Günther Nenning

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Daten zur Person
Personenname Nenning, Günther
Abweichende Namensform
Titel Dr. phil., Dr. rer. pol.
Geschlecht männlich
PageID 32309
GND 119318245
Wikidata Q1561686
Geburtsdatum 23. Dezember 1921
Geburtsort Wien
Sterbedatum 14. Mai 2006
Sterbeort Waidring
Beruf Journalist, Autor, Politiker
Parteizugehörigkeit Sozialistische Partei Österreichs, Die Grünen
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Objektbezug
Quelle Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Theodor-Körner-Preis (Verleihung: 1960)
  • Theodor-Körner-Preis (Verleihung: 1961)
  • Theodor-Körner-Preis (Verleihung: 1962)
  • Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich
  • Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (Verleihung: 16. Dezember 1996, Übernahme: 1997)


  • Vorsitzender der Journalistengewerkschaft (1950 bis 1985)

Günther Nenning, * 23. Dezember 1921 Wien, † 14. Mai 2006 Waidring, Politiker, Journalist.

Biografie

Günther Nenning kam als Sohn einer Beamtenfamilie in Wien auf die Welt. Nach der Matura am Realgymnasium Stubenbastei wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und studierte nach dem Krieg an der Universität Graz. 1949 promovierte er zum Dr.phil. im Fach Sprach- und Religionswissenschaften, 1959 zum Dr.rer.pol.

Bereits während des Studiums begann Nenning seine journalistische Tätigkeit bei der sozialistischen Tageszeitung "Neue Zeit" in Graz, deren stellvertretender Chefredakteur er bis 1958 war. In diesem Jahr wechselte er als Mitherausgeber zu der von Friedrich Torberg gegründeten Kulturzeitschrift "Forum" in Wien. Ab 1965 wirkte er als Eigentümer und Chefredakteur dieses Organs, das ab nun bis zum Tod Torbergs unter dem Titel "Neues Forum" erschien. Günther Nenning übertrug die Zeitschrift 1970 in das gemeinschaftliche Eigentum der Redakteure und Angestellten.

Unter seiner Leitung wurde das "Forum" zu einer Plattform für den christlich-marxistischen Dialog und die emanzipatorischen Anliegen der 1968er-Bewegung und stand zunehmend im Brennpunkt öffentlicher Diskussionen. Außerdem war Nenning Mitherausgeber der Zeitschrift "Europäische Perspektiven" und ab 1960 Vorsitzender der Journalistengewerkschaft sowie Präsidiumsmitglied der Gewerkschaft Kunst, Medien und Freie Berufe. Daneben erlangte er Bekanntheit als Diskussionsleiter des "Club 2" im ORF (1976 bis 1985) und ab 1975 als Moderator der ARD-Talkshow "III nach 9".

Nenning scheute sich nie, Themen provokativ aufzugreifen und offene Kritik auch in den eigenen Reihen zu üben. 1966 forderte er eine Verjüngung und Modernisierung der SPÖ; in den frühen 1970er Jahren engagierte er sich für Wehrdienstverweigerung und die Abschaffung des Bundesheeres. Als unkonventioneller Querdenker – bereits 1966 und 1968 gab es Stimmen, die seinen Parteiausschluss forderten – war er zwar schon von Bruno Kreisky als "Wurstel" bezeichnet, aber toleriert worden. Mit seinem Eintreten gegen das Atomkraftwerk in Zwentendorf stellte er sich erneut gegen Kreisky. Nach seinem massiven und medienwirksamen Engagement für die Anliegen der Umweltschützer rund um den geplanten Kraftwerksbau in Hainburg (mit Auftritten Nennings als "Auhirsch") schloss man ihn in einer Schiedsgerichtsverhandlung des SPÖ-Parteigerichts im April 1985 aus der SPÖ aus – eine Entscheidung, die durch die Bundesgremien im November 1985 bestätigt wurde.

In weiterer Folge versuchte Nenning, an der Formung einer grünen Partei mitzuwirken. Im gleichen Jahr erfolgte der ebenso umstrittene Ausschluss des bisherigen Vorsitzenden der Journalistengewerkschaft aus dem ÖGB. 1990 rehabilitierte man ihn dort vollständig und im Jahr 2000 erfolgte die Ehrung des Journalisten für seine 50-jährige Mitgliedschaft.

Nach einem Zwischenspiel als Repräsentant der sich formierenden grün-alternativen Bewegung Mitte der 1980er Jahre war Nenning als freier Journalist für so weltanschaulich unterschiedliche Blätter wie die "Neue Kronen Zeitung" (mit deren Herausgeber Hans Dichand er seit seiner Grazer Zeit befreundet war), "Die Presse", das Wochenmagazin "Profil", die Hamburger "Zeit" und die Züricher "Weltwoche" tätig. Typisch mag für ihn seine Selbsteinschätzung als "rot, grün, hellschwarz christlich und unterhalb aller meiner Farben rot-weiß-rot" sein.

Nenning veröffentlichte neben seiner journalistischen Tätigkeit eine Reihe politischer Bücher und Essaybände. Sein Bühnenstück "Elefantenhochzeit", ein Werk um das Thema Pressefreiheit, wurde erstmals 1981 im Grazer Schauspielhaus aufgeführt. Weiters war Nenning auch Regisseur mehrerer TV-Filme. Zuletzt trat er als Herausgeber der 2005 erschienenen Anthologie "Landvermessung" auf, ein Sammelwerk in 21 Bänden mit Texten der wichtigsten österreichischen Autorinnen und Autoren seit 1945. Das inoffiziell auch "Austrokoffer" genannte Projekt war unter kritischen Autorinnen und Autoren nicht unumstritten.

Nenning verstarb am 14. Mai 2006 in seiner Tiroler Wahlheimat und ist in Mödling begraben. Sein Nachlass befindet sich in der Wienbibliothek im Rathaus.

Werke (Auswahl)

  • Günther Nenning: Anschluß an die Zukunft. Österreichs unbewältigte Gegenwart und Vergangenheit. Wien [u. a.]: Europa-Verlag 1963
  • Günther Nenning: Öffnung und Untergang: Thesen über den Weg zum Sozialismus. Wien: Europa-Verlag 1966
  • Günther Nenning: Erzherzog Johann. Mythos und Wirklichkeit. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1982
  • Günther Nenning: Grün-Kraft. Wien: Orac 1985
  • Günther Nenning: Grenzenlos deutsch. Österreichs Heimkehr ins falsche Reich 1988
  • Günther Nenning: Erzherzog Johanns Wiederkehr. Wien: Amalthea 1990
  • 'Günther Nenning: Auf den Klippen des Chaos. Hamburg: Hoffmann und Campe 1993
  • Günther Nenning: Mehr Opium, Herr! Rückwege zur Religion. Düsseldorf: Patmos-Verlag 1995
  • Günther Nenning: Gott ist verrückt. Die Zukunft der Religion. Düsseldorf: Patmos-Verlag 1997
  • Günther Nenning: Anders gesehen. Wien: Ueberreuter 2002
  • Günther Nenning: Kostbarkeiten österreichischer Literatur: 111 Porträts in Rot-Weiß-Rot. Wien: Ueberreuter 2003

Quellen

Literatur


Günther Nenning im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks