Gaswerk Simmering

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Schrägluftaufnahme des Gaswerkareals in Simmering (Mai 1956)
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von 1899
Datum bis
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 9907
GND
WikidataID
Objektbezug Langes 19. Jahrhundert
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 6.12.2022 durch WIEN1.lanm08jan
Bildname AT-WSTLA 3.3.11.FC2.56170.193.jpg
Bildunterschrift Schrägluftaufnahme des Gaswerkareals in Simmering (Mai 1956)
  • 11., Eyzinggasse 12

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Das Gaswerk Simmering am Generalstadtplan von 1904

Gaswerk Simmering (11, Eyzinggasse 12).

Blick vom Gaswerk auf die im Umbau befindlichen Gasometer in Simmering, 1999/2000.
Situationsplan (Franz Kapaun: Die Erbauung des Wiener Städtischen Gaswerkes. Wien 1901, Abb 4)
Gasbehälter im Gaswerk Simmering (1966)

Gründungsbeschluss

Nachdem im Gemeinderat der Beschluss gefasst worden war die Gasversorgung zu kommunalisieren wurde am 5. Juni 1892 ein Programm für den Bau städtischer Gaswerke umzusetzen legte 1894 Theodor Herrmann ein neues Projekt für ein Zentralgaswerk in Simmering vor. Am 21. und 27. Oktober 1896 fasste der Gemeinderat die erforderlichen Beschlüsse zum Bau des städtischen Gaswerks Simmering (erstes städtisches Gaswerk; errichtet 1896-1899). Auf dem Areal stand ursprünglich die Zündhütchenfabrik des liberalen Bezirksvorstehers Georg Krepp.

Bau

Am 12. März 1895 wurde der Baukonsens nach den Plänen des Konsulenten Theodor Herrmann erteilt. Der Bau wurde mit 30 Millionen Gulden budgetiert.[1] Der Bau des Gaswerks Simmering erfolgte durch die Union-Baugesellschaft. Am 28. Dezember 1896 erfolgte der erste Spatenstich, am 14. August 1899 wurde der Probebetrieb (Anheizung der ersten Ofenbatterie) und ab 1. November 1899 die Versorgung aufgenommen. Das Werk verfügte über ein Ofenhaus mit 180 Öfen mit neun schrägliegenden Retorten und einer Schrägkammerofenanlage zur Kohlevergasung, Gebäude zur Kohlegasreinigung mit Teerabscheider, Ammoniakwaschanlage und Naphthalinwaschanlage. Im Kühlerhaus wurden Teer und Ammoniak aus dem Rohgas entfernt. Zum Transport des Stadtgases ins Leitungsnetz dienten zwölf Exhaustoren. Am 3. Juli 1903 genehmigte der Gemeinderat den Bau einer "Wassergasanstalt" mit einem Output von 70.000-100.000 Kubikmeter pro Tag als Ergänzung zur Steinkohlengaserzeugung. Sie ging 1904 in Betrieb. Im Jahr 1909 wurde ein fünfter freistehender Gasbehälter errichtet und ging in Betrieb.[2]

Betrieb

Am 31. Oktober 1899 wurden die Laternen auf der Ringstraße erstmals mittels Gas aus diesem Gaswerk beleuchtet. Das Gaswerk Simmering verfügte über vier Gasometer (Inbetriebnahme des Gasbehälters 5 im Herbst 1909). 1904 wurde mit der Wassergaserzeugung begonnen. Am 7. Jänner 1904 überstieg die tägliche Gasabgabe erstmals 500.000 m³. Während das erzeugte Gas zunächst ausschließlich für Beleuchtungszwecke verwendet wurde, erweiterte sich ab 1910 die Nutzung in privaten Haushalten (Gasherde, Heizgeräte). Im Jahr 1911 kam es zur Übernahme der Versorgungsgebiete der beiden verbliebenen privaten Gasanstalten. Der wachsende Bedarf erforderte 1912/13 den Übergang zur mechanischen Beladung der Öfen mit Kohle. 1914 ging eine Koksaufbereitungsanlage mit einer Kapazität von 60 Tonnen pro Stunde in Betrieb. Nach Ende des Ersten Weltkrieges setzte sich der Ausbau fort. Eine Anlage zur Gewinnung von Schwefel, der Bau eines neuen Kesselhauses und der Ausbau der Zentralgeneratorenanlage standen im Mittelpunkt. 1926-1928 wurden fünf BBC-Dampfturbinengebläse errichtet. Die 1935 in Betrieb genommene neue Verbundofenanlage wurde wahlweise mit Generator- oder Stadtgas beheizt. Nachdem 1939 eine neue Koksbrech- und Sortieranlage gebaut und 1940-43 die bestehende Kammerofenanlage erweitert wurde musste am 20. Dezember 1943 die Erzeugung von Wassergas kriegsbedingt eingestellt werden.[3]

