Fridl Loos

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Daten zur Person

Fridl Loos, * 22. September 1905 Rodaun (Niederösterreich), † 27. Juni 2000 Buenos Aires (Argentinien), Modedesignerin, Malerin.

Biografie

Fridl Loos wurde am 22. September 1905 als Elfriede Steininger in Rodaun bei Wien geboren. Sie studierte von 1921 bis 1925 an der Kunstgewerbeschule in Wien. Während ihrer Studienzeit besuchte sie Lehrveranstaltungen bei Rudolf Larisch (Ornamentale Schrift, Heraldik), Erich Mallina (Allgemeines Aktzeichnen), Rosalia Rothansl (Werkstätte für Textilarbeiten), Franz Čižek (Ornamentkurs) und Josef Hoffmann (Architektur). An der Kunstgewerbeschule lernte sie auch ihren späteren Ehemann Walter Loos kennen.

Nach ihrem Studium eröffnete sie 1925 unter ihrem Namen einen Modesalon in Wien. Einen weiteren Salon eröffnete sie 1928 gemeinsam mit der Modekünstlerin Gertrud Höchsmann. Im Kontext von Film- und Theaterproduktionen entwarf sie in den 1930er Jahren Kostüme für Otto Ludwig Preminger und Max Reinhardt. Die Schauspielerin Hedy Lamarr und die Unternehmerin Helena Rubinstein gehörten zu ihren Kundinnen. Sie arbeitete auch international und entwarf im Auftrag des Londoner Modehauses "Jaeger House" zwei Mal jährlich Kollektionen, die in Fachzeitschriften wie Vogue und Harper’s Bazaar präsentiert wurden.

Als sozialistisch eingestellte und moderne Künstlerin musste sie aufgrund der politischen Situation in Österreich das Land Ende der 1930er verlassen. Ihre internationalen Arbeitsbeziehungen erleichterten diesen Prozess. 1938 emigrierte gemeinsam mit dem Architekten Walter Loos, den sie 1939 heiratete, nach Großbritannien. Im Folgejahr gingen sie in die USA und 1940 nach Argentinien, da es ihnen nicht gelangt eine dauerhafte Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung in den USA zu bekommen. In Buenos Aires begann sie im Modesalon "Drecoll" zu arbeiten und eröffnete 1941 ihren eignen Modesalon auf der Calle Florida, eine der wichtigsten Einkaufsstraßen in Buenos Aires. Das Geschäft wurde von Walter Loos gestalten. Die Geschäftspartner:innen waren der Regisseur Alberto Zavalía und die Schauspielerin Delia Garcés. Für Garcés entwarf sie Kostüme für Filmproduktionen, aber auch Kleidung für dem alltäglichen Gebrauch.

"I cannot tell you what great pleasure it gave us to see the clothes you designed and made […] We wish you the greatest success with these clothes. They are charming and quite different from the things we see in New York or from the boutiques of Paris",[1] schrieb die Moderedakteurin und Kolumnistin Diana Vreeland 1955 in einem Brief an Fridl Loos. Vreeland war jahrzehntelang die Herausgeberin von Harper’s Bazar und bezieht sich in diesem Schreiben auf ein zentrales Charakteristikum in den Entwürfen von Loos. In ihren Modeentwürfen kombinierte sie Aspekte der autochthonen Traditionen – für Argentinien typische Materialien wie Leder, Fell, Leinen oder typische Schnitte wie der Poncho – mit der modernen Formensprache des "Pariser Chic", der in den 1940er und 50er Jahren auch in Buenos Aires populär war. Mit Walter Loos besuchte sie den Norden Argentiniens und lies Elemente dieser Trachten in ihre Entwürfe einfließen, die von einem starken und ungewöhnlichen Farbkontrasten und Musterkombinationen geprägt waren.

Anfang der 1940er Jahren waren die Geschäfte sehr erfolgreich. 1943 eröffnete Loos einen Laden im Badeort Mar del Plata, wo allerdings nur Saisonarbeit möglich war. 1944 musste Loos die Partnerschaft mit Garcés und Zavalía auflösen, weil die Mieten in der Calle Florida zu hoch geworden waren. Sie übersiedelte ihr Geschäft in die Avenida Santa Fé. 1946 eröffnete sie einen weiteren Salon in der Galería Pacífico mit dem Namen "Rancho". Bei dem Namen handelte es sich um die Bezeichnung für die traditionellen Wohnräume der Landbevölkerung, strohbedeckte Hütten. Alle Geschäfte wurden von Walter Loos gestalten und im Fall von "Rancho" bezog sich auch die Gestaltung des Schaufensters auf den Namen: Die Auslage war mit Ziegelsteinen eingefasst und mit Stroh und Keramiken dekoriert. Im Geschäft wurde Alltagskleidung verkauft: weit schwingende Röcke mit bunten Farben und Mustern, einfache weiße Blusen und moderne Variationen des Ponchos. In der Höchstphase ihres Unternehmens beschäftigte sie bis zu 80 Modezeichnerinnen und -schneiderinnen. Auf Grund der rückläufigen Wirtschaftsentwicklung Argentiniens wurde die Geschäftsführung immer schwerer und 1969 musste Loos ihr letztes Geschäft auf der Avenida Santa Fé wegen zu hoher Mieten schließen. Bis zum Tod ihres Mannes 1974 arbeitete sie in seinem Atelier weiter und danach empfing sie noch für einige Jahre Stammkund:innen in ihrer Wohnung.

Fridl Loos arbeitete nicht nur im Bereich Mode- und Textildesign, sondern auch als Malerin. Ihre Arbeiten waren 1950 im Institut für Moderne Kunst Buenos Aires, 1955 in der (Galerie "The Contemporaries" in New York und 1958 im Museum Moderner Kunst in Rio de Janeiro zu sehen. Im Juni 2000 verstarb sie mit 95 Jahren in Buenos Aires. Im Centro Cultural Recoleta in Buenos Aires wurde im Juli 2002 eine ihr gewidmete Ausstellung gezeigt, an der sie bis zu ihrem Tod mitgearbeitet hat. Mit einer Auswahl von Gemälden, Fotogrammen, Modezeichnungen und Modellen wurde die Vielfältigkeit ihrer künstlerischen Praxis präsentiert.

Literatur

  • Ilse Korotin (Hg.): biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 1. Wien / Köln / Weimar: Böhlau Verlag 2016, S. 2018 f.
  • Sonja Pisarik / Friedrich Achleitner: Walter Loos, Fridl Loos, Hermann Loos - paraíso argentino: [... anlässlichen der Ausstellung 'Der Unbekannte Loos: Walter', Architekturzentrum Wien, 2. März 2006 – 22. Mai 2006], Wien: Holzhausen 2006

Referenzen

  1. Brief von Diana Vreeland an Fridl Loos, datiert 7. Juni 1955 – im Besitz der Sammlung Fridl Loos, Buenos Aires