Georg Jarno im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.


Weblinks