Aufgrund seiner Kriegswichtigkeit war das Gaswerk Simmering 1944/45 mehrmals Ziel von Angriffen alliierter Bomber. Am 16. Juli fand ein erster Großangriff auf das Gaswerk statt. Rund 1200 Stabbrandbomben fielen auf das Werksgelände. Am 17. Oktober 1944 fielen erneut Strengbomben, am 11. Dezember 1944 Brandbomben. Durch den ersten Erdgasbezug aus dem Marchfeld am 30. Dezember 1944 konnten die Produktionsausfälle allerdings teilweise kompensiert werden. Am 9. April 1945 besetzte im Zug des Kampfs um Wien die Rote Armee das Werk. Ab 20. Mai 1945 konnte wieder Gas abgegeben werden. Es dauerte bis 1948 ehe der Normalbetrieb wieder völlig hergestellt war.Während der 1950er Jahre kam es zu umfangreichen weiteren Ausbauschritten.[4]

Umstellung auf Erdgas

Im Jahr 1966 wurde im Gaswerk Simmering die klassische Gaserzeugung aus Steinkohle eingestellt und auf Spaltgaserzeugung umgestellt. Der Horizontalkammerofen wurde am 11. Mai 1966 stillgelegt; Seit 1967 ist das Stadtgas entgiftet. Ab 1968 bezog das Gaswerk Erdgas aus der Sowjetunion. Am 17. Dezember 1968 wurde in Simmering der neue Schraubenbehälter mit einem Fassungsraum von 300.000 Kubikmeter, der größte seiner Art in Europa, in Betrieb genommen. Die Erdgasleitung Aderklaa - Donaustadt - Simmering ging im Jänner 1977 in Betrieb. Die Gasometer dienten noch bis 1985/1986 der Erdgasspeicherung. Der freistehende Gasbehälter V wurde bereits am 14. Oktober 1980 stillgelegt. Gleichzeitig wurde ein neues Zentrallager der Gaswerke in Simmering eingerichtet. Die Geschichte der Gasproduktion und -lagerung am Standort Simmering ging damit zu Ende.[5]

Zwangsarbeiterlager

An der Adresse Simoningplatz 2 befand sich ein Zwangsarbeiterlager der Gaswerke Simmering.

Siehe auch: Gasometer, Städtische Gaswerke

Quellen

Literatur

  • Die Erbauung des Wiener städtischen Gaswerkes. Wien: Wiener Gemeinderath 1901
  • Robert Medek: 85 Jahre Städtisches Gaswerk Wien-Simmering – Kommunale Gasversorgung seit 1899. Sonderausstellung der Wiener Stadtwerke-Gaswerke im Bezirksmuseum Simmering, 9. November 1984 bis 13. Jänner 1985. Hg. von Wiener Stadtwerke-Gaswerke. Wien: Selbstverlag 1985

Einzelnachweise

  1. Die Erbauung des Wiener städtischen Gaswerkes. Wien: Wiener Gemeinderath 1901, S. 7.
  2. Robert Medek: 85 Jahre städtisches Gaswerk Wien-Simmering – Kommunale Gasversorgung seit 1899. Sonderausstellung der Wiener Stadtwerke-Gaswerke im Bezirksmuseum Simmering, 9. November 1984 bis 13. Jänner 1985. Hg. von Wiener Stadtwerke-Gaswerke. Wien: Selbstverlag 1985, S. 17.
  3. Robert Medek: 85 Jahre städtisches Gaswerk Wien-Simmering – Kommunale Gasversorgung seit 1899. Sonderausstellung der Wiener Stadtwerke-Gaswerke im Bezirksmuseum Simmering, 9. November 1984 bis 13. Jänner 1985. Hg. von Wiener Stadtwerke-Gaswerke. Wien: Selbstverlag 1985, S. 17-20.
  4. Robert Medek: 85 Jahre städtisches Gaswerk Wien-Simmering – Kommunale Gasversorgung seit 1899. Sonderausstellung der Wiener Stadtwerke-Gaswerke im Bezirksmuseum Simmering, 9. November 1984 bis 13. Jänner 1985. Hg. von Wiener Stadtwerke-Gaswerke. Wien: Selbstverlag 1985, S. 20-22.
  5. Robert Medek: 85 Jahre Städtisches Gaswerk Wien-Simmering – Kommunale Gasversorgung seit 1899. Sonderausstellung der Wiener Stadtwerke-Gaswerke im Bezirksmuseum Simmering, 9. November 1984 bis 13. Jänner 1985. Hg. von Wiener Stadtwerke-Gaswerke. Wien: Selbstverlag 1985, S. 22-25.